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Einführungsgottesdienst für Pfarrerin Susanne Weide und Pfarrer Johannes Cunradi in Nieder-Moos„Wir vertrauen auf Gottes Führung“

NIEDER-MOOS  (ol). Seit dem 1. Dezember leben und arbeiten Pfarrerin Susanne Weide und Pfarrer Johannes Cunradi schon in Nieder-Moos. Am Sonntag führte sie Dekan Stefan Klaffehn in einem feierlichen Gottesdienst offiziell in ihr Amt ein, geht aus einer Pressemitteilung hervor. „Wir haben seinen Stern gesehen“ – das Wort der Könige aus der Weihnachtsgeschichte, die sich von einem Stern zur Krippe leiten lassen, wurde zum Leitwort für die Predigt im Einführungsgottesdienst, die Weide und Cunradi gemeinsam von der Kanzel aus hielten.

Es seien weder die Stellenausschreibung, die Kirchen oder das Pfarrhaus, noch die Gemeinde, die Gegend, die Kollegen oder gar das Gehalt gewesen, die das Pfarrpaar zum Aufbruch nach Nieder-Moos bewogen hätten, sondern die Kraft, die von Jesus ausgeht. „Wer uns kennt, der weiß, wir sagen das nicht so dahin. Wir vertrauen auf Gottes Führung.“ Es sei ein großes Glück, den Stern zu sehen und sich dorthin leiten zu lassen, wo man gebraucht werde. „Für 15 Jahre – so Gott will – soll es Nieder-Moos sein.“ sagte Weide, für die nach 18 Jahren Dienst in der Kirchengemeinde Leihgestern bei Gießen Aufbruchsstimmung aufgekommen war.

Dekan Stefan Klaffehn stellte die Liebe in den Mittelpunkt, als Antwort auf die Frage, worauf es im Pfarrdienst im 21. Jahrhundert im ländlichen Raum ankomme. Er meine damit nicht eine naive Flower-Power-Liebe, die so täte, als könne einem nichts Schlechtes widerfahren. Die Liebe Jesu verstehe er vielmehr als eine Hinwendung zu den Opfern, den Kranken und Schwachen, eine Zukunft für die, denen die Gesellschaft keine Zukunft gebe. Zum Gebot der Nächstenliebe komme im Christentum die Feindesliebe. Diese sei „eine Liebe, die über das eigene Lager hinausgeht und die in der Lage ist dogmatische und politische Grenzen zu überwinden, wie es dem bloßen Verstand nicht gelänge: dass man bei allen Differenzen im gegenüber den Menschen, ja den Geliebten sieht“ zitierte Klaffehn den deutsch-iranischen Autor Navid Kermani. Klaffehns Wunsch und Rat an Gemeinde und Pfarrpaar: „Macht Gottes Liebe erfahrbar. Wagt zu lieben!“

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Viele Besucher folgten der Einladung Willi Schneiders zum Empfang in die Kulturscheune. Auch aus Leihgestern, der Vorgängergemeinde des Pfarrpaars war eine Delegation gekommen.

Nach dem Gottesdienst, der musikalisch festlich von Kirchenmusikerin Dr. Diana Rieger, den Vulkansingers sowie dem Posaunenchor Nieder-Moos mitgestaltet worden war, folgte die große Mehrheit der Gäste der Einladung Willi Schneiders zum Empfang in die Kulturscheune.

„Es tut gut, dass im Pfarrhaus wieder Licht brennt“ begann Willi Schneider die Moderation beim Kaffeetrinken. Die Zeit der Vakanz sei mit neun Monaten erfreulich kurz gewesen. Erleichterung und Freude waren ihm anzumerken.

Christel Hensel (Freiensteinau) und Sebastian Stang (Grebenhain) hießen das Pfarrpaar im Namen der kommunalen Gemeinden willkommen. „Als Pfarrer ist man hier bei uns auf dem Land immer direkt ins Dorfgeschehen eingebunden und integriert“, sagte Hensel voraus und Stang sah es als Gemeinsamkeit von Bürgermeister und Pfarrer, „dass wir die Menschen in unseren Gemeinden dabei unterstützen, ihren Weg zu finden.“ Baron Berthold Riedesel ist überzeugt, dass die Eigenheiten und Besonderheiten von immerhin neun Dörfern, die zur Kirchengemeinde gehörten, zu zweit sicher besser zu meistern sein werden als allein.

Präses Christa Wachter konnte berichten, dass sie von Weide und Cunradi seit Dezember schon viel gehört habe, ohne die beiden bisher persönlich zu treffen: „Sie kommen hier gut an. Sie verbreiten kraftvolle und ansteckende Freude und die Menschen, die mir von den Begegnungen mit Ihnen erzählt haben, taten dies voller Freude.“ Sich um die Verkündigung der frohen Botschaft zu bemühen und zugleich das interreligiöse und globale Miteinander im Blick zu haben und aufeinander zuzugehen, dass sei die Herausforderung unserer Zeit, so Wachter. „Gut, dass Sie schon als Paar kommen und keine andere Paarhälfte Sie in andere Gefilde lockt“, so Wachters Anspielung auf den Amtsvorgänger in Nieder-Moos Steffen Paar, der die Pfarrstelle im Februar 2015 verlassen hatte, um zu seinem Partner nach Norddeutschland zu ziehen. Die Präses vergaß auch nicht den ausdrücklichen Dank an alle Unterstützer während der Vakanz, allen voran Vakanzvertreter Pfarrer Martin Bandel aus Herbstein.

In den Kirchengemeinden des hohen Vogelsbergs arbeite man auch über Gemeindegrenzen hinweg in einem größeren Team zusammen. Das sei die Zukunft für den Pfarrdienst auf dem Land, sagte Pfarrer Wolfgang Kratz. Der Herchenhainer Pfarrer lud Cunradi und Weide zu diesem Regionalteam ein, zu dem auch die Pfarrerinnen Heidi Kuhfus-Pithan (Altenschlirf), Sylvia Puchert (Crainfeld) und Andrea Wiemer (Freieinsteinau) gehören.
Pfarrer Winfried Disser aus Herbstein zeigte sich überrascht, dass der Nieder-Mooser Kirchenvorstand im Gottesdienst zum Gebet für die Pfarrerin und den Pfarrer aufgerufen habe. Das gebe es in seiner katholischen Gemeinde nicht: „Das sollten wir von Ihnen lernen.“ Auch er werde das Pfarrpaar im Gebet bedenken, versprach Disser.
Pfarrerin Heidi Kuhfus-Pithan sprach noch als die neue Kollegin Cunradis. Dieser werde ab März mit halber Stelle auch in Altenschlirf, Ilbeshausen und Schlechtenwegen tätig sein und sich mit ihr die Pfarrstelle teilen.

„Ich finde es immer gut, wenn der Funke überspringt, wenn das Licht, das wir entdecken auch wieder von uns ausstrahlt“, sagte sie. So könne auch die Verbindung des Kirchspiels Altenschlirf mit Nieder-Moos in der Person von Johannes Cunradi dazu führen, dass eine Gemeinde die andere bereichert. Nachdem auch die Kirchenmäuse vom Kindergottesdienst Tassen, mit den Fingerabdrücken der Kinder als Willkommensgeschenk übergeben hatten, schloss Willi Schneider den Reigen der Gruß- und Dankesworte und bedachte die Vakanzvertreter mit Präsenten.

Das letzte Wort hatten Susanne Weide und Johannes Cunradi, die neben ihrem Dank erneut an den Stern und die Führung Gottes erinnerten und keinen Zweifel daran ließen, dass sie sich schon jetzt in Nieder-Moos sehr wohl fühlen. Susanne Weide hob schließlich den Moment der Einsegnung hervor: „Das ,Wir‘ ist uns ganz wichtig. Zur Einsegnung nebeneinander zu knien und diesen Dienst gemeinsam anzutreten, das ist für uns etwas ganz besonderes gewesen.“

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