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Geschäftsführung und Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses kritsieren geplante ReformBallon-Protest gegen „eine reine Mogelpackung“

ALSFELD (aep). Es sieht auf den ersten Blick lustig aus, doch für die Beteiligten geht es um Ernstes. Fast 100 Ballone ließen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alsfelder Kreiskrankenhauses am Mittwochnachmittag aus Protest gegen das fürs kommende Jahr geplante Krankenhausreformgesetz in den Himmel steigen – als Teil einer bundesweiten Protestaktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft, ähnlich wie die Gewerkschaft verdi sie bereits organisiert hatte. Doch diesmal ist es „ein Aufstand der Geschäftsführung“, wie der Geschäftsführer Bodo Assmus plakativ zusammenfasst.

Man ist sich aber einig: Sowohl die Geschäftsführung als auch der Betriebsrat protestierten in Alsfeld gegen die geplante Krankenhausreform, die vorgebe, die Qualität in Krankenhäusern erhöhen zu wollen, tatsächlich aber vor allem weniger Geldmittel und Stellenstreichungen bedeuten würden, wie Bodo Assmus der zum Teil vor dem Eingang versammelten Mitarbeiterschaft erklärte. Es sei „eine reine Mogelpackung“, eine „Fehlentwicklung“ im deutschen Krankenhauswesen, die „unbedingt verhindert“ werden müsse.

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„Eine reine Mogelpackung“: Geschäftsführer Bodo Assmus bei seinen Worten an die Mitarbeiterschaft.

Die Reform erschwere die Personalsicherung, Verhindere Investitionen in alte Bausubstanz, wirke sich negativ auf die Notfallversorgung und die bislang gesteigerte medizinische Leistungsfähigkeit aus. Ein erheblich vergrößerter Verwaltungsaufwand bewirke zudem, dass die am Patienten orientierte Arbeit leiden könnte.

Assmus nannte Beispiele. Die Krankenhausreform beinhalte einen Wegfall des bislang gewährten Versorgungszuschlags, durch den drei Stellen gesichert worden seien. Der stattdessen für Pflege gewährte Zuschlag bringe aber nur 0,6 Stellen pro Jahr – und drei Jahren also rechnerisch 1,8 Stellen – was einen Verlust bedeute. Die Reform bedeute auch einen Verlust von 500.000 Euro in der Notfallversorgung, die anders finanziert werden müsse: „Das kann man über den Normalbetrieb doch gar nicht erwirtschaften!“

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Die Reform verstärkt Probleme: Betriebsratsvorsitzender Norbert Korzenenk bei seiner Ansprache.

Noch einen Schlag beinhalte die Krankenhausreform. Das Alsfelder Krankenhaus habe in jüngster Zeit durch mehr Patienten und mehr „Abrechnungspunkte“ ein Plus von zwölf Prozent bei den Einnahmen erarbeitet. Davon gehen laut Vereinbarung drei Mal 25 Prozent in drei Jahren an die Krankenkassen. Nach der Reform bliebe von dem Plus nicht nur nichts übrig – das Krankenhaus würde über fünf Jahre sogar noch draufzahlen.

Die Reform biete für die Probleme der Krankenhäuser keine Lösungen, sondern verstärke sie sogar noch, erklärte auch Norbert Korzenek als Vorsitzender des Betriebsrats. Das Gesetz sorge nur für eine Mittelverknappung und stehe so in einem „krassen Widerspruch“ zu den verkündeten Zielen, für mehr Qualität zu sorgen, rief Korzenek den mit Ballonen in der Hand bereit stehenden Mitarbeitern zu.

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Fast 100 Ballone wurden an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses verteilt.

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„Jetzt ist es Zeit darauf aufmerksam zu machen“, erklärte der Geschäftsführer. Die Ballonaktion sei nur eine von vielen in Deutschland bis zu einer zentralen Kundgebung in Berlin, auf der dann eingeblendete Fotos von allen Protesten die Dimension des Protestes in ganz Deutschland zeigen sollen.

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