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Lutz Klapp aus Schwalmstadt wurde in fünf Jahren zu einem begehrten Natur-FotografenDer Bäcker, der die Natur zur Bilder-Bühne macht

SCHWALMSTADT (aep). Wenn Lutz Klapp es sich sommertags im Garten gemütlich macht, dann hat er häufig anderes im Sinn als Kaffee und Kuchen. Dann baut er eine kleine Naturszene auf, stellt seine Kamera davor und wartet. Kommen dann tatsächlich Vögel zu Besuch, dann ist die Wahrscheinlichkeit gut, dass wieder ein kleines Kunstwerk entsteht. Denn Lutz Klapp ist ein erfolgreicher Naturfotograf, der mit höchst lebendigen Fotos von Vögeln, aus Wald und Landschaft immer wieder verblüfft – und von Ausstellung zu Ausstellung eilt. Dabei ist der Schwalmstädter noch gar nicht lange aktiv dabei.

Der Gimpel, der den Sperling anschreit, der Eichelhäher beim Landen, der Spatz, der im Flug schwungvoll die Flügel ausbreitet. Aber auch das Pilzepaar im Gegenlicht, das rote Männlein, das im Walde steht, ganz still und stumm, der stimmungsvoll neblige Herbsttag, das stumme Spalier der Baumstämme: Auch das sind fotografische Werke, die Lutz Klapp unter Hunderten weiteren in den vergangenen fünf Jahren eingefangen hat. Die ihn bei deutschen Wettbewerben auf vordere Plätze bringen und in zahlreichen Ausstellungen bewundert werden können. Das hätte er vor zehn Jahren nicht erwartet.

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Entstanden vor wenigen Tagen an einem Nebel vergangenen Morgen: Schwälmer Wald im Herbst.

Hauptberuflich arbeitet der 59-Jährige als Bäcker und dann nachts. Die Fotografie hat ihn im Grunde zwar schon immer interessiert, aber ohne, dass da besonderer Ehrgeiz hinter stand. Engagierter war er früher eigentlich eher in sportlichen Dingen: „Ich habe immer viel Sport gemacht!“ Und er war immer gerne in der Natur unterwegs, das soll noch eine Rolle spielen, erzählt im Gespräch mit Oberhessen-live.

Begonnen hat die Geschichte des Naturfotografen Lutz Klapp im Jahr 2010, als er seinen alten, analogen Fotoapparat gegen ein digitales Modell austauschte: „Da konnte ich ja viel mehr Einfluss haben, und das Fotografieren war nicht so teuer“, erzählt er heute beim Kaffee in der gut mit Fotos dekorierten Wohnung in Schwalmstadt – einer ganz normalen Wohnung, die nicht ahnen lässt, dass sich in dem Garten dahinter die Location für tolle Vogel-Fotos befinden könnte.

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Auch Pilze zählen zu seinen Lieblingsmotiven….

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Mit der digitalen Sony begann Lutz Klapp, sich mehr für die Hintergründe der Fotografie zu interessieren, und stellte fest: Er hatte auch noch ein Auge für die spannende Natur-Szene. Ein Bild zwei Jahre später besorgte dann die Initialzündung: Das war die Ansicht des Gimpels, der auf einem Ast einen Sperling beschimpft – durch Unschärfe freigestellt vor einem neutralen Hintergrund wie auf einer Bühne. Damit holte Lutz Klapp vordere Plätze bei Wettbewerben und begann, das Hobby Naturfotografie zu einer echten Amateur-Leidenschaft auszubauen.

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…und immer wieder Vögel, die bei ihm im Garten zu Gast sind.

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Der Garten spielte eine große Rolle: Dorthin lockt er seine gefiederten Model vor die bereit gestellte Kamera. „In der Natur kriegt man solche Bilder nicht“, erklärt der Fotograf. Aber im Garten entstanden in den nächsten Jahren fantastische Fotos von Vögeln aller Art, denen man nicht ansieht, dass sie nicht in der Natur entstanden sind. Nebenher lernten er und seine Ehefrau auch die Vogelwelt besser kennen: „Wir haben im Laufe der Zeit 30 Arten gezählt“. Dabei ist ihm eines wichtig: „Ich mache keine toten Fotos. Ich will lebendige!“ Heißt: Einfach einen Vogel im Flug zu fotografieren, reicht ihm nicht. Es muss noch ein hübsches Detail dabei sein.

Aber auch in der freien Natur ist der Bäcker viel unterwegs – und dann oft in aller Frühe. Wenn die Sonne gerade aufgegangen ist, dann herrscht das beste Licht, hat er gelernt – und das passt sogar gut zu seinen Arbeitszeiten, denn Lutz Klapp arbeitet nachts bis zum frühen Morgen. Danach streift er gerne durch Wald und Landschaft, auf der Suche nach Motiven, die ihm bei vorherigen Spaziergängen aufgefallen sind: „Ich habe die Bilder im Kopf, die ich mir dann vornehme.“ Er sucht die Motive dann im besten Licht.

Dabei ist er häufiger auch auf dem Bauch liegend zu finden: bei dem Versuch, Pilze so abzulichten, dass sie in ihrer natürlichen Umgebung Leben bekommen. Das kriegt er sichtlich hin: Seine Pilze kommen als dominierende Waldbewohner rüber, die sich in ihrem Reich wie auf einer Bühne ausbreiten. Wie Skulpturen beherrschen sie manchmal die Szene. Ein Bild gefällt dem Fotografen besonders: Da hat er an einem Regentag just in dem Moment ausgelöst, als ein Wassertropfen auf dem Pilzdach zerstob – und darunter entdeckte er auch noch einen Frosch. „Das war riesiges Glück. Der war erst nicht da!“

Viel Geld lässt sich mit den spannenden Ansichten allerdings nicht verdienen – obwohl seine Bilder auf großer Leinwand immer wieder zum Staunen anregen und alleine in diesem Jahr in sechs Ausstellungen zu sehen waren: in Willingshausen ebenso wie in Kassel. Das spannendste Projekt: Der Verein Kammeroper Kassel engagierte ihn mit seinen Werken für eine Präsentation der „Bird Songs“: eine Zusammenstellung von Bildern und Gesang. „Die Kombination gibt es wohl nicht so oft, schmunzelt der Foto-Künstler.

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Auch Landschaften fängt Lutz Klapp immer wieder stimmungsvoll ein.

Aber Lutz Klapp hat entdeckt, dass Naturbilder sich in Kalendern besser verkaufen lassen. 18 Stück hat er inzwischen über einen Verlag herstellen lassen und verkauft die 2016-Ausgaben sogar selbst mit einigem Erfolg, erzählt der backende Heimatfotograf. Die vermarktet er über seine Website (http://www.lutz-klapp.de/), die nicht nur viele Fotos zeigt, sondern auf der er sich auch gerne erklärt.

Auf den heimatlichen Charakter seiner Bilder ist Lutz Klapp auch etwas stolz. Er hat schon an vielen Wettbewerben teilgenommen, freute sich in diesem Jahr über vier angenommene Fotos bei der Deutschen Fotomeisterschaft des Deutschen Verbandes für Fotografie – und dass er dann unter 900 Teilnehmern in der Kategorie Natur auf einen Platz unter den besten zehn landete. Aber was seinen Erfolg dabei noch steigert, wie er betont: „Die Siegerfotos sind überall auf der Welt entstanden. Meine Fotos kommen alle hier aus der Schwalm.“

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Am Alleeplatz in Ziegenhain hat der Fotograf sich jetzt ein Schaufenster eingerichtet.

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