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Jahresprojekt „Fensterrestauration“ im Homberger Schloss bringt die Fensterrahmen auf hochglanzHomberger Schlossfenster in neuem Glanz

HOMBERG (ol). Das Café, der Schankraum sowie der Kaminsaal im Homberger Schloss können demnächst mit kostbar hergerichteten alten Fenstern aufwarten. Die komplizierte Anstreichtechnik und die Finessen des ganz besonderen Fensteranstrichs zeigte Johannes Mosler, der historische Fensterrestaurateur aus Hadamar, einer kleinen Gruppe der Schlosspatrioten Homberg.

Denn mittlerweile sind die ersten vier restaurierten Fenster im Schloss angekommen, wobei zwei weitere noch auf dem Weg sind, berichten die Homberger Schlosspatrioten. Sie freuen sich, dass sie mit der Spendensumme von knapp 10.000 Euro das Jahresprojekt „Fensterrestauration“ in Angriff nehmen konnten, das sie sich für 2015 zum Ziel gesetzt hatten. Um das mühsam erworbene Geld sparsam einzusetzen, legen die Schlosspatrioten persönlich mit Hand an, wo sie nur können.

Die Fenster werden zunächst nur geölt geliefert. An Ort und Stelle beginnt nun ein recht mühseliges und zeitaufwendiges Verfahren: Jedes Fenster, das teilweise doppelt in die dicken Mauern des Schlosses eingesetzt und mehrfach unterteilt ist und daher bis zu acht Einzelteile umfasst, bedarf eines dreifachen Farbanstrichs. Wichtig sei vor allem, so Herr Mosler, dass das zu verwendende Leinöl extrem dünn aufgetragen werde, da es sonst nur an der Oberfläche trockne und somit Blasen werfe, die kaum richtig austrocknen, dem darunter liegenden Holz schaden und zudem unschön aussehen.

Nach dem ersten Farbanstrich, so erfuhren die künftigen Anstreicher, erfolgt mit einer Art feinstem Schmirgelblock eine weitere Verdichtung der Oberfläche und ein anschließendes Kitten der noch bestehenden Risse und Kleinstöffnungen im Holz. Erst danach sind nach der jeweiligen Trocknungsphase, die je nach Wetterlage bis zu mehreren Wochen dauern kann, die Anstriche zwei und drei möglich. Zudem muss die Farbe über die Kittränder hinaus bis ins Glas hinein reichen, um auch hier noch eine zusätzliche Versiegelung zu schaffen.

Erst nach der letzten Trocknungsphase darf dann mit einem Glaskeramikschaber, wie aus der Küche bekannt; die überschüssige Farbe von dem Glas des Fensters vorsichtig entfernt werden. Denn, so wurden die Anwesenden belehrt, die alten Fenster entstammen teilweise noch der klassizistischen Epoche ab 1800 in der durch die Erfindung des Kittfalzes das mühelosere Ein- und Ausbauen des Fensterglases möglich wurde. Allerdings ging damit auch die sehr sorgsame Anstreich-Technik einher, in die nun die anwesenden „Lehrlinge“ von Mosler eingewiesen wurden.

Nicht zuletzt sei es noch wichtig, den Farbauftrag zunächst quer und zum Schluss von oben nach unten aufzubringen, um eine einheitliche Strichlinienführung und damit einen perfekten Anblick zu erreichen. Auf diese Weise werden dann also alle Rahmen innen weiß und außen in rotbrauner Farbe ein leuchtend neues Antlitz erhalten.

Und dann begann das erste Experimentieren mit der Farbe: die ersten Pinselstriche erwiesen sich schnell als zu dick aufgetragen. Also schnell wieder mit trockenem Pinsel nachgewischt und erneut versucht. Auch weitere Anstreich-Fehler nahm Mosler geduldig in Augenschein und korrigierte, so dass sich allmählich bei den Anstreich-Neulingen ein Zutrauen entwickelte und auch ein gewisser Stolz, so akribisch und fachmännisch mit den alten kostbaren Werkstücken umgehen zu können.

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Der neue Fensteranstrich bringt Farbe in die gute Stube.

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