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Ab morgen rollt in Frankreich der Ball und die Euphorie im Land des Weltmeister ist großWo und wie schaut ihr die Europameisterschaft?

VOGELSBERGKREIS (cdl). Morgen startet die Fußball Europameisterschaft in Frankreich. Bei vielen Anhängern ist die Vorfreude riesengroß und die meisten Vorbereitungen sind getroffen. Damit die EM auch in Alsfeld und Umgebung zu einem Fest wird, locken einige Locations zum gemeinsamen schauen. Wie und wo wir von Oberhessen-live die EM erleben, erfahrt ihr im Anschluss.

In Alsfeld gibt es drei bekannte Anlaufstellen zum gemeinsamen Fußball schauen. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft und das EM-Finale werden als Public Viewing Event in der Alsfelder Stadthalle und im Plan B auf einer Großbildleinwand gezeigt. Die Gaststätte „Zur Gemütlichkeit“ ist bekannt für die Live-Übertragung von Fußballspielen. Egal ob Bundesliga, DFB-Pokal oder Championsleague. Bei Großereignissen wie EM oder WM ist die Gaststätte aufgrund ihrer Bekanntheit eine beliebte Anlaufstelle für die Fußballfreunde.

„neuBIERIG“ wird es bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft in der „alten hôfreite“ in Romrod. Zu jedem Deutschlandspiel wurde ein eigenes Bier gebraut und man trägt nebenher gemeinsam mit den Gästen eine kleine „Bier-EM“ aus. Nach dem Spiel kann jeder die „Bier-EM“ mitentscheiden und sein Voting abgeben – Schlossbier oder Länderbier: Wer hat gewonnen? Auf Leinwand und auf Fernsehern sind die Partien zu sehen. Bei gutem Wetter wird außerdem die Outdoor-Lounge geöffnet.

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In der Stadthalle werden wieder viele Fans zusammenkommen, um gemeinsam mitzufiebern und im Anschluss hoffentlich gemeinsam feiern zu können. Foto: aep / Archiv

Aber auch im Privaten werden sich viele Fußballanhänger zusammenschließen und gemeinsam bei den Spielen mitfiebern. Partykeller wurden hergerichtet oder die Gartenlaube wird zum eigenen „Ministadion“ umfunktioniert. Zapfanlagen, Kühlschränke und Grills sind bereits auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft und warten mit ihren Besitzern auf den Anpfiff.

Wo besteht noch die Möglichkeit für ein gemeinsames Fußballfest?
Alle Kneipenbesitzer oder Eventausrichter sind dazu aufgerufen, uns über ihre Live-Übertragungen zu informieren, damit wir die Übertragungsangebote für unsere Leser ergänzen können.

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Wer von euch ist besonders stolz auf seine ganz persönliche Party-Einrichtung oder hat sich etwas besonderes einfallen lassen extra zu Europameisterschaft? Dann schickt uns doch Bilder.

redaktion@oberhessen-live.de.

Wie geht das Team von Oberhessen-live in die Europameisterschaft?

Jeder geht mit anderen Erwartungen und Vorlieben in die Europameisterschaft. Welche das sind verraten wir im Einzelnen. Wir haben „Tribünenhocker“, „Hobby-Trainer“, „Videoanalysten“, „Groupies“ die „Couch-Potatos“ im Aufgebot.

Mats Hummels Groupie Anja Kierblewski:

Eigentlich müsste ich absoluter Fußballfan sein… eigentlich. Dank meines fußballspielenden Bruders und der Liebe wegen habe ich die ersten 25 Jahre meines Lebens quasi jedes Wochenende auf diversen Sportplätzen oder Samstagsabends auf der Couch vor dem Fernseher verbracht. Beruflich fand ich mich später auch an der Außenlinie wieder – als Fotografin. Ich erkannte die Männer von den unteren Spielklassen bis zur Landesliga sogar an ihrem Laufstil oder ihren schönen, durchtrainierten Beinen, was meinem Kollegen, seines Zeichens Sportredakteur, manches Mal aus der Bredouille half, wenn er die Spieler auf den Fotos nicht zuordnen konnte. Ich verstehe sogar Abseits, nein, mehr noch, ich kann es sogar erklären – und das, seit ich zehn Jahre alt bin!

Inzwischen hat meine Fußballbegeisterung allerdings etwas nachgelassen… mit zunehmenden Alter darf man sich das nämlich erlauben, muss nicht mehr so tun, als ob man alles toll findet, nur um den Jungs zu gefallen. Ja, man wird weise!

Champions League oder Pokalfinale schaue ich allerdings schon noch – gerne in großer Runde. Dass ich bei den Europa- oder Weltmeisterschaften mit dabei bin versteht sich von selbst! Natürlich im Deutschlanddress – auch mein Auto und mein Hund werden entsprechend eingekleidet – und ich liebe Public Viewing. Dieses Jahr hab ich allerdings ein Problem: Ich kenne die Hälfte der deutschen Spieler nicht!

Wer die EM gewinnt? Schwere Frage. Wünschen würde ich mir natürlich einen Sieg für Deutschland. Nicht nur aus Patriotismus, sondern weil ich darauf hoffe, Mats Hummels beim Trikotwechsel zu sehen. So schlecht sind die Chancen für Deutschland ja auch nicht. Top-Favorit ist sicherlich Frankreich, die haben bisher alle Heimturniere gewonnen – 1998 die WM und 1984 die EM im eigenen Land. Mit der Mannschaft könnte es wieder gelingen. Spanien ist natürlich auch ein starkes Team, bis auf die letzte WM, in der sie bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind, haben sie die drei Turniere vorher – EM, WM, EM – für sich entschieden. Und, nicht zu unterschätzen: Belgien. Die standen zwar bisher erst einmal im Finale, bei der EM 1980 in Italien gegen Deutschland, aber so wie sie momentan aufgestellt sind, ist vielleicht dieses Mal mehr drin!

Anja ist auf der Suche nach Mats Hummels.

Anja ist auf der Suche nach Mats Hummels.

Hobby-Jogi Jessica Haak:

Um ehrlich zu sein, verstehe ich von Fußball weniger als von komplexen Gleichungen. Natürlich hindert mich das nicht daran, mich während der EM als Hobby-Jogi zu versuchen – zum Leidwesen derer, die verhängnisvoll entschieden haben mit mir Fußball zu sehen. Die Frage, ob das Reich der Kommentatoren besondere Kenntnis erfordert, bleibt unbeantwortet. Schließlich macht das ‚pauschalisiert gesagt‘ jeder. Selbst wenn man ein Spiel verpasst hat – ein kurzer Blick bei Facebook verrät dir, was in den letzten neunzig Minuten geschah und das gleich dutzende Male.

Dabei ist geteilte Freude und geteiltes Leid gleich doppelt erfreuend und zugleich erträglich. Während der EM gibt es kein Tag an dem man kein gemeinsames Gesprächsthema findet und so passiert es, dass selbst Kommunikationsmuffel beginnen, wie ein Wasserfall zu sprudeln.

Auch wenn es in erster Instanz um den Fußball geht, verbirgt sich hinter dem Tor doch eigentlich viel mehr – etwas das mitreißt und verbindet. EM ist eine Art Ohnmacht, von der fast kein Mensch verschont bleibt. Wie das zu werten ist, bleibt jedem selbst überlassen – ebenso die Qual der Wahl beim Fanartikel Shoppen. Ob Deutschlandsalat, Trinkhut oder doch Klodeckel – schwarz-rot-gold in jeder erdenklichen Ausführung. Abschließend bleibt zu wünschen, dass diejenige Mannschaft gewinnt die mit fairen Mitteln, Euphorie und etwas Glück spielt und da hoffe ich natürlich, dass wir ganz vorne mit dabei sind.

Jessica hat sich vorab schon mal entsprechend gekleidet. An Jogi kommt sie so natürlich nicht ran. Foto: Haak

Jessica hat sich vorab schon mal entsprechend gekleidet. An Jogi kommt sie so natürlich nicht ran.

Tribünenhockerin Friederike Gerbig:

Ich für meinen Teil bin stolz, dass ich weiß, dass dieses Jahr eine EM und keine WM ansteht. Und dass sie in Frankreich stattfindet – das ist schon mehr als ich die letzten Male sagen konnte. Und dass es um Fußball geht, soweit bin ich zumindest auch schon mal. Aber nein, Spaß beiseite: An meinem Kühlschrank hängt das erste Mal seit ich denken kann ein Planer, auf dem man die Ergebnisse eintragen kann – wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar, mich nach jedem Spiel zu erkundigen, wer der glückliche Gewinner ist. Ohne Fernseher wird es auf jeden Fall schwierig, alles mitanzusehen.

Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich mein Freund dazu erbarmt statt mit seinen jubelnden, fußballversierten Freunden, ein Spiel mit mir zu schauen – immerhin überträgt das Gießener Kino alle. Und gegen einen Abend, den ich damit verbringe Popcorn essend in gemütlichen Sesseln zu sitzen, habe ich wirklich nichts! Ich würde vorher sogar nochmal die wichtigsten Regeln googeln (Abseits kann ich schon!), damit ich kein vollkommen langweiliger EM-Partner bin. Und im Sinne der allgemeinen Zufriedenheit, würde ich mich auch freuen wenn Deutschland gewinnt – aber eine Bitte habe ich: Ein stundenlanges Hup-Konzert danach finde ich ein bisschen zu viel des Guten. Also: Rücksicht nehmen auf alle die am nächsten Tag trotz Fußball früh raus müssen!

Fußball ist nicht ihre Welt, trotzdem setzt sie sich klaglos auf die Tribüne. Fot: Gerbig

Fußball ist nicht ihre Welt, trotzdem setzt sie sich klaglos auf die Tribüne: Friederike.

Fanbetreuerin Michelle Bauer:

Fußball. Eigentlich interessiert er mich nicht besonders. 22 Spieler, ein Ball und zwei Tore: Der Ball geht hin und her und am Ende gewinnt eben die Mannschaft, die die besser bezahlten Spieler hat. Oder den besseren Trainer? Oder die cooleren Fans? Mein Wissen um diese Sportart reicht leider nicht über das Abseits hinaus und den Fernseher würde ich außerhalb von Opas Wohnzimmer nicht einschalten.

Doch dann kommt da diese Europameisterschaft. Und plötzlich ist alles anders. „Wo gucken wir die Deutschland Spiele? Wollen wir grillen beim Eröffnungsspiel?“ Während mich Fußball während der Bundesliga Saison nie sonderlich packt – außer dem insgeheimen Hoffen, dass unsere hessische Eintracht doch bitte nicht absteigen möge – fängt es mir mit dem Beginn von den großen Turnieren alle zwei Jahre in den Fingern zu kribbeln. Europameisterschaft ist für mich mehr als Fußball. Es ist ein Event, das Freunde zusammenbringt und Freude macht. Man bekommt dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit und freut sich seine Mannschaft, sein eigenes Land über den grünen Rasen rennen zu sehen und hofft darauf mit einem Sieg indirekt Anerkennung zu gewinnen.

Man nimmt sich in den Arm, schreit, weint und feiert gemeinsam. Europameisterschaft ist für mich definitiv ein Grund den Fernseher einzuschalten, der Gemeinschaft wegen, der Freunde wegen und Deutschland wegen. Denn jetzt ist wieder die Zeit angebrochen, an der wir unsere Fahnen schwenken dürfen und schreien können „Ich bin stolz auf mein Land.“

Da sie sich nicht wirklich für das Spiel begeistern kann, dafür aber um das Drumherum kümmert sich Michelle (r.) um die Belange der Fans und ist unsere Fanbetreuerin

Da sie sich nicht wirklich für das Spiel begeistern kann, dafür aber um das Drumherum kümmert sich Michelle (r.) um die Belange der Fans und ist unsere Fanbetreuerin.

Viedoanalyst Christian Dickel:

„Projekt 42“ – ist mein ambitioniertes Ziel, wie bei jedem Großevent. Was es mit der 42 auf sich hat? Selbstredend ist die 42 die Antwort auf alles. Während der aufgestockten EM von bisher 16 auf jetzt 24 Mannschaften werden 48 Spiele ausgetragen. Durch die parallel Spiele am dritten Gruppenspieltag kann man 42 Spiele live im TV sehen – die restlichen sechs Partien per Live-Stream nebenher. Somit wäre die Antwort auf die Frage aller Fragen gelöst: Sie lautet 42.  (Leider hat es kein aufmerksamer Leser gemerkt. Es sind natürlich 51 Spiele und 45 Spiele in der Live-Übertragung – welche drei Spiele wurden ganz bewusst ignoriert?)

Traditionell sollte es eine Grillchallenge geben, die aber leider ausfallen muss. Denn neben den EM-Spielen muss schließlich gearbeitet werden und oft werde ich das Geschehen auf dem grünen Rasen nur mit einem Auge verfolgen können. Außerdem muss ich gestehen, dass Public Viewing für mich seit der EM 2008 nicht mehr infrage kommt. Denn ich gehöre zu der aussterbenden Gattung, die wirklich die Spiele verfolgen und die dargebotene Leistung der Akteure analysieren möchte.

Daher bevorzuge ich einen etwas kleineren Rahmen. Im Garten oder bei Freunden lässt es sich noch ganz gut Fußball schauen. Ebenso ist das in so manchem Biergarten möglich. Zugegebenermaßen sollte das Public Viewing in der Stadthalle auch noch gut funktionieren. Dann mit Public Viewing meine ich die Großveranstaltungen in den Städten mit 10.000 Fans und mehr. Novum wird für mich sein, den Laptop immer auf dem Schoß zu haben, die Inhalte auf Oberhessen-live genießen Vorrang.

Meine große Hoffnung für das Turnier ist ein Duell in einem Ausscheidungsspiel der Deutschen gegen England. Gegen Holland können wir ja leider nicht antreten. Denn diese Begegnungen sind seit je her die großen Klassiker auf Länderebene. Wer wird denn jetzt Europameister? So viel kann ich schon einmal verraten, England wird es nicht.

Der gemütliche Zuhause-Gucker: Juri Auel 

Das Schlimmste an EMs oder WMs ist, dass wenn sie rum sind, man nicht mehr weiß, wie man seinen Tagesablauf gestalten soll. In den vier Wochen, die so ein Turnier dauert, hat nämlich der Alltag einen ganz eigenen Rhythmus: Professoren kürzen ihre Vorlesungen, Geschäfte schließen früher, Meetings werden so gelegt, dass man auf jeden Fall den Anpfiff nicht verpasst. Und dieser Ausnahmezustand ist irgendwie schön!

Ich halte es mit dem Fußball glaube ich so, wie sehr viele Deutsche: Die meiste Zeit tangiert mich dieser Sport nur äußerst peripher. Beim Durchzappen bleibe ich vielleiht mal bei einem Länderspiel hängen und in der Bundesliga hoffe ich einfach nur, dass Bayern verliert. Doch alle zwei Jahre interessiere auch ich Kickmuffel mich für diesen Sport.

Ganz wichtig ist dabei die Frage nach dem „Wo schaust du?“ Ich war schon zum Rudelgucken in Kneipen, in Hinterhöfen und habe im Stadion mit tausenden anderen nicht auf den Platz, sondern Mega-Leinwände gestarrt. Alles ganz nett, aber irgendwie ist das Schauen in gemütlicher Runde mit Freunden, oder Familie um sich herum und kaltem Bier und Pizza auf dem Wohnzimmertisch doch mein Favorit.

Also werde ich wohl auch dieses Jahr die meisten Spiele vom heimischen Sofa aus verfolgen – und mich bei dem ein oder anderen Tor der Deutschen gleich doppelt freuen. Ein Mal wegen des Treffers selbst – und noch ein Mal, wenn ihr Interessenkonflikt die AfD-Pappnasen innerlich zerreißt, weil ein Podolski, Özil oder Boateng als Torschütze gefeiert wird.

"Am schlimmsten ist, wenn es wieder vor ist", sagt Juri Auel.

„Am schlimmsten ist, wenn es wieder vorbei ist“, sagt Juri.

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