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Bierbrauen ist eine Kunst, die man erlernen muss – Nico Döring und Heiko Mirschel vom "hôtel schloss romrod" taten genau das und machten damit ihre Leidenschaft zu einer Kunst„Brau dir, was dir schmeckt!“

SONDERTHEMA / ROMROD (ol). Bier ist nicht gleich Bier – das zeigt jetzt das „tatCRAFT – Atelier der Braukünste“ in Romrod. Welche Geschmackvielfalt die Bierbraukunst bietet, wie sich eigenes Bier von alltäglichen Bieren unterscheidet und was die Bier- EM im Schloss Romrod ist, erzählen uns die Biersommeliere mit Auszeichnung Nico Döring und Heiko Mirschel vom „hôtel schloss romrod“.

Dass das „hôtel schloss romrod“ immer wieder für innovative und moderne Ideen sorgt, ist längst kein Geheimnis mehr. Zuletzt erweckten sie die „alte hôfreite“ zum neuen Leben und schafften wieder ein ideenreiches Gesamtkonzept. Das neuste Ergebnis ihrer kreativen Schöpfungskraft: das „tatCRAFT – Atelier der Braukünste“, das ebenfalls in der „alten hôfreite“ eingerichtet wurde. Für dieses moderne Konzept bedurfte es nicht nur der Umsetzung eines Traumes, sondern ebenfalls einiges an Können, um die Kunst des Bierbrauens zu erlernen und um sie nun weiterzugeben.

Schloss Romrod goes Bier

Nico Döring und Heiko Mirschel vom „hôtel schloss romrod“ sind ausgezeichnete Biersommeliere und verraten in einem Interview, wie sie dazu kamen, auf was es ankommt und welche Vielfalt an Aromen Bier zu bieten hat.

Bieriges auf Schloss Romrod – Wie kam es dazu?

Schon seit vielen Jahren ist Bier brauen unsere Leidenschaft und wir haben gemerkt, dass unsere selbst gebrauten Biere auf viel Interesse stoßen. Anfang Januar sind wir den nächsten Schritt gegangen und haben in der Weltbierhauptstadt Bamberg eine intensive Ausbildung zum Diplom-Biersommelier gemacht, um unsere Brau- und Bierkenntnisse zu professionalisieren. Wir haben festgestellt, dass vielen Menschen mittlerweile die „Mainstream-Biere“ zu ähnlich im Geschmack geworden sind.

Und da es diese Aromenvielfalt kaum zu kaufen gab, haben wir selbst angefangen zu brauen. Wir haben mit neuen Hopfensorten aus Neuseeland experimentiert, alte Bierstile wiederbelebt oder mit ganz natürlichen Zutaten wie Koriander, Weinbergpfirsichpuree oder Haferflocken gebraut. Alle unsere Biere werden für maximale Aromenerhaltung weder filtriert noch pasteurisiert, liebevoll von Hand abgefüllt und wie Champagner in der Flasche endvergoren und gereift.

In der „alten hôfreite“ habt ihr dafür ja einen extra Raum eingerichtet. Habt ihr euch damit selbst einen lang gehegten Jugendwunsch erfüllt?

Als dann die ersten Freunde auf uns zu kamen und Bier für private Feiern angefragt haben, kamen wir auf die Idee, dass das auch ein spannendes Thema im „hôtel schloss romrod“ sein könnte. Gebraut, getan und so haben wir in der „alten hôfreite“ unser „tatCRAFT – Atelier der Braukünste“ ins Leben gerufen, wo wir seit diesem Jahr mit Freunden, Gästen und Bierbegeisterten, individuelle und einzigartige Biere entwickeln und brauen, sei es nun ein besonderes Stöffchen für eine Hochzeit, als Teamevent für eine Firma, ein Geburtstagsbier – oder einfach ohne Anlass, weil man ein Bierliebhaber ist.

Klar, ein bisschen Männertraumverwirklichung steckt da auf jeden Fall drin, aber vor allem natürlich die Befriedigung des Gästebedürfnisses nach außergewöhnlichen und individuellen Erlebnissen. Ein Bier, das eine Gruppe bei uns braut, ist jedes Mal einzigartig – eine „Limited Edition“ sozusagen, von der es auf der ganzen Welt nur 20 Liter gibt. Unser Ziel ist, dass alle, die das Event einmal mitgemacht haben, auch Zuhause mit einfachen Mitteln ihr ganz eigenes Bier brauen können und somit die Vielfalt der natürlichen Aromen des Biergeschmacks ganz neu entdecken können.

Ganz nach der Devise: Brau dir, was dir schmeckt! Wir möchten unsere Kursteilnehmer mit unserer Bierbrauleidenschaft infizieren und mithelfen, dass die Heimbrau- und  Craftbeer-Bewegung, die vor 25 Jahren in den USA gestartet wurde und für mehr Vielfalt und handgebrautes Bier steht, auch nach Deutschland schwappt.

Die Nachfrage zeigt, dass wir den Puls der Zeit getroffen haben, denn wir haben fast jedes Wochenende 1 bis 2 Events. Das letzte Fest war ein 75. Geburtstag mit Frühshoppen und Bier brauen am Morgen – also ein cooles Event ohne Altersbegrenzung.

Bier und Fußball gehören ja originär zusammen – zumindest zu Zeiten der großen Turniere. Was bietet ihr den Gästen extra zur EM an?

Zur EM haben wir zu jedem Deutschlandspiel ein eigenes Bier gebraut und stellen uns dem „Geschmacks-Battle“ mit einem Länderbier des jeweiligen Gegners – unsere kleine „Bier-EM“ während der Fußball EM. Natürlich gibt es jeweils passende Snacks und die Spiele werden auf Leinwand und auf Fernsehern übertragen. In der chilligen Atmosphäre der „alten hôfreite“ kann man von jedem Platz aus das Spiel verfolgen, ohne auf die Gemütlichkeit zu verzichten. Bei gutem Wetter wird außerdem unsere Outdoor-Lounge geöffnet. Nach dem Spiel kann jeder die Bier-EM mitentscheiden und sein Voting abgeben – Schlossbier oder Länderbier: Wer hat gewonnen?

Wir sind gerüstet mit Bieren bis zum 10. Juli und hoffen, dass sich die Bier EM auch erst an diesem Tag entscheidet, denn wenn die Deutschen das Turnier beenden, ist auch die Bier EM vorbei. Zu gewinnen gibt es unter allen Teilnehmern Tickets für einen unserer Bierbraukurse im November oder im Januar und natürlich hoffen wir, dass unsere Biere die Bier EM als klarer Sieger beschließen. Wir werden über Facebook und im Internet unter www.schloss-romrod.com | Bier EM jedes „Spielergebnis“ veröffentlichen.

Also gibt es auch extra ein EM-Bier?

Nicht nur eins, sondern gleich mehrere. Einen Vorgeschmack gibt es auf dem Schlossfest am 26. Juni, denn dort präsentieren unsere Azubis ihre Bierkreationen zusammen mit korrespondierenden Speisen. Jeweils ein Koch- und ein Serviceazubi haben ein Bier entwickelt und mit klangvollen Namen wie „Buzi Maizen“ oder „manGOSEja“ versehen. Diese werden auf dem Schlossfest im Rittersaal präsentiert und dürfen dort natürlich verköstigt werden. Mehr wird bis zum Schlossfest jedoch nicht verraten!

Sind die Kurse eher was für Männer oder habt ihr auch Frauen in eurer Bier-Akademie?

Dass Bier ein Männergetränk ist, ist ein Trugschluss, denn fast die Hälfte aller Frauen genießen lieber ein erfrischendes Bier, anstatt ein Glas Wein. Sicher sind die Geschmacksvorlieben von Frau zu Mann unterschiedlich. Darf es bei Männern gerne mal etwas herber sein, bevorzugen Frauen doch meistens süffigere Varianten – gerade das macht das Bierbrauen für jeden so spannend und interessant – man braut einfach ganz nach seinem Geschmack. Ach ja und ursprünglich war das Bier brauen früher sogar reine Frauen-Sache, weil es stets mit dem Brot backen in Verbindung stand. Nicht nur Mönche haben vielfältige Biersorten gebraut, auch Nonnen waren in diesem Bereich sehr aktiv. Unsere Braukurse sind also komplett geschlechtsneutral und wir sehen, dass alle viel Spaß und viel Genuss haben.

Und wie stehts mit dem Thema Bier und Essen? Gerade in der Top-Gastronomie werden doch noch eher Weine zum erlesen Menü getrunken?

Auch das ist ein Sitte, die wir ändern möchten. Wein wird schon seit Jahrhunderten, als edler gewertet als Bier – Wein war für den Adel und die Reichen, Bier war für das Volk – deshalb gibt es wohl auch eine Biersteuer und bis heute keine Steuern auf Wein. Dabei hat Bier über 700 verschiedene Aromen, also deutlich mehr als Wein! Um das sogenannte Foodpairing kümmert sich vor allem Heiko, der nicht nur Bier-Sommerlier, sondern auch Küchenchef im „hôtel schloss romrod“ ist. Ab Herbst bietet er spezielle Bier-Tasting und Foodpairing Events im Restaurant Mathilde an, wo ein mehrgängiges Menü mit korrespondierenden Bieren dargeboten wird. Gleichzeitig erfahren unsere Gäste etwas über die Bierherstellung und natürlich über die servierten Biere.

Welche Biere habt Ihr als nächstes geplant?

Gerade haben wir ein untergäriges Bier, ein Pils, mit drei verschiedenen Hopfensorten aus der Hallertau gebraut und mit einer alten Brautechnik, dem sogenannten „Hopfen stopfen“ kaltgehopft. Des Weiteren haben wir gestern im Schlosspark jede Menge Holunderblüten gesammelt, die wir in einem leichten Sommerbier verbrauen werden.

Hört sich alles gut an! Jetzt mal die Fragen an die Experten. Welches eurer Biere empfehlt ihr für…

… einen heißen Sommerabend?

Unbedingt mal ein belgisches Witbier probieren. Diese Biersorte zeichnet sich durch einen sehr leichten und fruchtig-spritzigen Geschmack aus, der durch die Zugabe von Orangenschalen und Koriander während des Brauprozesses entsteht.

… einen Turniertag im Regen?

Da braucht es ein Schüttbier, das nicht wehtut. Perfekt dazu wäre zum Beispiel ein süffiges Kellerbier mit etwas weniger Kohlensäure und schönen Malznoten.

… eine Niederlage des deutschen Teams in der Vorrunde?

Wird nicht passieren aber falls doch: Einfach das nächstbeste Industriebier nehmen und zum Frustabbau vor die Wand werfen.

… Leuten, die kein Bier mögen?

Fußball ohne Bier? – ein No-go oder? Dann unbedingt mal Biere aus der derzeit populären Craftbier-Bewegung probieren. Viele dieser Biere verwenden neue Hopfenkreationen aus Übersee, die für uns bis dato ungeahnte Aromenvielfalt sorgen. Der Renner sind hier die Sorten „Pale Ale“ oder „India Pale“. Für generelle Weintrinker empfehlen wir den Bierstil „Saison“, der mit einer besonderen Hefe sehr hoch vergoren wird und dadurch weniger malzig ist aber dafür sehr spritzig-weinig. Wir haben kürzlich in unserem „tatCRAFT – Atelier“ ein solches gebraut und dafür „Nelson Sauvin“ verwendet. Das ist ein Hopfen, der in einem Weinanbaugebiet in Neuseeland wächst. Das hat jeden Weintrinker geschmacklich absolut überzeugt.

Bierbrauen ist eine Kunst

Bierbrauen ist eine Kunst, die auf dem Schloss mit Leidenschaft ausgelebt wird, das haben wir in unserem Interview deutlich gespürt.

Wir jedenfalls sind überzeugt von den Kreationen der Romröder Biersommeliere – aber bilden Sie sich am besten selbst einen Geschmack davon!

 

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