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Sechs Autoren und 22 Gewinner beim Workshop des 12. Jugend-Literaturpreises der OVAGDie Freude beim Grübeln im „Paralleluniversum“

VOGELSBERGKREIS (ol). Sie sei dankbar, dass sie vier Tage in diesem „Paralleluniversum“ verbringen durfte, sagte Laura Nold aus Grünberg. Die 19-Jährige war zum ersten Mal beim Workshop für die Gewinner des Jugend-Literaturpreises der OVAG in Bad Kissingen dabei, ausgerichtet bereits zum zwölften Mal. Und in diesem Paralleluniversum von 22 Gleichgesinnten auch aus dem Vogelsberg wurde viel gegrübelt.

Es wurde gestrichen und gestrafft, das schiefe Bilder zurecht gerückt, überflüssige Wiederholungen und logische Fehler getilgt, Jagd auf unnütze Adjektive gemacht, der Geschwätzigkeit auf den Leib gerückt.

„Keine Girlanden! Verzichtet auf dekorativen Schnickschnack. Nur wer nüchtern erzählt, erzeugt Herzklopfen“, schärfte Schriftsteller Feridun Zaimoglu den Preisträgern zwischen 14 und 23 Jahren aus der Wetterau sowie den Landkreisen Vogelsberg und Gießen ein. „Keine Gefühlsseligkeit“, ergänzte Bestseller-Autorin Vea Kaiser aus Wien. „Nicht behaupten, sondern erzählen. Keine Tränen fließen lassen, sondern über die Beschreibung den Leser darauf bringen, dass beispielsweise einer traurig ist.“ Gemeinsam mit vier weiteren Autoren setzten sich die „Profis“ mit den Texten des schreibenden Nachwuchses auseinander. Respektvoll, auf gleicher Augenhöhe aber immer der Vorgabe von Feridun Zaimoglu folgend: „Es gibt nichts Feigeres als falsches Lob.“ Stattdessen ehrliche, fundierte und konstruktive Kritik.

Begeistert über die Atmosphäre im „Paralleluniversum“ war ein weiterer Neuling in diesem Kreis: Guilia Klehm (15 Jahre) aus Allendorf. „Da einige der Gewinner schon ein paar mal dabei waren und sich kannten, fürchtete ich, ich stünde am unteren Ende der Nahrungskette. Aber ich wurde von allen so aufgenommen, als würden sie mich schon immer kennen.“

OL-OvagKatharina-und-Petra-Clauss-Lauterbach

Beim Workshop: Katharina und Petra Clauss aus Lauterbach.

Begeistert von 14 Stunden intensiver Arbeit

Intensives Arbeiten bis zu 14 Stunden am Tag und dennoch begeisterte Jugendliche? Trifft nicht unbedingt ein Klischee, das mitunter durch die Weltgeschichte wabert. „Es ist einerseits der Ernst, mit dem alle an die Sache gehen und andererseits eine gewisse Lockerheit, eine Unbefangenheit, die diese besondere Stimmung kennzeichnen“, beschreibt es Andreas Matlé von der Öffentlichkeitsarbeit der OVAG. „Ein gegenseitiger Respekt zwischen Autoren und Lektoren welcher Fundament ist für gute Ergebnisse.“ Ein Fundament, auf dem Freude und Spaß an der Sache gedeihen, das nach dem gelungenen Abschluss ein Gemeinschaftsgefühl hervorruft und sich alle am Ende bei einer Feier durchaus mal auf die eigene Schulter schlagen dürfen. Parallel zur Textarbeit lasen alle Preisträger ihre Texte als Hörbuch ein unter der Leitung von Sprech-Coach Stefan Erbe und Silke Rodemerk von der OVAG.

Am 1. Februar erscheint das gemeinsame Buch „Gesammelte Werke“. Gespannt sein dürfen die Leser dann auf ein „Universum“ von interessanten, spannenden, mitreißenden Geschichte. Über Jugendliche auf dem Sprung vom Abi zum „Ernst des Lebens“, über einen Prinz, der eigentlich kein Held sein will, über einen Mann, der nach dem Aufwachen weiß, dass dies definitiv nicht sein Tag sein wird (weil eine Revolvermündung in seinem Mund steckt), über Handy-Wahn und eine Dystopie, in der Langeweile verboten ist, aber auch – ganz aktuell – über das Schicksal eines Flüchtlings. Ein Buch als Spiegel unseres Zeitgeschehens.

Das Buch (zirka 240 Seiten) kostet 12 Euro. Vorbestellungen unter 06031 6848 1113.

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