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Gedenkfeier für die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in Alsfeld„Dauernde Mahnung und dauernde Aufgabe“

ALSFELD (aep). 77 Jahre ist es her: ein Menschenleben, stellte Pfarrer Peter Remy fest. Nur oder schon ein Menschenleben, dass an jener Stelle in der Alsfelder Lutherstraße die  Synagoge brannte, jüdische Mitbürger misshandelt wurden. Es mögen gut 40 Alsfelder gewesen sein, die am Montagabend beim jährlichen Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 im Nazi-Reich dabei waren – bei einer Zeremonie der Stadt und des Vereins zur Förderung des Vogelsberger Landjudentums, die in jedem Fall ähnlich verläuft, die aber – wie die aktuelle Entwicklung zeigt – an Aktualität nichts eingebüßt hat.

„Eine Menschenleben liegt dazwischen – meines oder deines“, erinnerte Pfarrer Remy an die Verantwortung des Einzelnen dafür, dass sich solche grausamen Zeiten nicht wiederholen, ehe Schülerinnen der Geschwister Scholl-Schule wechselseitig Schilderungen aus der Pogromnacht verlasen: wie die Synagoge brannte und die Feuerwehr nicht löschen durfte, jüdische Einwohner aus ihrer Wohnung gezerrt und verprügelt wurden, wie mutige Menschen einzelne Gegenstände aus den Trümmern des niedergebrannten Gotteshauses retteten.

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Schülerinnen und Konfirmanden erinnerten an die Verbrechen jener Nacht 1938 und an die Opfer.

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Es sei wichtig zu erinnern, wie zerstörerisch politisch motivierte Gewalt wirken könne, hob Bürgermeister Stephan Paule den mahnenden Hintergrund des Gedenkens an den  9. November 1938 hervor, ehe Konfirmanden die Namen der 48 Alsfelder Juden verlasen, die damals durch die Nazis ermordet wurden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter. Ihre Namen, geschrieben auf Steinen, die die Konfirmanden unter den Teilnehmern verteilten, sollen an diese Menschen erinnern. Wie auf jüdischen Friedhöfen üblich, wurden die Steine an Ende am Gedenkstein  des Synagoge abgelegt.

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Etwa 40 Teilnehmer fanden sich an dem Ort ein, an dem die jüdische Synagoge einst stand.

Der Gedenktag „bleibt dauernde Mahnung und dauernde Aufgabe“, betonte Bürgermeister in seiner Ansprache und wandte sich besonders auch an die Jugendlichen bei der Gedenkfeier: Die Aufgabe bleibe besonders auch bei ihnen, denn die Demokratie und die Freiheit seien keine Selbstverständlichkeit.

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Steine mit Namen an der Gedenkstätte erinnern an die 48 ermorderten Juden aus Alsfeld.

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