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Alsfelder CDU lud zur Diskussion über den Stadtbus – Senioren brauchen das AngebotStadtbus: nicht oft, aber dringend benötigte Hilfe

ALSFELD (aep). Es ist ein häufiges Problem des Öffentlichen Personennahverkehrs ÖPNV: Er fällt erst auf, wenn er abgeschafft werden soll. So geht es derzeit dem Alsfelder Stadtbus, der über Jahre ein relativ unbeachtetes Dasein führte. Jetzt wird darüber gesprochen, denn der Bus soll Ende kommenden Jahres auslaufen. Und jetzt fällt auf: Es gibt eine kleine Gruppe Menschen, die das Gefährt nicht nur regelmäßig nutzen, sondern auf das Angebot angewiesen sind. Alsfelds CDU lud zur Diskussion über den Stadtbus. Heraus kam der Wille, die Einrichtung irgendwie doch noch zu retten.

So überschaubar die Zahl der Stadtbus-Passagiere, so überschaubar war auch die Zahl der Teilnehmer an der Diskussionsrunde, zu der die Alsfelder CDU in das Marktcafé eingeladen hatte: Außer dem Podium kamen rund 20 Leute überwiegend im Seniorenalter. Aber die hatten guten Grund, an dem Gespräch teilzunehmen, wie sie mehrfach betonten: Ohne den Stadtbus könnten sie an vielen Alsfelder Angeboten nicht oder nur noch sehr schwer teilnehmen. Das Problem, wie es sich schon vor dem Abend offenbarte: Diese regelmäßige Gruppe Nutzer ist zu klein, damit der Stadtbus auch nur in die Nähe von Kostendeckung kommen könnte.

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Wie funktionierte der Stadtbus bisher? Bürgermeister Paule erklärt.

Solche Kosten-Unterdeckung sei beim ÖPNV eigentlich gar nicht ungewöhnlich, erläuterte Bürgermeister Stephan Paule, nachdem Klaus Dieter Behlen als stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbands die Besucher begrüßt und das Thema erläutert hatte.

Der ZOV finanziert den Alsfelder Stadtbus

Lange Zeit sei es halt so gewesen, dass die Stadt vom Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe ZOV über die Verkehrsgesellschaft Oberhessen VGO den Stadtbus quasi gestellt bekam, der als Linie VB10 die Stadt umrundete – was durchaus ein gewisses Privileg bedeutete. Denn eigentliche Aufgabe des VGO sei, als Öffentlicher Personennahverkehr die Zentren der Region miteinander zu verbinden – als ein Beitrag zur gesetzlich geforderten Daseinsvorsorge.

Seit aber die finanzielle Unterdeckung des ÖPNV in der Region nicht mehr so reichhaltig aus den Gewinnen der OVAG ausgeglichen werden könne wie früher (der Stromversorger OVAG ist unter dem Dach des ZOV eine Einrichtung dreier Landkreise und der Kommunen), sei der ZOV bemüht, Kosten einzusparen. Da fielen denn die innerstädtischen Busse ins Visier der Sparer: Man zog sich aus der teilweisen Finanzierung etwa des Lauterbacher Stadtbusses und auch aus der Finanzierung des Alsfelder Busses zurück.

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Neben Vertretern der Alsfelder CDU waren noch knapp 20 meist ältere Besucher der Einladung gefolgt.

Allerdings erst, so stellte Gerhard Muth-Born vom als Planungsleiter beim, ZOV fest, als sich herausstellte, dass der bisherige Stadtbus mangels Interesse der Alsfelder keine Zukunft haben könne. Als Indiz dafür nannte er die Umfrage mit 7000 Fragebögen, von denen wenig mehr als 120 zurück gekommen seien: 1,8 Prozent. Dazu passten die Fahrgastzählungen: An vielen Tagen habe es nur 120 „Beförderungsfälle“ gegeben, was ganzen 60 Fahrgästen entspreche. „Das ist nicht das, was wir Interesse am öffentlichen Personenverkehr nennen.“

Bei so wenig Interesse sei auch der mancherorts eingerichtete Bürgerbus keine Alternative, sagte Muth-Born und zählte Alternativen auf. Das Anrufsammeltaxi sei innerorts zu teuer. Der Rufbus funktioniere  – aber nur außerhalb der Stadt, innerorts sei der auch zu teuer. Es gebe auch die Idee des Einkaufsbusses, der von den großen Supermärkten finanziert werde. Oder den Gemeindebus, der von der Kommune sowie Sponsoren bezahlt wird. Und es gebe den Mietwagen- beziehungsweise Taxiverkehr mit Fahrkostenerstattung durch die Kommune als mögliche Alternative.

Häufigste Nutzer: Frauen jenseits der 60

Bei der Umfrage habe sich aber auch herausgestellt, wo die Klientel für den Bus zu finden: bei überwiegend weiblichen Senioren jenseits der 6o, stellte der ZOV-Vertreter fest. Die hätten durchaus konkrete Äußerungen beigesteuert. Und der ZOV werde der Stadt auch helfen, so betonte er, eine Nachfolge-Einrichtung zu finden.

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Das Podium: (v.l.) Sven Theiß vertrat die VGO, Gerhard Muth-Born den ZOV. Ulrich Lerch nahm als Alsfelder Busunternehmer an der Diskussion teil, die von Klaus-Dieter Behlen eröffnet wurde, ehe Bürgermeister Stephan Paule das Problem erläuterte.

Von denen steten Stadtbus-Nutzern waren denn auch mehrere im Marktcafé dabei, und sie nutzten die Möglichkeit, auf ihre Wünsche hinzuweisen. Dabei kam heraus: Für diese Senioren, die nicht mehr selbst mobil sind, bedeutet eine Einrichtung wie der Stadtbus unmittelbar ein Stück tägliche genutzte Freiheit: für den Weg zum Einkaufen, zum Arzt oder auch zu Bekannten. Letztlich: um am Alsfelder Stadtleben teilnehmen zu können. „Ohne den Bus komme ich nicht mehr in die Stadt“, betonte eine Frau.

Unter möglichen Verbesserungen für irgendein künftiges Betreibermodell kristallisierte sich heraus: Ein abendliches Angebot bis 18 Uhr ist nicht notwendig, aber morgens ab 8 oder 9 Uhr sei schon wichtig. Es müsse auch kein Stundentakt sein, da die meisten Nutzer eh länger als eine Stunde für ihre Vorhaben benötigen. Unnötig sei zudem die Schleife zur Hessenhalle – „Da fährt doch keiner hin!“ – und vielleicht könnte das Transportmittel  näher an den Marktplatz heran fahren. Wünschenswert sei, wenn das Gefährt vielleicht auch für die Mitnahme von Rollatoren eingerichtet werden könnte.  Beim Thema Rollatoren äußerten die Senioren nebenbei noch einen Wunsch: dass der Marktplatz für sie zugänglicher gestaltet würde: „Mit dem Rollator kommt man im Winter da nicht rauf!“

Bürgermeister Stephan Paule sammelte die Anliegen am Podiumstisch, und er versprach am Ende. „Wir sind dran, und wir lassen Sie nicht damit alleine!“

 

4 Gedanken zu “Stadtbus: nicht oft, aber dringend benötigte Hilfe

  1. Wie kann es sein das der Stadtbus abgeschafft werden soll wo ihn die älteren Menschen brauchen,und unsere neuen Mitbürger kutschieren umsonst durch die Gegend da wird ja anscheinend nicht gespart………

  2. Da werden die Stadtbuslinien der Kommunen doch nicht etwa den defizitären Windkraftprojekten der OVAG zum Opfer gefallen sein?!

  3. Wir haben viele ältere Menschen die auf den Bus angewiesen sind. Ein etwas kleineren Bus wie in Italien und auf Gas umstellen………

  4. Ich würde es gut finden wenn mal ein anderer Unternehmer die Stadtlinie fährt damit auch mal jeder andere eine Chance hat wie zb.Firma Flohr die versucht ja schon mit seinen Bussen für die Stadt Alsfeld aufmerksam zu werden in dem an seinen Bussen die Stadt drauf ist. Oder Taxi Schmidt die ja sowieso schon ihre Taxen in der Stadt laufen haben und jeder sie kennt. Hier äußert sich ein Busfahrer der sich in diesem Geschäft auskennt.Mfg.A.Hofmann

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