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Vier Windkraftanlagen sind auf dem Gebiet der Stadt Grebenau im Windpark Berngerode in PlanungBürger und Stadt gegen vier geplante Windräder

GREBENAU (cdl). Heute läuft die Einspruchsfrist gegen die vier in Planung befindlichen Windkraftanlagen mit einer Höhe von 230 Metern zur Erweiterung des Windparks Berngerode ab. Bisher liegen bei der Stadt Grebenau drei Einwände von Bürgern vor.

Die Stadt selbst hat gegen die Errichtung der vier Windkraftanlagen mit einem Schreiben an das Regierungspräsidium Gießen (RP) protestiert. „Der Magistrat hat beschlossen den Bau in der vorgelegten Form abzulehnen“, berichtet Bürgermeister Lars Wicke auf Anfrage. Wie in vielen anderen Gemeinden im Vogelsberg befürchten die Einwohner des Gründchens, von Windrädern umzingelt zu werden.

Aktuell geht es um den Windpark Berngerode, der zur Gemarkung Schlitz an der Grenze zu Grebenau liegt und jetzt auf Grebenauer Gebiet um weitere vier Anlagen erweitert werden soll. Dazu will der Betreiber Abo Wind die geschaffene Infrastruktur von Schlitzer Seite zum Bau nutzen. Eigentümer, der ins Auge gefassten Flächen, ist Hessenforst. Gemeinsam haben Abo Wind und Hessenforst das Projekt geplant, so Wicke. Die Gemeinde versuche dagegen anzugehen, jedoch sei die Fläche im Vorranggebiet des Regionalplans ausgewiesen und er selbst schätze die Chancen eines erfolgreichen Protest gering ein.

Aber auch die Bürger hatten bis zum heutigen Tag die Chance ihre Einwände beim RP einzureichen. Die nötigen Unterlagen waren im Rathaus ausgelegt. Insgesamt hätten sich sieben Bürger bei der Stadt über das Bauvorhaben informiert und drei sogenannte „Eingaben“ sind beim Bürgermeister eingegangen. „Wie viele direkt an das Regierungspräsidium geschickt wurden, weiß ich nicht“, ergänzt Wicke.

Windkraftzubau hinter dem Rücken der Bürger?

Ol-Leserin Sarah Varyna Brühl aus Grebenau spricht sich deutlich gegen die geplanten Windkraftanlagen aus und übt Kritik an der Stadt. „In der Zeit zum Amtsantritt von Bürgermeister Lars Wicke gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema ‚Windkraftanlagen in Grebenau‘. Unsere Bevölkerung sprach sich dagegen aus, und so, so der vorläufige Konsens, wurden sie hier im Gründchen nicht gebaut. Ich war begeistert von der Konsequenz, wie unser Anliegen wahrgenommen wurde“, erinnert sich Brühl. Jetzt erfahre man ‚hintenrum‘, dass Windkraftanlagen im Gründchen doch errichtet werden sollen. Sie begrüße es weiterhin, wenn wiederum die Bevölkerung des Gründchens dazu befragt würde, anstatt hinter ihrem Rücken solch weitreichende Entscheidungen zu treffen, merkt Brühl an.

Auf die damalige Podiumsdiskussion angesprochen, zeigt sich Wicke verwundert. „Ich war damals der Einzige der drei Kandidaten, der sich nicht klar gegen die Windkraft positioniert hat und ich wurde gewählt.“ Er sei per se kein Windkraftgegner und habe damals gesagt, dass man jeden Fall einzeln genau prüfen müsse. Er selbst hätte es begrüßt einige wenige Windkraftanlagen auf gemeindeeigenem Gebiet zu errichten, um die Bürger steuerlich zu entlasten. Das sei aber aufgrund der gesetzlichen Regelungen wie Mindestabstand in der Gemeinde erst gar nicht infrage gekommen. Wenn Gemeinde und Bürger direkt von den Anlagen profitieren könnten, befürworte er Windkraft mit Augenmaß.

Im Fall Berngerode sei die Stadt Grebenau nicht beteiligter des Verfahrens und trotz ablehnender Haltung in der vorgelegten Form seien der Stadt die Hände gebunden. Die jetzige Landesregierung wolle solche Projekte mit aller Macht durchsetzen dagegen könne man nicht viel ausrichten.

Zusätzliche Gelegenheit für Bürger, sich über Windkraftanlagen zu informieren

Was ihn bei der Energiewende, insbesondere der Windkraft störe, sei die ungerechte Verteilung der Anlagen mit einer Zentrierung auf einige wenige Gebiete. Ähnliches hätten ihm auch viele Bürger zugetragen, die nicht verstehen könnten, warum im Vogelsberg so viele Anlagen stehen und weiterhin zugebaut werden und in der benachbarten Rhön gar keine. Hier müsse ein Umdenken in der Bundespolitik stattfinden. Schließlich wolle die Mehrheit der Bürger weg von Kohle und Atom und akzeptiere die Windkraft bis zu einem gewissen Rahmen.

Sarah Varyna Brühl meldet insbesondere Bedenken an der geplanten Errichtung im nahe gelegenen Wald an: „Es geht hier nicht nur um Geräusch und Schlagschatten – Grund genug die Bürger zu befragen – sondern auch um Rodung großer Waldstücke und die Beeinträchtigung des Wildlebens, nicht nur im Flugverkehr, sondern auch ganz extrem im Waldboden durch Vibration.“

Auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung am 29. und 30. September in der Auerberghalle in Schwarz werden Vertreter von Abo Wind und Hessenforst das Projekt vorstellen, gibt Wicke bekannt. Dort bestünde sicherlich Gelegenheit, Einwände und Bedenken Abo Wind und Hessenforst vorzutragen. Auf Ol-Anfrage verwies Hessenforst ebenfalls auf den anstehenden Termin, weil die zuständigen Personen urlaubsbedingt nicht erreichbar seien.

Für viele Grebenauer kommt hinzu, dass viele weitere Anlagen im Sichtfeld von Grebenau geplant sind. In den angrenzenden Gemeinden Schwalmtal und Herzberg sind viele Anlagen in Planung. Darüber hinaus sind bereits neun neue Anlagen in Lingelbach im Bau.

'Der Kampf um die Windräder'
Am 1. August lief in der ARD eine Reportage mit dem Titel „Der Kampf um die Windräder“. Dort werden die Ausmaße und Profiteuere des Windkraftzubaus in Deutschland aufgezeigt. Ebenso geht es um die Belastung der Bürger, die in der Nähe großer Windparks leben. Die Reportage steht in der ARD-Mediathek zur Verfügung.

 

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