Engagement für Demokratie und Teilhabe im Vogelsbergkreis ausgezeichnetCaritas-Männertreff Alsfeld erhält Anerkennung beim Hessischen Sozialpreis
VOGELSBERGKREIS (ol). Der Interkulturelle Männertreff des Caritaszentrums im Vogelsberg in Alsfeld wurde beim Hessischen Sozialpreis mit einem Anerkennungspreis geehrt. Das Projekt bietet Männern mit Flucht- und Migrationshintergrund Raum für Begegnung, Austausch und gesellschaftliche Teilhabe. Damit setzt es ein starkes Zeichen gegen Isolation und Ausgrenzung. Die Preisverleihung fand am 21. Oktober im Wiesbadener Rathaus statt.
Der Interkulturelle Männertreff des Caritaszentrums im Vogelsberg in Alsfeld erhielt einen Anerkennungspreis beim Hessischen Sozialpreis. Ausgezeichnet wurden fünf Projekte, die sich für Demokratie und Teilhabe engagieren, das berichtet das Caritaszentrum in einer Pressemitteilung.
„Für Frauen, für Kinder, gibt es ein großes Angebot – für Männer, gerade mit Fluchterfahrung kaum. Das wollten wir ändern“, erzählt Andrea Schaal-Walosik, Beraterin im Caritaszentrum im Vogelsberg. Darum gründete sie den Männertreff in Alsfeld. Er bietet Männern mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund wöchentliche Treffen zur aktiven Teilhabe: durch gemeinsame Freizeitgestaltung, Austausch, Infoveranstaltungen und Deutschpraxis. „Demokratische Werte wie Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und Selbstwirksamkeit werden gelebt. Das Projekt fördert Partizipation, Selbstorganisation und Vernetzung – und stärkt demokratische Kultur, indem es Ausgrenzung und Isolation konkret entgegenwirkt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V.. Wöchentlich treffen sich Männer, meist Geflüchtete, aus verschiedenen Ländern im Pfarrzentrum mit Ehrenamtlichen und Andrea Schaal-Walosik. Den Männern wird eine niederschwellige Anlaufstelle geboten. Sie erfahren Gemeinschaft, können Deutsch üben, erhalten Informationen über das Leben in Deutschland, Integration wird gefördert.
Der Hessische Sozialpreis wird von der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V. vergeben. Kooperationspartner und Sponsor ist die LOTTO Hessen GmbH. „In Zeiten, in denen Polarisierung, Fake News und Politikverdrossenheit zunehmen, setzen die fünf Preisträger des Hessischen Sozialpreises 2025 ein starkes Zeichen: Demokratie ist nichts Abstraktes – sie lebt vom Mitmachen, vom Zuhören, vom fairen Streiten und vom Zusammenhalt. Die ausgezeichneten Projekte aus allen Teilen Hessens setzen sich ein für gesellschaftliche Teilhabe und zeigen eindrucksvoll, was es heißt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen“, so die Liga Hessen.
Die feierliche Preisverleihung fand am 21. Oktober im Wiesbadener Rathaus statt – souverän und warmherzig moderiert von Autorin und Journalistin Bärbel Schäfer, die den Hessischen Sozialpreis bereits seit vielen Jahren begleitet und mit ihrer Präsenz der Veranstaltung immer wieder eine besondere Atmosphäre verleiht. Die 30.000 Euro Preisgeld stiftete die LOTTO Hessen GmbH, die den Preis von Beginn an (seit 2018) als Sponsor großzügig unterstützt.
Den ersten Platz und ein Preisgeld von 12.000 Euro erhielt das Projekt „Selbstbestimmt im Hüttendorf – Demokratie auf dem Bau“ des Kinder- und Jugendbauernhofs Kassel e.V. Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren erleben hier Demokratie hautnah: Sie errichten aus Paletten ein eigenes Dorf, treffen alle Entscheidungen demokratisch und lernen, Konflikte respektvoll zu lösen. Dabei wachsen sie in Werte hinein, die für unsere Gesellschaft heute wichtiger sind denn je – Gleichberechtigung, Vielfalt und Meinungsfreiheit.
Den zweiten Platz sicherte sich die Law Clinic der Goethe-Universität Frankfurt. Jura-Studierende beraten dort kostenlos Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund zu Sozial-, Migrations- und Asylrecht. In einer Zeit, in der rechtliche Hürden oft den Zugang zu Teilhabe blockieren, schafft das Projekt Brücken, baut Barrieren ab und zeigt, wie junge Menschen Verantwortung übernehmen.
Der dritte Platz ging an den Landesheimrat Hessen – ein von Jugendlichen selbst organisiertes Gremium, das Mitbestimmung und Rechte junger Menschen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen stärkt. Es beweist, dass Demokratie nicht von oben verordnet, sondern von unten gelebt wird.
Zwei Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 1.500 Euro gingen an den Männertreff und an die inklusive Social-Media-Redaktion „Normalos – Die Inklusivreporter“ der Lebenshilfe Gießen. Beide setzen sich für mehr Sichtbarkeit, Begegnung und Teilhabe ein – und treten Ausgrenzung und Spaltung mutig entgegen.
Michael Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Hessen, betont: „Gerade in der heutigen Zeit ist es entscheidend, demokratische Werte aktiv zu fördern, denn Demokratie sichert Freiheit, Mitbestimmung und Gerechtigkeit. Sich für sie stark zu machen bedeutet, Willkür und Extremismus entgegenzuwirken und eine lebenswerte Zukunft für uns alle zu gestalten. Die Vielfalt und Kraft der prämierten Projekte zeigt eindrucksvoll, wie lebendig und widerstandsfähig unsere Demokratie ist, wenn Menschen jeden Alters und Herkunft sich mit Herz und Verstand engagieren.“
Heike Hofmann, Hessische Sozialministerin und Schirmherrin des Preises: „Der Hessische Sozialpreis macht auch diesmal wieder überregional sichtbar, welch besondere Initiativen und welch außerordentliches Engagement es in Hessen gibt. Schließlich sind es immer die Menschen, die demokratische Strukturen durch ihr Handeln mit Leben füllen und ein gutes Miteinander ermöglichen.“
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