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Der „Vulkan lässt lesen“ geht in die letzte Runde für diese Saison – dieses mal mit Hubertus Meyer-Burckhardt und seinem Roman „Meine Tage mit Fabienne“Wichtige Begegnungen und wichtige Menschen

ALSFELD (ls). Wie heißt es doch so schön? – Alles Schöne hat irgendwann mal ein Ende. So leider auch die Lesereihe „Der Vulkan lässt lesen“, die in Zusammenarbeit mit der Ovag, der Sparkasse Oberhessen, Buch 2000 am Marktplatz und der Buchhandlung Lesezeichen in Lauterbach ins Leben gerufen wurde. Für die letzte Lesung haben sie sich erneut etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Wo vorher noch muntere Gespräche und beherztes Lachen durch das Publikum zogen, herrschte plötzlich bedächtige Stille als die Veranstalter Helmar Bünnecke und Andreas Matlé die Bühne betraten und die letzte Veranstaltung der Lesereihe „Der Vulkan lässt lesen“ ankündigten. An diesem Abend war irgendwas anders als bei den Lesungen zuvor. Wehmütig und zugleich freudig lauschte der gut gefüllte Verkaufsraum des Autohauses Deisenroth und Söhne, der kurzfristig zu einem Vortragssaal mit einer kleinen Bühne umfunktioniert wurde, den abschließenden Worten von Andreas Matlé, der mit einem lachenden und einem weinenden die Saison beendete und die kommende Saison ankündigte. Bereits im September geht die Lesereihe in die 11. Runde und die Gäste können sich wie gewöhnlich auf einiges freuen.

Die Veranstalter Helmar Bünnecke vom Buch 2000 auf dem Marktplatz (links) und Andreas Malté (mitte) betraten zusammen mit dem Autor Hubertus Meyer-Burckhardt (rechts) die Bühne und verabschiedeten die 10. Saison der Lesereihe "Der Vulkan lässt lesen". Foto: ls

Die Veranstalter Helmar Bünnecke vom Buch 2000 (links) und Andreas Matlé (Mitte) betraten zusammen mit dem Autor Hubertus Meyer-Burckhardt (rechts) die Bühne und verabschiedeten die 10. Saison der Lesereihe „Der Vulkan lässt lesen“. Foto: ls

Auch der letzte Abend sollte etwas ganz Besonderes werden. Bereits zum zweiten Mal war der Schriftsteller, Moderator und Fernsehproduzent Hubertus Meyer-Burckhardt, der sich selbst als hauptberuflichen Spielfilmproduzenten einordnet, zu Besuch in Alsfeld. Vor zwei Jahren las er schon einmal für den „Vulkan lässt lesen“ und konnte bereits da eine treue Fangemeinde sammeln. Mittlerweile veröffentlichte Meyer-Burckhardt drei Romane und sammelte dabei viel Erfahrung – sein Besuch in Alsfeld am vergangenen Dienstag war jedoch auch für ihn etwas ganz Neues. „Ich hatte schon ein paar Lesungen, aber in einem Autohaus habe ich noch nie gelesen. Das ist eine ganz neue literarische Erfahrung für mich“, so der 59-Jährige. Irgendwann ist ja immer das erste Mal.

Noch bevor er anfing zu lesen – und in der Tat, wie er es zuvor versprochen hatte, las er tatsächlich, auch wenn es durchaus schon Lesungen gab, in denen er nur erzählte – stieg er durch lockere Sprüche und Witze in den Abend ein und bereitete das Publikum auf seinen sarkastischen Humor vor, der sich durch den kompletten Roman zieht, und sorgte damit bei dem überwiegend weiblichen Publikum für viele Lacher.

Die hohe Frauenquote seines Publikums erklärte sich Meyer-Burckhardt daher, dass Frauen ihre Gegenüber gerne live sehen – ob er wirklich so aussehe wie auf dem Bild, mutmaßte er. Die vereinzelten männlichen Zuhörer seien demnach auf Wunsch der Ehefrauen mit dabei und er bemerkte ironisch: „Meine Herren, Sie haben das große Los gezogen, da müssen Sie jetzt durch“.

Der Schriftsteller selbst hatte sichtlich Spaß auf der Bühne des Autohauses, die für ihn eine neue literarische Erfahrung war. Foto: ls

Der Schriftsteller selbst hatte sichtlich Spaß auf der Bühne des Autohauses, die für ihn eine neue literarische Erfahrung war. Foto: ls

Die Handlungen seiner drei Romane gehen allesamt auf einzelne Gedanken des Schriftstellers zurück. Während der erste Roman die Frage behandelt, was von einer Person bleibt, wenn ihr die Funktion genommen wird, handelt es sich bei dem zweiten Roman um eine Liebesgeschichte. Der dritte Roman hingegen ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte einer einzigartigen Begegnung.

Im Leben gebe es wichtige Menschen und wichtige Begegnungen erklärte Meyer-Burckhardt. Wichtige Menschen sind auch gleichzeitig immer wichtige Begegnungen gewesen – andersrum ist das allerdings nicht unbedingt so. Meist unterhalte man sich mit fremden Menschen ganz anders, da man wisse, dass man sich wahrscheinlich nie wieder sehen wird. So habe er selbst die Erfahrung gemacht und sich an einem Flughafen mit einem 80-jährigen Mann unterhalten, der seinen persönlichen Blick auf die Welt völlig verändert habe. Ähnlich ergeht es auch den beiden Hauptcharakteren seines Romans.

Ein humorvolles Buch, dessen Darbietung durch den Autor selbst erstaunlich humorvoll war und die sich nicht zuletzt von selbst mitgebrachten Fragen und Antworten für die meist eher träge Fragerunde danach krönte. Ein unvergesslicher Abend, der einer von diesen einzigartigen Begegnungen, von denen er sprach, gleichzusetzen ist.

Zum Inhalt
Mal ein Käsegeschäft, mal ein Plattenladen. Nun ein Hutgeschäft. Es waren schon immer Bereicherungen für die Straße mitten in Berlin, die im Erdgeschoss des Hauses ein- und auszogen. Simon Kannstatt hat sie alle geschätzt. Fabienne, die charmante und lebensfrohe Elsässerin, Hutmacherin und selbst ernannte Ruhestörerin, stellt sie nun aber alle in den Schatten. Mit ihrem Hutgeschäft – und noch mehr mit ihrem Temperament und Charme – mischt sie die acht Parteien des Hauses fröhlich auf und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Besonders auf ihren neuen Nachbarn Simon Kannstatten, der neurotisch auf jegliche Art von unruhiger Geräuschkulisse reagiert, hat die eigenwillige Hutmacherin Einfluss. Es knistert gewaltig, ohne dass einer der beiden die Grenze durchbricht. Eines Tages ist Fabienne plötzlich weg. Simon bemerkt, dass er der Einzige ist, von dem sie sich nicht verabschiedet hat und der offenbar nicht weiß wieso und weshalb sie ging. Kurzerhand nimmt er Kontakt zu ihrer Schwester auf und reist Fabienne bis nach Palma de Mallorca nach, wo er sie letztendlich in Catalina findet. Doch Fabienne trägt ein Geheimnis mit sich rum. Welches das ist und warum sie plötzlich ohne Verabschiedung aus Berlin abreiste, lest ihr besser selbst – wir wollen ja nicht zu viel verraten.

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