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Viele Bilder und ein Video: Der ACC bereitet sich auf die große Karnevalsitzung vor – Inmitten der Garden und Büttenredner:Fesche Männer und ein mutiges Mädchen

ALSFELD (aep). Männerballett beim Karneval: Das ist meist der Tanz der dicken Bäuche auf ländlicher Bühne, bei dem die Aktiven ebenso viel Humor wie Mut zu einem komischen Auftritt beweisen. Bei Alsfelder Carnevalclub ist das anders: Das Männerballett besteht aus jungen Burschen, die beim Cancan eher fesch als lustig rüberkommen – zur Freude viele Frauen. Der ACC hat noch eine Besonderheit, nämlich die vielleicht jüngste Büttenrednerin Hessen: die achtjährige Lene Raab. Beide gehören zur großen Karnevalsitzung am Samstag, 23. Januar, in der Hessenhalle. Das macht neugierig.

 

 

Nein, es ist offensichtlich nicht einfach, so ein Bande junger Männer im Zaum zu halten, zeigt ein Blick hinter die Kulissen beim Alsfelder Männerballett. Es sind noch 14 Tage bis zum großen Auftritt, es sind nur sieben der 13 Mitglieder da, und es ist den beiden Trainerinnen Eva Schwalm sowie Franziska Wallenta anzumerken, dass das, was die Jungs in der kleinen Aula der Alsfelder Stadtschule gerade bieten, nicht das ist, was sie sich erhoffen.

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Freut sich auf ihre zweite Büttenrede: Lene Raab.

Vor Monaten schon haben die Frauen, beide erfahrene Garde-Tänzerinnen, sich eine Choreographie ausgedacht und sie mit den jungen Männern abgesprochen. Seither wird ausprobiert und geübt. „Die Halbstarken“ heißt das Programm, hat etwas mit Feuerwehr zu tun, erzählen die Trainerinnen, aber mehr darf nicht verraten werden, was bei der Ideensammlung im Verein herum kam.

Nur so viel: Es wird ein schwungvoller gut zehnminütiger Auftritt der einzigen männlichen Tanzgruppe im Rahmen des rund viereinhalbstündigen ACC-Programms. Dafür ist die Alsfelder Männerriege bekannt, dass sie neben den beiden weiblichen Garden, den beiden Nachwuchstanzgruppen und der Showtanzgruppe tatsächlich bestehen kann – und das erfordert jede Menge Übung.

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Bei so vielen Kerlen, braucht es deutliche Ansagen: Eva Schwalm (oben) und Franziska Wallenta erklären ihren Jungs die Schritte.

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Im Moment sehen die beiden Trainerinnen eher skeptisch aus: Warum, so fragt sich Eva Schwalm, muss diese Stelle noch einmal erklärt werden? „Die haben wir letzte Woche schon geübt.“ Sie lässt die Jungs noch einmal zur Formation antreten. Und was tun die? Sie unterhalten sich mitten im Tanz. „Das ist schlimmer als bei den Mädchen!“, schmunzelt Eva Schwalm. Das Trainerinnen-Duo beweist Geduld, und tatsächlich: Es klappt, die jungen Männer kommen in die Pötte und tanzen die ganze Choerografie durch. Ein bisschen lässt sich doch schon ahnen: Wenn alle da sind, und die von der Betreuerin Gaby Muhl angekündigten Kostüme tragen, dann wird das ein prächtiger Auftritt.

Zum Karneval gehören Büttenreden ebenso wie Gardetänzerinnen. Bei ACC werden es am Samstag gleich vier sein plus zweier Zwiegespräche – wenn alles klappt, besagt das vorläufige Programm. Mitten unter den erwachsenen Rednern findet sich dann auch in diesem Jahr ein zartes Stimmchen: das der achtjährigen Lene Raab, Tochter von Diana und Dennis Raab, dem Alsfelder Dappcher.

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Lene übt in ihrem Zimmer ihre Büttenrede.

Die Schülerin, die eigentlich noch ein Fall wäre für den Kinderfasching, gab im vergangenen Jahr ihr Debüt in der Bütt und ist wieder fest im Programm, diesmal mit einer Geschichte über Opa Heinz. Es ist im  Grunde nur die Fortsetzung einer Karneval-Geschichte, die für Lene bereits vor ihrer Geburt begann. Denn Mama Diana war hochschwanger, als damals die Vorbereitungen für die Fremdensitzung auf Hochtouren liefen. „Das hat Lene alles mitbekommen.“ Und dann kam Lene auch noch etwas verfrüht, vermasselte der Mama den großen Abend – aber dieses pränatale Erlebnis hat das Mädchen offensichtlich geprägt. Natürlich tanzte Lene schon früh in der Purzelgarde mit und  ist schon länger in der Showtanz aktiv. Und eines Abends mischte sie sich ein, als ihre Eltern über einer Büttenrede brüteten.

Einmal, als der Papa nicht da war, las Lene vor, was die Eltern reimten – und sie tat das mit solcher Inbrunst, dass Mama fand: Die muss in die Bütt! „Sie trägt das mit einer Betonung vor: Hut ab!“ Das Thema ihres ersten Auftritts war quasi aus dem Leben gegriffen: „Das Leben als Kind ist eine Qual!“  Nein, sie schreibt die Geschichten nichts selbst, sagt die Mutter. Sie tut das eher zusammen mit ihr – aber Lene trägt vor. Sie traut sich. Bühne, das scheint ihr Ding zu sein: Als Schülerin der Geschwister-Scholl-Schule ist sie auch in der Theater AG dabei.

Dabei war der erste Auftritt nicht einfach: An dem Tag musste die Kleine erst einmal brechen – wahrscheinlich aus reiner Aufregung. Bis zum Abend hatte sich das aber gelegt. Und diesmal sieht selbst das Mädchen selbst viel abgeklärter ihrem großen Auftritt entgegen: „Ich freue mich schon darauf! Und zwei Tage später darf sie ihren neunten Geburtstag feiern.

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Das Dreier-Team fürs Männerballett: die Trainerinnen Eva Schwalm (l.) und Franziska Wallenta und Betreuerin Gaby Muhl (Mitte).

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