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Tagung in Alsfeld: Landwirte sollten offen über Tierhaltung und Lebensmittelherstellung reden„Zukunft Milch“: zwischen Realität und Vermarktung

ALSFLED (cdl.) „Sagen Sie, dass es ist, wie es ist!“, so die Aufforderung von Dr. Ulrich Nöhle an die rund 450 Zuhörer in seinem Vortrag auf der Veranstaltung „Zukunft Milch“ am heutigen Donnerstag in der Hessenhalle. Die Veranstaltung wurde von der Zucht- und Besamungsunion Hessen eG (ZBH) und dem Hessischen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. (HVL) organisiert und richtete sich an Landwirte, Lebensmittelerzeuger sowie nahestehende Branchen. Ziel seines Vortrages war die Sensibilisierung der Milchwirtschaft, um bereits vorab möglichen „Lebensmittelskandalen“ vorzubeugen.

Besonders beim Lebensmittelkauf sei eine gewisse Doppelmoral bei den Käufern zu erkennen. Demzufolge sei es notwendig, dem Verbraucher die Realität der Lebensmittelproduktion transparent aufzuzeigen. Gerade in der Tierhaltung, bei Lebens- und Futtermitteln würden vermeintliche Abweichungen von der Norm, ganz egal ob gesundheitlich relevant oder nicht, schnell zu einem „Lebensmittelskandal“ hochstilisiert.

Die Geflügel- und Schweinezucht sei aufgrund einiger Skandale in den Medien in Verruf geraten. Dagegen stehe die Milchwirtschaft und die Milchviehhaltung noch vergleichsweise gut da. Damit das so bleibt, sei eine offen Kommunikation der Erzeuger mit den Endverbrauchern unabdingbar. Das war eine der Kernaussagen von Nöhle in seinem Vortrag „ Im Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz, Tierwohl und Markt – Wieviel Transparenz braucht die Milchwirtschaft?“ Hierzu hatte er einige Handlungsempfehlungen für Erzeuger und Händler von sämtlichen tierischen Produkten parat. Generell müsse der Öffentlichkeit transparent die gesamte Wertschöpfungskette vorgeführt werden.

Prof. Dr. Ulrich Nöhle trägt sein Konzept vor.

Prof. Dr. Ulrich Nöhle trägt sein Konzept vor.

Hinzu komme in der Werbung, Produkte klar zu positionieren und nicht wie bisher eine „Idyllisierung der Lebensmittelherstellung und Tiererzeugung“ zu betreiben. Das durch die Werbung geprägte Image „Fachwerk-Bauernhof“ der Tierhaltung und Lebensmittelherstellung habe nichts mit der Realität der Industrieproduktion zu tun. So werde schnell aus dem heutigen Normalzustand der industriellen Nutztierhaltung, rasch ein „gefühlter Skandal der Massentierhaltung“.

Links die Milch, wie sie in Supermärkten bekannt ist. Rechts eine Verpackung, wie sie sein müsste.

Eine fiktive Übertreibung des Ist- und des Sollzustands

Selbstverständlich müssten die Haltungsbedingungen stetig weiter optimiert werden und gleichzeitig der aktuelle Stand der Technik kommuniziert werden. In Zukunft sollten Tierzüchter und Milchbetriebe selbst aktiv mit Medienarbeit beginnen. Dazu könnten die sozialen Medien, eigene Blogs, bis hin zu Webcams in den Ställen genutzt werden. Darüber hinaus seien Multiplikatoren wie Lokaljournalisten, das Einladen von Klassen oder Kindergärten in die Betriebe hilfreich. Hier sollte allerdings die Transparenz im Vordergrund stehen und der Betrieb mit seinem Tagesablauf vorgeführt werden und nicht das Pony auf der Weide in den Vordergrund rücken. Das koste zwar Geld und Ressourcen, sei aber unabdingbar auf dem Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

Insgesamt rund 450 Gäste waren der Einladung gefolgt, was die Organisatoren und Veranstalter sichtlich freute. Denn auf der Vorjahresveranstaltung waren es noch rund 320 Zuhörer gewesen. Neben Landwirten und nahestehenden Branchen aus ganz Hessen waren auch die Landwirtschaftsschulen aus Alsfeld, Fritzlar und Fulda der Einladung gefolgt. Neben dem Vortrag von Professor Ulrich Nöhle standen an diesem Nachmittag noch weitere Fachvorträge zum Thema Milchproduktion an. Neben den Organisatoren ZBH und HVL wurde die Vortragsveranstaltung von der ALB Hessen, dem Hessischen Bauernverband, dem Kuratorium für landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) sowie der Landesvereinigung Milch und Milcherzeugnisse Hessen e.V. ausgerichtet.

milchaufmacher

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