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Wo die wahre Macht die Begeisterung ist: Während die 7. Episode alle Kinorekorde sprengt, entsteht im Vogelsberg ein Fanfilm mit Botschaft namens "Resilience"Für die Star Wars-Produktion in den Steinbruch

GREBENHAIN/HERBSTEIN/ALSFELD. Wer am Wochenende bei Grebenhain durch den Wald spazierte, konnte unversehens einem Wesen aus einer fremden Welt begegnen, nicht von hier, aber irgendwie bekannt. Stimmt: Die Rüstung erinnert an die Star Wars-Reihe, die gerade mit der Episode 7 ein Comeback feiert. Der Kinofilm bekommt jetzt ein Vogelsberger Pendant: „Resilience“ heißt, was eine Handvoll Enthusiasten gerade im Steinbruch gedreht hat – ohne Budget, mit wenigen Darstellern, minimaler Technik, aber großer Begeisterung und immerhin einem Kameramann vom professionellen Set. Hommage an das große Vorbild.

 

„Uuund Action!“ Genau so, wie man es vom Fernsehen kennt, geht es auch am Set von Regisseur Maximilian Fischer zu, wenn die Handlung ihren Anfang nehmen soll. Der 23-jährige Student ist der geistige Vater und Initiator des Kurzfilms, der an diesem Wochenende über drei Drehtage im Steinbruch oberhalb von Grebenhain entstanden ist: eine Art Nebenfilm zum großen Kinostreifen. Die Darsteller erinnern an die Helden und Schurken der Kinoleinwand, und die Handlung enthält die gleichen Muster. Das ist nicht Zufall, erklärt Maximilian Fischer, der als gebürtiger Lauterbacher inzwischen in Alsfeld wohnt und in Fulda Gesundheitswissenschaften studiert.

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Begeistert von Star Wars wie vom Filmen: Regisseur Maximilian Fischer (Mitte) im Gespräch mit dem Kameramann. Links Darsteller Richard Gessel.

Maximilian ist Star Wars-Fan von Kindesbeinen an. Weil er nebenberuflich seit 2013 auch Filme herstellt, habe die 7. Episode des Fantasy-Science Fiction-Klassikers ihn animiert, selbst einen „Fan-Film“ zu drehen. Aber einen mit Gehalt über den Unterhaltungsfaktor hinaus: Resilience hat etwas mit psychischer Widerstandsfähigkeit zu tun, mit der Fähigkeit, sich auf die Welt einzulassen. Es ist sein erster größerer Film mit Arbeitsteilung. Und für diese Film-Geschichte packt bald die ganze Familie Fischer mit an.

Wer am Drehort nach Namen fragt, hört immer wieder: „Fischer“. Da sind Dieter und Thomas Fischer, Organisatoren und zwischendurch Aufnahmeleiter, Cousin Dennis Fischer, der das Drehbuch mit geschrieben hat, oder auch Maximilian Fischers Cousin Daniel Rühl aus Reiskirchen, der für den richtigen Ton zuständig ist – und für den Laubbläser, der noch eine Rolle spielen wird. Die Liste ist unvollständig. Die junge Frau mit dem Headset und dem Funkgerät ist Laura Runkel, 23, aus Alsfeld. Sie ist am Samstag Aufnahmeleiterin – und die Freundin des Regisseurs. Auch sie ist „aus Liebe zum Film“ mit dabei.

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„Aus Liebe zum Film“: Aufnahmeleiterin Laura Runkel mit den Finsterlingen am Drehort in dem feuchtkalten Steinbruch. Man wartet darauf, dass die Kamera einsatzbereit ist.

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Die via Internet verbreitete Begeisterung für eine eigene Star Wars-Variante blieb aber auch über das familiäre Umfeld hinaus nicht ungehört. Die Jedi-Ritter dieser Produktion kommen noch aus der Vogelsberger Umgebung: Richard Gessel aus Herbstein, der sein Schauspielhobby nun einmal in einem Film probieren möchte und in „Resilience“ den Rayfe gibt, während Christopher Lang aus Freienseen ihm als Tyran zur Seite steht. Wie in der echten Star Wars-Saga auch, müssen die Beiden sich mit Bösewichten von der anderen Seite der Macht auseinander setzen: Ihr Zuhause wird überfallen von finsteren Gestalten, sichtlich dem Repertoire von Darth Vader entsprungen und schwer bewaffnet.

Wenn die Drei ihre Helme absetzen, kommen aber doch nette Kerle hervor: Christoph Wild, heißt der eine, kommt aus Kaiserslautern. Alexander von Egen stieß aus Wuppertal hinzu und Holger Kühn aus Landstuhl. Sie seien alle drei wahre Nerds in Sachen Star-Wars, bekennen sie fröhlich. Als echte Fans hatten sie sich eigene Rüstungen für das finstere Kriegervolk gebaut – und als sie den Aufruf von Maximilian Fischer lasen, der Darsteller für einen Star-Wars-Streifen suchte, stand fest: Da wollen sie mitmachen.

Sie sind hochwillkommen und müssen am Samstag ein wenig frieren, wie alle Teilnehmer dieses Filmprojekts im Grebenhainer Steinbruch. Gefroren hat es in der Nacht zuvor. Das hat den Vorteil, dass der knöcheltiefe Schlamm nun begehbar ist, dafür wird’s zwischen zwei Action-Szenen ziemlich kalt. Die von grauem Morgennebel noch etwas verhangene Kulisse zu Füßen der Steinwand wirkt dafür so wildromantisch, wie man es für die Darstellung eines ziemlich fernen Planeten mit ziemlich fremder Geschichte braucht.

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Profi in der Schar begeisterter Amateur-Darsteller: Kameramann Philip Jestädt beim Dreh im Gras und von der Oberkante der Steinwand aus.

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Kameramann Philip Jestädt kommt aus Hamburg

Das ist ein Fall für Kameramann Philip Jestädt: Der kommt aus Hamburg, arbeitet dort als Kameraassistent, und er sei sofort von dem Drehbuch begeistert gewesen, erzählt der Profi. Mit kleinen Produktionen wie „Relicience“ kann er seine Fertigkeit an der Kamera weiterbilden. Philip hockt am Samstag im nassen Gras vis à vis mit den Darstellern oder filmt von ganz oben, von der Steinbruchkante aus. Dort hat er einen kleinen Kamerakran aufgebaut. Die Kulisse, so stellt er fest, macht was her.

Wie gut, so erklärt die Aufnahmeleiterin Laura Runkel zwischen den Szenen, dass Grebenhains Bürgermeister Sebastian Stang dem Projekt so offen entgegen kam: Die Genehmigung zur Nutzung des Steinbruchs sei kein Problem gewesen. Die Bergwacht Schotten spielt übrigens auch eine Rolle: Sie stellt die Unterkunft für die Angereisten.

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Gar nicht so einfach: Das Laubgebläse ist im Einsatz – es klappt nicht.

Viel wird an Kameramann Philipp Jestaedt hängen, ob die Produktion die Botschaft des Regisseurs rüber kommt: die Entscheidungsfähigkeit des Menschen für eine Seite der Macht, für Gut oder Böse – eine Entscheidung, die jeden Tag aufs Neue gefällt werden muss. Darin stecke auch die Philosophie des großen Films, meint Regisseur Maximilian Fischer, und vielleicht auch sein Erfolgsgeheimnis: „das verborgene Bedürfnis der Menschen, im Leben an etwas Höheres glauben zu wollen“. An eine höhere Macht eben.

Die hat es in dem Fanfilm nicht so leicht. Denn es stellt sich in einer der Schlüsselszenen heraus: Der Laubbläser produziert nicht genügend Wind, um „die Macht“ sichtbar durchs Gras heran rauschen zu lassen. Es wird ein wenig improvisiert, der Rest ist Geheimnis, bis die Produzenten ihren Film fertig gestellt haben. Der soll einmal – einige Minuten lang – zu Youtube hochgeladen werden. Dann können alle Star Wars-Fans sich davon inspirieren lassen.

von Axel Pries

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„Flip richtig aus!“ Laiendarsteller Richard Gessel aus Herbstein gibt alles in der Sterbeszene.

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