Freie Wähler wollen sich in der kommenden Wahlperiode dafür einsetzen„Mücke braucht eine Tagespflege“
MÜCKE (ol). Gute Pflege für Senioren wird immer wichtiger. Auch in der Gemeinde Mücke ist das Thema der Pflege präsent – und für ein lebenswertes Altern möchten sich die Freien Wähler einsetzen, die sich in der kommenden Wahlperiode für die Einrichtung einer Tagespflegeeinrichtung einsetzen möchten. Ein nachhaltiges Objekt haben sie auch schon ins Auge gefasst: das Bahnhofsgebäude in Nieder-Ohmen.
In der Pressemitteilung heißt es, dass die Angst vor einer abnehmenden Selbständigkeit im Alter, fehlender Mobilität und schwerer Krankheit groß ist. Und in der Tat habe sich die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland seit der Jahrtausendwende mit über vier Millionen Menschen mehr als verdoppelt.
Ein Großteil der pflegebedürftigen Senioren werde im eigenen Haushalt durch die Familie, gegebenenfalls mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste, versorgt. Ein jeder, der sich für die Pflege eines Angehörigen verantwortlich zeichnet, wisse, wie mühevoll und kräftezehrend eine solche Aufgabe ist. Eine Tagespflege biete hier sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Angehörigen eine wichtige Stütze. Sie schaffe den Angehörigen die Möglichkeit für eine Auszeit und übernehme die Betreuung für den Tagesverlauf.
„Die Tagespflege kombiniert Vergnügen und Freude durch Spiel und Spaß mit pflegerischen Aspekten. Im Rahmen einer Betreuung sind neben biografisch geleiteten Tätigkeiten, wie Backen oder Kochen, auch Singen und Basteln beliebt“, erklärt Britta Lampertsdörfer, examinierte Altenpflegerin und Kandidatin der Freien Wähler aus Groß-Eichen. „Geselligkeit und Unterhaltung stehen dabei im Vordergrund. Der pflegerische Aspekt zeigt sich durch eingebundenes Konzentrations- und Gedächtnistraining oder verschiedene Bewegungsübungen.“
Keine Tagespflege in Mücke
Weiter heißt es, dass die gemeinsamen Stunden die Lebensqualität der Pflegebedürftigen steigern und Tagesstruktur fördern. Nicht selten sehe man den ersten positiven Effekt einer solchen Betreuung – auch wenn sie nur an einigen wenigen Tagen in der Woche stattfindet – schon sehr früh. Das Wiederaufleben sozialer Kontakte, die Bewegung, das Mitgestalten des Tagesablaufes würden die Selbständigkeit und die Lebensfreude der betroffenen Menschen steigern. Aber nicht nur die Pflegebedürftigen profitieren von einem solchen Angebot, auch für die pflegenden Angehörigen ist die Tagespflege eine stark unterstützende Institution.
„Man weiß seine Angehörigen in guten Händen und bekommt zugleich ein Stück eigene Lebensqualität zurück, um zu verschnaufen, Freundschaften wieder zu pflegen oder seinen Interessen nachzugehen. Das bietet die Möglichkeit Kraft zu tanken“, weiß Jutta Schütt-Frank aus eigener Erfahrungen von der Betreuung ihrer Mutter. „Nach langer Suche konnte ich schließlich meine Mutter in einer Tagespflege in Grünberg unterbringen, in Mücke gab es leider keinerlei Möglichkeiten dafür“, so Schütt-Frank weiter.
Daran habe sich auch in der Zwischenzeit nichts geändert. Noch immer gebe es in Mücke kein Angebot für eine Tagespflege. Die Freien Wähler Mücke wollen dies zukünftig ändern. „Unser Konzept sieht vor, dass wir einem sozialen Träger geeignete Räumlichkeiten für den Betrieb einer Tagespflege zur Verfügung stellen“, erläutert Günter Zeuner. „Wir glauben, dass das ehemalige Bahnhofsgebäude in Nieder-Ohmen großes Potenzial dafür bietet. Es verfügt über Parkmöglichkeiten, besitzt einen barrierefreien Zugang, wurde erst vor kurzem renoviert und steht derzeit leer.“
Ehemaliges Bahnhofsgebäude in Nieder-Ohmen soll geprüft werden
Aus Sicht der Freien Wähler Mücke wäre die Realisierung einer Tagespflege im Bahnhofgebäude Nieder-Ohmen ein wichtiges und zugleich nachhaltiges Projekt, dessen Machbarkeit unbedingt in der kommenden Legislaturperiode geprüft werden muss. „Wir sind davon überzeugt, dass der Bedarf dafür heute und auch zukünftig gegeben ist“, unterstreicht Samantha Horst aus Atzenhain, „denn dieses Projekt ist nicht nur für die ältere Generation von heute wichtig, sondern ebenso für jüngere Menschen, die sich Gedanken um ihre Eltern und ihre eigene Zukunft machen.“
Gemeinsam mit den anderen Fraktionen in der Gemeindevertretung soll ein Konzept für eine Tagespflege in Mücke erarbeitet und bewertet werden. „Dabei müssen wir sowohl die Raumanforderungen an eine solche Einrichtung sorgfältig prüfen und etwaig notwendige Investitionsmaßnahmen für die Gemeinde ableiten, als auch einen geeigneten und interessierten Pflegedienstanbieter oder Wohlfahrtsverband finden. Denn ohne einen professionellen Träger wird dieses Projekt nicht zu stemmen sein“, macht Jutta Schütt-Frank deutlich. Auch wenn es noch ein langer Weg sei, wollen sich die Freien Wähler in Mücke für ein solches Angebot einsetzen.
Über viele Jahre habe ich im Aufgabenfeld Gesundheit und Pflege des Familienbündnisses auf Lücken in der Versorgung älterer Menschen hingewiesen. Man hat mich dort auflaufen lassen wie einen Schuljungen. Entweder wurde der Bedarf geleugnet oder behauptet, es gäbe ein entsprechendes Angebot schon. Hauptbremser einer offenen Diskussion und eines Bemühens um neue Angebote waren die Vertreter der stationären Pflege, insbesondere aus den Reihen der Diakonie. Und immer wieder wurde deutlich, dass die Kreisverwaltung nur an Fuzzi-, Fake- und Placebo-Aktivitäten interessiert war, aber nicht an Verbesserungen der Daseinsvorsorge, die Geld kosteten.
Doch die Versorgungslücken bleiben natürlich wie auch die Erfahrungen vieler Senioren bzw. pflegenden Angehörigen, dass man in die Nachbarlandkreise ausweichen muss, um etwa alltagsnahe Dienstleistungen für Seniorenhaushalte oder Tages- und Kurzzeitpflege-Plätze zu finden. Bereits 2016 konnte man von Plänen für eine Tagespflegeeinrichtung in Lauterbach lesen, die 2017 hätte eröffnet werden sollen (https://www.oberhessen-live.de/2016/05/13/breiteres-betreuungsangebot-fuer-senioren/). Jetzt also das Projekt Tagespflege im Nieder-Ohmener Bahnhof.
Der Vogelsbergkreis, der angeblich überall auf sozialem Gebiet die Nase vorn hat, liegt in Wahrheit Jahrzehnte zurück. Höchste Zeit, dass der mündige Bürger in die Märchenabteilung des Kreishauses bzw. die behäbigen und selbstzufriedenen Stadt- und Gemeinde-„Parlamente“ hinein grätscht. Dass man im Vogelsbergkreis auch im Alter gut leben kann und „wir“ alles haben, was wir brauchen (siehe https://www.oberhessen-live.de/2017/09/09/im-vogelsberg-laesst-es-sich-auch-im-alter-gut-leben/), ist ein Propaganda-Märchen.