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Baustelle auf der B275 in Blitzenrod und weiter: Bürgermeister Vollmöller wendet sich an Wirtschaftsminister Tarek Al-Wasir„Betrachten Sie dieses Schreiben als ‚Hilferuf'“

LAUTERBACH (ol). Immer wieder Ärger mit der Sanierung der Bundesstraße 275 von Lauterbach nach Herbstein. Monatelang war sie gesperrt, ist noch eine Baustelle – und nun soll sich der weitere Ausbau verzögern, teilt Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller mit. Er wandte sich nun direkt an Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wasir. Das Schreiben liegt uns vor, wir veröffentlichen es im Wortlaut:

 

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

LieberHerr Al-Wazir,

bitte betrachten Sie dieses Schreiben als „Hilferuf“

Die B275 Friedberg-Lauterbach kann man als Lebensader für den südöstlichen Vogelsberg bezeichnen, zumal der ÖPNV aufgrund der ländlichen Struktur Mängel aufweist. Insbesondere für fortwährende Ein- und Auspendler, Krankenfahrten und Rettungsdienste zur Kreisstadt Lauterbach gibt es keine Alternativen.

Notwendige Erneuerungsmaßnahmen sind hinderlich, werden jedoch von der Bevölkerung akzeptiert. Nicht akzeptabel sind dagegen die Dispositionen zu der Sanierung der B275, vom Knotenpunkt mit der L3139 bis Abfahrt Eisenbach sowie die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Blitzenrod.

Im Jahr 2015 war die Ortsdurchfahrt Blitzenrod (Vogelsbergstraße in Lauterbach) in Verbin- dung mit der Erneuerung von Ver- und Entsorgungsleitungen für mehrere Monate ausnahms- los gesperrt. In diesem Jahr folgt die Erneuerung dieser Fahrbahn, ebenfalls mit einer länge- ren Vollsperrung.

Mit großer Sorge erfahre ich nun, dass nur die Ortsdurchfahrt Blitzenrod erneuert werden wird, nicht aber der Streckenabschnitt von Eisenbach (Abfahrt Rudlos) bis zum Kontenpunkt mit der L 3139 (Rixfelder Kreuz). Dieses Teilstück soll jedoch erst im Jahr 2017 (wieder) mit monatelanger Vollsperrung hergestellt werden.

Ferner soll in diesem Bereich der Baustellen, direkt an der Bundesstraße, ebenfalls in diesem Jahr eine Erdgas-Verdichterstation der Firma Open Grid Europe GmbH (ehemals Ruhrgas) errichtet werden. Hier wird auf rd. 40.000 m2Gelände abgetragen und die entsprechende Anlage errichtet, mit dem zu erwartenden üblichen Schwerlastverkehr besonders während der Rohbauphase.

Auch zu diesem Bauvorhaben wäre eine synchrone Straßensperrung und Baumaßnahme vernünftig und hätte Synergieeffekte.

Der vorgenannte Sachverhalt wurde mit Ihren Dienststellen frühzeitig kommuniziert und sollten aus meiner Sicht ein gewichtiger Grund sein, die vorgesehene Straßenbaumaßnahme unmittelbar und als Gesamtprojekt in diesem Jahr durchzuführen.

Dass eine Sanierung mit Vollsperrung an einer Bundesstraße erfolgt, ist nachvollziehbar, plausibel und wird von der Bevölkerung akzeptiert. Ein solches Vorhaben etappenweise in drei aufeinanderfolgenden Sommerhalbjahren durchführen zu wollen, ist für mich dagegen nicht hinnehmbar und auch den Bürgern sachlich nicht zu vermitteln.

Die Erfahrung der letzten Bauphase zeigt, dass die Ausweichstrecken über die Gemeinden Lautertal und Wartenberg diesen wiederholten und massiven Belastungen nicht gewachsen sind.

Sehr geehrter Herr Staatsminister, Lieber Herr Al-VVazir,

bitte setzen Sie sich persönlich dafür ein, dass die geplanten Maßnahmen aus „einem Guss“ umgesetzt werden.

Ich möchte höflich darauf hinweisen, dass neunzehn Straßenbäume noch vor dem 1. März 2016 gefällt werden müssten, damit dies nicht als Hinderungsgrund für einen zeitigen Baubeginn in 2016 herangezogen werden kann.

Denn die Planungen (seit 1996), die Eingriffs- und Ausgleichsmaßnahmen müssten insoweit abgeschlossen sein und dürften somit einer ganzheitlichen Ausführung nicht im Wege stehen.

Sicherlich sind Straßenbaumaßnahmen ebenso wie Kanal- oder Gleisbauarbeiten für die Anlieger häufig mit erheblichen Beeinträchtigungen bei der Nutzung ihrer Grundstücke und Gebäude verbunden. Diese Belastungen/Einschränkungen sollten jedoch auf ein Minimum reduziert werden.

Während dies für private Anlieger zu Unbequemlichkeiten wie schlechterer Erreichbarkeit o- der dem vorübergehenden Wegfall von Parkplätzen vor dem Grundstück führen kann, erleiden gewerbliche Anlieger, deren Kunden infolge der Baumaßnahmen fernbleiben, überdies teils empfindliche Umsatzeinbußen.

Dies trifft in besonderem Maße für die Gewerbetreibenden in Lauterbach zu.

Es stellt sich daher auch die Frage, ob dem Betrieb ein Anspruch auf Entschädigung (Kundenrückgang, Umsatzrückgang = Entschädigungsansprüche) gegen den öffentlichen Träger der Baumaßnahme zusteht. Ein konkretes Beispiel für Viele ist das Gasthaus und Cafe „Zur Burg- post“ auf Schloss Eisenbach. Dieser Betrieb würde abermals vom Kunden abgeschnitten werden und deutliche Einbußen erleiden. Für die Tankstellen und deren Pächter führen diese Arbeiten nachweislich zu Umsatzverlusten von bis zu 50%. Die Postfiliale sieht sogar die wirtschaftliche Ausrichtung als gefährdet an. Gleiches gilt für den gesamten Einzelhandel in unserer Stadt.

Auch die vielen Einpendler (die Zahl der Einpendler übersteigt die Zahl der Auspendler in unserer Kreisstadt deutlich) die aus dem Vogelsberg in die Kreisstadt kommen, müssten durch die Umleitung mit erheblichen Belastungen rechnen.

Das Vorhaben birgt zudem weiteres großes Konfliktpotential, da die betroffenen Anlieger durch Baumaßnahmen oft behindert werden. Als weiteres konkretes Beispiel für viele andere, möchte ich Ihnen das Alten- und Pflegeheim Haus Margarethe nennen, das nun bereits mehrfach die Einschränkungen durch die Straßenbauarbeiten in Kauf nehmen musste.
Die vom Land Hessen angedachte Lösung hat negative Auswirkungen auf alle Lebensbereiche für Privatleute, die Geschäftswelt, den Tourismus, die Pendler, den öffentliche Nahver- kehr und damit auch die Schüler und Auszubildenden, die in Lauterbach die Schule besuchen oder einen Ausbildungsplatz haben und schließlich auch für die Umwelt.

Ich bitte um Verständnis, wenn ich aufgrund der Eilbedürftigkeit und der besonderen Tragweite der vorgesehenen Teilabschnitte für die gesamte Region und insbesondere für das Mittelzentrum und die Einkaufsstadt Lauterbach eine Rückmeldung noch vor dem 1. März 2016 erbitte.‘

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Hans Vollmöller

Bürgermeister“

(Das Schreiben im Original mit dazugehörigen Karten kann man ebenfalls bei Oberhessen-live sehen: einfach anklicken)

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