Kultur14

Schwerwiegendes Gerücht: Eiscafé La Piazza soll eine Gruppe Menschen mit Behinderung abgewiesen habenWenn das Gerücht mehr gilt als die Wahrheit

ALSFELD. Auf Facebook geht immer alles rasend schnell, besonders wenn es um ein Gerücht geht. Jemand schreibt etwas, binnen Sekunden bekommt der Post die ersten Likes. Wenige Minuten später zieht er bereits seine Bahn durch den halben Bekanntenkreis und erreicht immer mehr Menschen.  Je mehr Skandal enthalten, desto größer die Aufmerksamkeit. Ob es sich dabei wirklich um die Wahrheit handelt oder nicht, ist meist egal. Auch in Alsfeld gab es jetzt einen solchen Post. 

Es war ein harter Vorwurf, der sich da die vergangenen Tage im Internet verbreitete. Der Angeklagte dabei: Das Eiscafé La Piazza am Alsfelder Marktplatz. Die vermeintlichen Opfer: Eine Gruppe von Menschen mit Behinderung und deren Betreuer. In einem Beitrag hieß es dazu, man habe gehört, die Gruppe sei dort „unerwünscht“ gewesen und hätte „kein Eis essen“ dürfen. Eine scharfe Kritik, die sich binnen weniger Stunden in dem Sozialen Netzwerk und der Stadt verbreitete. Die Aufregung war groß.

Es wurde kommentiert, diskutiert, geliked und geteilt – und das über 230 mal. Schneller als man gucken konnte, schwoll die Welle der Empörung an. Eine verständliche Reaktion, wenn der Post denn der Wahrheit entspricht. Doch, wer weiß das schon?

Wahrheit oder nicht – darüber machen sich viele Leute bei solchen Einträgen keine Gedanken. Sie teilen blind, was ihre Freunde auch teilen. „Was da drin steht, wird schon stimmen. Meine Freunde lügen doch nicht“, denken sie sich. Oftmals sind das genau die selben Menschen, die gerade den Medien regelmäßig vorwerfen, Unwahrheiten zu verbreiten.

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Und dann schwappt die Empörung von der digitalen in die analoge Welt über und damit auf die Straße. Es wird getuschelt: „Hast du auch gelesen, was da vorgefallen ist?“ – vielen fällt erst in diesem Moment auf, wie unglaubwürdig das ist, was sie grade im Netz gelesen haben. Der vermeintlich aufklärende Post – nicht mehr als ein bloßes Gerücht, eine erfundene Geschichte? Hoax heißen solche Falschmeldungen in der Internetsprache, von denen Oberhessen-live bereits einige in der Vergangenheit als solche mit entlarvt hat.

„Probleme gab es dort noch nie“

Bei dem Eisdielen-Eintrag sieht es so aus, als handele es sich auch um einen Hoax. Die Recherche von Oberhessen-live ergab nämlich: Der Verfasser hatte die Information selbst aus dritter Hand, was die Zeilen nicht gerade glaubwürdiger macht. Dazu kommt, dass viele Alsfelder die Schilderungen einfach nicht glauben konnten und wir niemanden gefunden haben, der die Schilderung auch nur im Ansatz bestätigen konnte.

Eine Stammkundin berichtete Oberhessen-Live von ihrem letzten Eisdielenbesuch am betreffenden Tag: „Ich kann das nicht bestätigen. Ich selbst saß am Freitag in der Eisdiele, als eine Gruppe kam. Sie wurde ganz normal wie jeder andere Kunde auch behandelt – wieso auch nicht? Die Bedienung hat geholfen, die Tische zusammen zu rücken, sodass alle zusammensitzen konnten“, so die junge Frau.

OL-Marktplatz-2005

Und die Betreiber der Eisdiele selbst? Die sind aus allen Wolken gefallen, als sie von der Behauptung gehört haben. Adolfo Macchione, der Besitzer des Eiscafés La Piazza am Marktplatz, sagte gegenüber Oberhessen-live: „Dass wir diese Gruppe ausgeschlossen haben, ist nicht wahr und so etwas ist auch bisher noch nie vorgekommen. Wir sind allen Menschen sehr offen gegenüber und würden niemals einzelne diskriminieren.“ Auch er wurde schon mehrmals auf den Post angesprochen, stellt sich den Rückfragen und wehrt die Vorwürfe ab.

Die Gruppe, von der in dem Beitrag die Rede ist, sei keine aus einem der Wohnheime der Behindertenhilfe Vogelsberg in Alsfeld gewesen, berichtet deren Vorstandsmitglied Walter Fricke. Ob sich der Fall also so abgespielt habe, könne er nicht beurteilen. Generell betrachtet hält Fricke die Aussagen allerdings für unglaubwürdig.

"In Eisdielen hat es nich nie Probleme gegeben", sagt Walter Fricke von der Behindertenhilfe Vogelsberg. Archivfoto: aep

„In Eisdielen hat es noch nie Probleme gegeben“, sagt Walter Fricke von der Behindertenhilfe Vogelsberg. Archivfoto: aep

„Aus der Erfahrung heraus kann ich im Allgemeinen diese Behauptungen nicht bestätigen. Wir werden in der ganzen Stadt, egal wohin wir hinkommen, mit sehr viel Respekt und Freundlichkeit aufgenommen.“ Besonders in den Eisdielen, die die Gruppen häufig besuchen würden, gäbe es nie Probleme.

Gerüchte können geschäftsschädigend sein

Unbegründete Gerüchte, die im Netz kursieren, können für Betriebe nicht nur ärgerlich, sondern auch geschäftsschädigend sein. Die Menschen glauben, was sie lesen, und wer möchte schon zu einem Unternehmen gehen, das Menschen mit Behinderung diskriminiert? Eben, niemand. „Facebook ist bei so was sehr gefährlich“, sagt Eisdielenbetreiber Adolfo Macchione und bekräftigt nochmals, dass an der Behauptung nichts dran sei: „Leute, die uns kennen, wissen, dass wir das niemals machen würden“.

Deswegen gilt: Wer ungesicherte Informationen ungeprüft weitergibt, handelt fahrlässig und riskiert vielleicht sogar eine Anzeige wegen Verleumdung oder Rufmord. Jeder von uns sollte lieber ein Mal mehr selbst den eigenen Kopf einschalten, bevor er wahllos jedes Gerücht im Netz für bare Münze nimmt und weiter verbreitet – auch, wenn der beste Freund oder die beste Freundin es geteilt hat.

Von Luisa Stock

 

Nachtrag: Der Verfasser des Posts hat wohl aufgrund der Berichterstattung von Oberhessen-live inzwischen eingeräumt, dass die geschilderten Ereignisse so nicht der Wahrheit entsprechen – oder zumindest nicht mehr aktuell sind. „Mit meiner Anschuldigung bezüglich der Eisdiele war dies anscheinend bei einen der Vorbesitzer nicht bei diesen“, schrieb der Mann am Mittwochabend auf seine Facebook-Pinnwand und erklärte, dass sich dieser Umstand „im Nachhinein rausgestellt hat“.

Er entschuldigte sich zudem bei allen von ihm Beschuldigten und gelobte in Zukunft besser darüber nachzudenken, was er im Netz der Öffentlichkeit mitteilen wolle.

 

14 Gedanken zu “Wenn das Gerücht mehr gilt als die Wahrheit

  1. Recht muss Recht bleiben!!!
    Wenn das stimmt was @Valentina Piras schreibt hat Alsfeld ein Problem.
    Ihr Verantwortlichen meldet euch!

  2. #neudeutsch
    Ist nicht schlimm das sie nicht verstehen können,oder lesen, denn wenn ich ihr Text lese im bezug auf ihrer Username,macht mich nur traurig das ihre eigenen Muttersprache nicht beherrschen können.
    wenn sie unbedingt lustig sein wollen,versuchen sie auf einen anderen Art und Weise,denn der weg die sie ausgesucht haben ist definitiv der Falschen.

  3. Valentina Piras, ich versteh nix, kann nicht lesen diesen Text und nix verstehen warum geht hier.

  4. Seit über 1 Jahr verleumdet uns die Nachbarn neben an und egal wo wir laufen,und täglich Nacht Terror,mit dem gleichen gelabber „artjom nutte“ Junkie Hure, der kleinen Brandstifter kommt,oder von eine Mitarbeiter der Sport Verein Alsfeld die am Hellen Tag gegen unseren Haustür Pinkelt,während wir gerade rein wollten und und,ihr macht noch nicht mal halt wenn die Kinder dabei sind,und das ganze hinter versteckte Mauern oder Ecken,Spielplatz,mit minderwertige Sprüche.
    Wir werden fotografiert,hinterher gelauscht,und und
    heute Abend ist das gleiche wie die alle Abend davor,wir haben schlaflosen Nächte,und seelischen Belastung,
    mittlerweile tuen wir gar nicht mehr die Polizei anrufen um die nächtliche Unruhe zu stoppen,den auch dort werde ich in sinnlose Gespräche verwickelt die nix mit dem gesamten Situation zu tun hat,und kommen tuen die ebenfalls nicht.
    desto trotzdem vielen hören das,und keine sorgt für eine Anruf,oder ein Wort aber letzten endlich hier wohnen auch anderen,um am Ende schadet auch die kleinsten. Das ist unfair
    sehr bedauerlich.

    Gerade jetzt hört man nur Beleidigung von feinsten,Geschreien und aufhetzen,uns was zu tun und meine kleinen Sohn,heulend geweckt.
    Wenn der Vater meiner Sohn gefährlich war,das was hier geschieht ist nicht anders.
    Wir malen uns das David’s Stern auf die Tür damit ihr allen endlich glücklich seid.
    Wir haben es Leid,am liebsten würden wir unter ne Brücke schlafen,um einfach endlich in ruhe einzuschlafen und in Ruhe aufzuwachen.

    Dienstag 02.08.2016
    Marktplatz

    #etnischeverfolgung #rassenhasser #Alsfeld #lügen
    #rufmord #stalker #verleumdund #kinderhasser

  5. Wir waren sehr oft in der EISDIELE und wurden trotz Rollstuhl immer sehr gut bedient und uns wurde alle notwendige Hilfe gegeben.

    Maritta und Klaus Dieter Böcking

  6. Es sollten nur Fakten sprechen! Ein Fakt ist nun gepostet. Weiter so. Denn nur dann bekommt man ein Gesamtbild. Meldet euch so oder so.

  7. Um Mitbewerber platt zu machen, eignen sich die Netze hervorragend. Man kann über Fakenamen, Fakeadressen sich der Verantwortung entziehen.
    Auf dieser Plattform habe ich ja auch meine echte Emailadresse hinterlegt, die zwar nicht veröffentlich wird, aber die Redaktion immer die Möglichkeit hat dies zu überprüfen.
    Gut so.
    Auf der anderen Seite braucht jede Eisdiele jedes Bällchen Eis. Die Saison geht ja maximal
    nur 8 Monate. Insofern wären sie ja blöde, nicht jeden Euro mit zu nehmen

  8. Gerade diese Eisdiele am Marktplatz hat meinem Sohn anlässlich eines Gottesdienstbesuches vor ein paar Wochen ( Konfirmation in Alsfeld ) nicht eelaubt, vor dem Gottesdienst mal die Toilette für „kleine Jungs“ zu nutzen. Schade, in Lauterbach wäre das nicht passiert Gott sei Dank ist in der Kirche aber auch eine Toilette gewesen. Das war uns vorher nicht bekannt. Aber eines wissen wir: diese Eisdiele sieht uns nicht mehr.

  9. @Frank Meinecke
    Mit dieser Aussage wäre ich vorsichtig. Diese Aussage kenne ich von einer ehmaligen ital. Gastätte in der Obergasse. Selbst angesteckt wissen sie noch. Abwarten. Wichtig: Unschuldsvermuhtung.

  10. Wenn ein Journalist so einen Mist verzapft sollte man ihn gegenüber an den Pranger stellen. Birgit und Adolfo sind loyal und tolerant. Ich als Schwälmer kenne sie lange genug um mir ein Urteil zu bilden??

  11. Wer die Gelegenheit bekommen durfte, Adolfo mal kennenzulernen, weiß dass dies nicht stimmen kann.
    Mfg
    Frank M.

  12. Hat jeder der Leute die geschrieben haben das sie in der letzten Zeit dort unfreundlich behandelt wurden auch automatisch unrecht ?
    Glauben möchte ich das nicht , denn einige kenne ich persönlich !!!!
    Das sind Menschen die keinen nutzen davon hätten ein Gerücht in die Welt zu setzen was nicht der Wahrheit entspricht.

    Ich glaube das die Servicewüste Deutschland oft trockener ist als gedacht .
    Ich würde mich wirklich erst mal auf die suche des ursprünglichen Posts machen .

  13. Leicht zu klären! Wenn es Betroffene gibt meldet euch bei Oberhessen Live. Wenn sich keiner meldet! Artikel von OL. Keiner gemeldet. Schon geklärt!

  14. Der Idiot, der ohne sein Hirn einzuschalten einfach mal unbestätigtes, geschäftsschädigendes Hörensagen in Facebook postet, sollte wegen geschäftsschädigendem Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden, genau so wie diejenigen, die aus dem Konjunktiv mal schnell ein „war so“ machen.

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