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Mit Genuss und Vergnügen in alten Büchern lesen: Der Schmökerabend im Antiquariat „Buchbasalt“Bücher mit Geschichte

ALSFELD (ls). Stundenlang in eine Welt aus Buchstaben, Wörtern und Geschichten flüchten. Dabei so viele unterschiedliche Bücher wie möglich kennenlernen. Sich Zeit lassen und in einer wohlfühlenden Atmosphäre mehr als nur den Klappentext lesen. Sowas geht in Buchhandlungen nicht? Und ob! Das Antiquariat „Buchbasalt“ ist für Buchfreunde ein besonderer Geheimtipp. In der anregenden Wohnzimmer-Atmosphäre zwischen jeder Menge guter, antiquarischer Literatur lud der „Alsfelder Literaturbrunnen“ am vergangenen Donnerstag zu einer literarischen Entdeckungsreise ein.

Es ist der wohlige Geruch von gebrauchten Büchern, der einem entgegenweht, wenn man die kleine antiquarische Buchhandlung „Buchbasalt“ der Alsfelder Untergasse betritt. Von außen völlig unscheinbar, von innen eine wahre Schatzkiste: Weit mehr als tausend Bücher reihen sich dicht in den Regalen der kleinen Buchhandlung. Vor den Regalen arrangieren sich antiquierte Möbel, die zum Verweilen einladen, und den Wohnzimmer-Charakter des kleinen Ladens abrunden.

„Wir sind keine Trendsetter“

Wer im „Buchbasalt“ Neuerscheinungen der Spiegel-Bestsellerliste finden möchte, sucht vergebens. Zwischen bekannten Literaturgrößen wie Hölderlin, Goethe oder Schiller finden sich hier viele Autoren wieder, die zwar weniger bekannt sind, aber deshalb nicht weniger gut. „Dinge, die man gar nicht mehr vermutet hat – die findet man hier bei uns“, schwärmt der Veranstalter des Literaturbrunnens Aegidius Kluth. So wurde dort vor kurzem ein verschollen geglaubtes Buch gefunden – ein wahrer Schatz. Neben diesen besonderen und seltenen Schätzen findet man Märchenbücher, Vogelsberger Landeskunde, Alsfelder Geschichte und allgemeiner Geschichte und eine Ecke für Religion, in der sich, die wohl materiell wertvollsten Bücher befinden.

Das Alter bestimmt den Wert

Es ist nicht immer leicht den materiellen Wert solcher alten, gebrauchten Bücher zu bestimmen. Was bringt ein Goethe von 1900, wenn es keine Nachfrage gibt? Für Inhaberin Andrea Weißing und Aegidius Kluth steht dabei fest: Der materielle Wert entspricht dem Liebhaberwert für denjenigen, der es gerade sucht. Auch für viele Kunden des „Buchbasalts“ steht nicht nur die Seltenheit der Bücher im Vordergrund, sondern die Geschichte, die sich dahinter versteckt. Wem hat das Buch mal gehört? Warum hat er es sich gekauft und welche Gefühle verbergen sich dahinter?

Wie viele andere Antiquariate erhalten die Inhaberin Andrea Weißing und Aegidius Kluth ihre Bücher aus Nachlassen, Haushaltsauflösungen oder privaten Ankäufen. „Es sind zwar nicht immer schöne Anlässe, wie man zu den Büchern kommt, aber das ist genau das, was mich immer wieder besonders reizt. Man kann ein Teil davon sein, wie Literatur und damit auch Kultur von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es sind Bücher mit Geschichte, bei der jeder einzelne Leser ein Teil davon ist. Das macht diese Bücher so wertvoll“, erklärt der katholische Theologe, der ganz nebenbei auch noch selbst gelernter Buchhändler ist. Die Geschichte, die hinter jedem alten Buch steht, bestimmt den Wert.

Schmöker-Abend statt Internetkauf

Große Konkurrenz für das Antiquariat bildet auch hier das Internet. Die Menschen besorgen sich ihre Literatur aus anderen Quellen, was die Arbeit natürlich erschwert. In Zeiten der Digitalisierung bleibt der Charme von gebrauchten Büchern nicht mehr bei allen bestehen und auch der besondere Geruch von altem Papier ist vielen jungen Menschen unbekannt. „Gott sei Dank gibt es aber noch genug Leute, die lieber ein Buch in der Hand halten und dessen Geschichte spüren wollen, statt einem leblosen iPad“, resümiert Kluth optimistisch.

Neben einer Vielzahl von Büchern, läd die gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre zum Schmökern, Lesen und Entdecken. Foto: ls

Neben einer Vielzahl von Büchern, lädt die gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre zum Schmökern, Lesen und Entdecken. Foto: ls

Um den Menschen diese Geschichten hinter den Büchern und die Kultur des Buches präsent zu halten, veranstalten sie in den Räumen des kleinen Antiquariats im Rahmen des Alsfelder „Literaturbrunnens“ bereits seit über einem Jahr verschiedenste Veranstaltungen. Ein Raum zum Vorlesen, zum Schmökern, zum Entdecken, sogar zum selbst Schreiben wird den Gästen in einer kleinen Atmosphäre von höchstens 15 Leuten geboten und auch bisher sehr gut angenommen. Ideengeber war hierbei ein Bekannter, der solche Veranstaltungen aus Großstädten kennt. Es komme dabei nicht darauf an etwas zu verkaufen, sondern einfach den Laden zu genießen. Ein Projekt, das auch in dem intimen Wohnzimmer-Charakter des Antiquariats gerne angenommen wird und mit dem Kluth der Digitalisierung des Wortes entgegentreten möchte, um die Kultur des Buches zu stärken.

Ein Platz um einen neuen Liebhaber zu finden

Für den Buchhändler ist das antiquarische Buch demnach nicht einfach nur ein altes, gebrauchtes Buch, sondern das genaue Gegenteil: „Es wurde gekauft und gelesen. Vielleicht wurde es verschenkt. Es hat also eine geheimnisvolle Geschichte und es war dem Besitzer zu wertvoll, um es einfach nur wegzuwerfen. Hier bei uns bekommt es ein neues Leben – eine neue Fortsetzung der Geschichte.“

Gemäß dem „Friedhof der vergessenen Bücher“ aus Carlos Ruiz Zafóns Erfolgsroman „Der Schatten des Windes“, erfreut sich auch das Alsfelder Antiquariat „Buchbasalt“ über den Zuspruch: Da stehen tausend Bücher und dabei ist eins, was genau auf dich gewartet hat.

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