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Ab Anfang Mai wird der Erlenteich ausgebaggertEine teure Angelegenheit für 2000 Kubikmeter Schlamm

ALSFELD (cdl). Laut GEO-Magazin ist Alsfeld eine der schönsten Kleinstädte Deutschlands, insbesondere die 400 Fachwerkhäuser haben der Jury gefallen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Baustellen, die dringend beseitigt gehören, um dem vorauseilenden Ruf gerecht zu werden. So zum Beispiel der Erlenteich. Der ist seit Monaten abgepumpt und soll ausgebaggert werden – für viel Geld. 

In den kommenden Wochen soll der Teich ausgebaggert werden, um den zu nährstoffreichen Boden abzutragen. Erst dann kann er wieder geflutet werden. Baubeginn ist die erste Maiwoche, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Viele Spaziergänger meiden das hässliche Loch am Stadtrand bereits und beim einzigen Anlieger der Pizzeria Trattoria Erlkönig hat sich Unmut breitgemacht. Wenn nicht umgehend etwas geschehe, sieht man dort den Geschäftsbetrieb in Gefahr, denn gerade die Terrasse mit Blick auf den Erlenteich, sei das Faustpfand, mit dem man wuchern könne. Als Mieter der städtischen Immobilie hält man sich dort mit Kritik nicht zurück. Bürgermeister Stephan Paule sei der Erlenteich schlicht egal und für die Pizzeria habe er sowieso nichts übrig, heißt es dort. Der Frust sitzt tief. Hinzu komme, dass die einzig möglich Zufahrt für die Bagger und Abtransport des Schlamms genau an der Pizzeria vorbeiführe.

Eigentlich sollte der Erlenteich schon im vergangenen Jahr ausgebaggert werden und war über den Winter ebenfalls abgepumpt. Doch dann sei der Winter zu mild gewesen, um entsprechende Vorarbeiten treffen zu können, erklärte damals Bauamtsleiter Tobias Diehl. Im letzten Jahr habe die Baumaßnahme noch 40.000 bis 60.000 Euro kosten sollen. Unbestätigten Quellen zufolge habe ein Angebot einer Firma in Höhe von 45.000 Euro vorgelegen. Jetzt rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von circa 90.000 Euro.

Allerdings sollten im vergangenen Jahr lediglich 600 Kubikmeter Schlamm abgetragen werden. „Im Zuge der Planung wurden Tests bezüglich der Schlammtiefe vorgenommen. Aus den vorgefundenen Tiefen ergeben sich Massen von circa 2000 Kubikmeter Teichsediment“, so die Stadt Alsfeld. Das Wasser sei bereits vergangenes Jahr abgelassen worden, damit das Teichsediment weitestgehend abtrocknen kann. Somit werde es überhaupt erst transportfähig.

 

Erlenteich

Für die Gäste im Trattoria Erlkönig kein schöner Anblick.

Das eigentliche Problem im Erlenteich ist der hohe Nährstoffgehalt

Dr. Wolfgang Dennhöfer vom BUND-Vogelsbergkreis nahm sich für Oberhessen-live die Zeit und erklärte ausführlich, warum das anstehende Ausbaggern des Erlenteiches unausweichlich wurde. Aufgrund der Begebenheiten sei der Nährstoffgehalt des Teiches viel zu hoch. Dadurch würden zwangsläufig Algen entstehen und es gebe große Schwankungen beim pH-Wert, den er selbst noch vor einigen Jahren als städtischer Mitarbeiter gemessen habe. Für Fische sei der Teich ein eher lebensfeindlicher Raum und die, die darin überlebten, seien ständigem Stress ausgesetzt. Der Angelverein habe bereits vor einigen Jahren versucht, die nährstoffreiche Schlammschicht mit Phosphat- und Stickstoffverbindungen mit Pumpen und Schaufeln abzutragen. Die Maßnahme sei aber ins Leere gelaufen. Das Ausbaggern des Erlenteiches sei jetzt unausweichlich.

Erlenteich

Das Fütterungsverbot ist laut Dr. Dennhöfer eine sinnvolle Maßnahme.

Mehrere begleitende Maßnahmen dringend erforderlich

Dass der Nährstoffgehalt im Teich zu hoch ist, dafür gebe es viele Faktoren. Allen voran habe das Wasser der Schwalm bereits einen sehr hohen Nährstoffgehalt. Für ein fließendes Gewässer sei das völlig unproblematisch, aber eben nicht für einen flachen, stehenden Teich. Hinzu komme die Überdüngung durch Entenkot. Daher sei das Fütterungsverbot eine sinnvolle Maßnahme. Denn durch das Füttern würden sich mehr Enten angezogen fühlen, als der kleine Teich eigentlich vertragen könne. Im Gespräch mit Dr. Dennhöfer fiel immer wieder das Stichwort Teichmanagement, um den natürlich gegebenen zu hohen Nährstoffgehalt des Erlenteiches in Grenzen zu halten. Nach dem notwendigen Ausbaggern müsse man für eine gute Durchströmung sorgen, das Fütterverbot aufrechterhalten und alle paar Jahre den Teich im Winter komplett abpumpen.

Über kurz oder lang müsse man den Teich aber wieder ausbaggern. Da das eine kostspielige Sache sei, könne man das durch ein gutes Teichmanagement aber deutlich länger herauszögern. Es sei schließlich ein enormer Kostenfaktor, ob man den Teich jetzt alle zehn Jahre oder alle 40 Jahre ausbaggern müsse. Jedoch könne man das im Vorhinein gar nicht abschätzen, wann ein erneutes Ausbaggern erforderlich werde. Dennoch solle man sich darauf konzentrieren so viele begleitende Maßnahmen wie möglich durchzuführen, um die natürlich gegebene zu hohe Nährstoffbelastung in Grenzen zu halten.

Erlenteich

In etwa von dieser Stelle aus rollen die Bagger in den Teich.

Jetzt heißt es zunächst den Teich instand zu setzen

Die Auftragsvergabe an die ausführende Firma sei letzten Freitag (7. April) erfolgt. Am Gründonnerstag sei der zeitliche Ablauf der Maßnahme von der ausführenden Firma hausintern koordiniert und eingetaktet worden. „Als Bauzeit sind zwei Wochen vorgesehen. Allerdings ist die Bauzeit sehr Wetter abhängig“, berichtete die Stadtverwaltung. Die Wiederbefüllung des Weihers koordiniere der Fischereiverband. Man habe die Befüllung direkt nach Fertigstellung der Bauarbeiten vereinbart.

Zu Beginn der Arbeiten werde eine Baustelleneinfahrt von der Straße ‚An der Bleiche‘ hergestellt. Durch eine entsprechende Aufschotterung im Böschungsbereich des Weihers werde es Baustellenfahrzeugen möglich, in den Weiher zu gelangen. Anschließend werde ein Bagger das Teichsediment in einer Tiefe bis circa 1,20 Meter aufnehmen und auf einen Lkw laden. Nach Abschluss der Arbeiten müsse die provisorische Baustelleneinfahrt und der entstandenen Schäden im Böschungsbereich instand gesetzt werden.

Im Laufe des Mai soll dann das Kleinod am Stadtrand die Spaziergänger wieder erfreuen. Dann sollte auch der Springbrunnen wieder sprudeln, der von der Baumaßnahme unberührt bleibe. Diesen hält Dr. Dennhöfer im Übrigen für das Teichmanagement und eine bessere Durchströmung nicht entscheidend. Das bisschen Sauerstoff, was dadurch in den Teich gelange, sei zu vernachlässigen und lediglich eine optische Maßnahme.

 

5 Gedanken zu “Eine teure Angelegenheit für 2000 Kubikmeter Schlamm

  1. Die Pizzeria muss erst mal seine eigenen Hausaufgaben machen.
    Diese wären z.B. zur ausgeschriebenen Öffnungszeit auch geöffnet zu haben. Dann würden Kunden nicht zur Konkurrenz abwandern und man könnte es verkraften, wenn der Teich vor der Tür saniert wird (übrigens zum Nulltarif).
    Freitags Abends um 21:00 Uhr ohne Info geschlossen zu haben, obwohl bis 23:00Uhr angeschrieben ist, geht ja mal gar nicht. Kunde wird in Zukunft überlegen dahin zu fahren.

  2. „Es sollte Ende 2015 ausgebaggert werden aber es war kein Geld im Haushalt…“. Da muss man vorher welches dafür einplanen!
    Die Witterung alleine ist es nicht, wenn es jetzt geht hätte es auch früher schon gegangen aber dafür muss man halt mal ein bisschen weiter denken. Man sollte einem Bauamt schon zumuten können auch mal länger als ein Kalenderjahr zu planen.

  3. Liebe Leser,

    auch mich ärgert der hässliche Anblick des Erlenteiches sehr! Schon Ende 2015 sollte ausgebaggert werden, aber es war kein Geld dafür im Haushalt und es sollte Anfang 2016 erst eine Kalkung des Schlamms durchgeführt werden, um das ganze etwas zu verdichten und zu entwässern. Auch ordentlich Frost wäre nötig gewesen. Leider fehlten 2015/16 alle diese Voraussetzungen.

    Jetzt, in 2017, haben wir einen genehmigen Haushalt, das Geld wurde eingeplant, es wurde schon Ende 2016 gekalkt und es hat im Januar ordentlich gefroren. Diesmal sind die Auftragsbücher aller Firmen so voll, das es nicht so schnell geht, wie wir uns das alle wünschen.

    Es ist jetzt aber endgültig Zeit, dass die Maßnahme durchgezogen wird. Daher müssen jetzt alle an einem Strang ziehen:
    Den Schandfleck noch bis Mai aushalten und dann für ein paar Jahrzehnte wieder ein schöner Teich mit gesunden Fischen und ohne Algenblüte im Sommer.

    Das kommt langfristig auch der Pizzeria und der Außenterasse zugute, die ich übrigens sehr schätze.

    Frohe Ostern wünscht
    Ihr
    Stephan Paule
    Bürgermeister

  4. Als hätte man das nicht 3-4 Wochen früher machen können, das kann mir niemand glaubhaft erzählen. Dann wäre ein schöner Osterspaziergang mit Familie in den Erlen mit befülltem Erlenteich möglich gewesen. Aber soweit denkt Herr Paule wohl leider nicht und das es wieder einmal deutlich teurer wird wie geplant scheint wohl schon Standard im Bauamt.

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