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Feldatals Freie Jugendinitiative sucht Lösung für Probleme mit der NachbarschaftWie viel Party darf es in der Nacht sein?

GROSS-FELDA. Es sollte eine neue Zeit in der FJI beginnen. Nach der Jahreshauptversammlung im Mai hatte es sich der neue FJI-Vorstand zum Ziel gesetzt, die Jugendräume des Dorfes wieder regelmäßig zu öffnen. Es gab wieder mehr Partys, mehr Treffen und Arbeitseinsätze. Doch mit diesen Aktionen kam auch wieder mehr Lärm in die Nachbarschaft, und eine Beschwerde zwang Bürgermeister und Begründer der Freien Jugendinitiative Groß Felda, Dietmar Schlosser, zur zweiwöchigen Schließung des Hauses.

Daraufhin kam es zum Gespräch mit der Jugendbeauftragten des Vogelsbergkreises, Silvia Lucas. „Kommunikation und gegenseitiges Verständnis“ lauten die Ziele. Gleichzeitig wird ein ganz anderes Ziel ins Auge gefasst.

Silvia Lucas kam den drei Jugendlichen bei dem Gespräch sehr wohlwollend entgegen. Schon beim letzten Mal vor etwa drei Jahren war die Jugendbeauftragte bei einem Streitschlichtungsgespräch zwischen Nachbarschaft und FJI dabei. Auch diesmal will sie den Jugendclub unterstützen – betont aber auch das nötige Verständnis der Jugendlichen gegenüber dem Nachbarn, der sich durch die jungen Leute gestört fühlt.

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Musste das Heim zwischenzeitlich schließen: Bürgermeister Dietmar Schlosser bei dem Gespräch.

Das Problem: Ein Mann aus der direkten Nachbarschaft der Jugendräume beschwerte sich wiederholte Male bei der Polizei über Lärm. Als sich nach scheinbar mehreren Versuchen keine Besserung einstellt, beschwert er sich beim Kreis. Das Problem ist bekannt. Auch mit der übrigen Nachbarschaft wurden schon Gespräche geführt. Hier beschwerte sich niemand – wenn auch auf gelegentliche akustische Ausschreitungen gewiesen wurde, über die man allerdings hinwegschauen könne, so lange es sich in Grenzen hielte. Wie also löst man ein Problem, das nun schon seit mehreren Jahren besteht und die Situation als eingefahren erscheint?

„An alten Lösungen festhalten“

Silvia Lucas, die bereits seit 30 Jahren Jugendbeauftragte im Vogelsberg ist und somit viel Übung im Schlichten von Streits hat, sieht nur einen Weg: Gemeinsam im Dialog eine Lösung finden. So soll eine bereits existierende Lösung weitergeführt werden. 1. Vorsitzender Stefan Zaumsegel wird seine Handynummer für Notfälle an den Nachbarn übergeben. Sollte dieser sich durch Feten oder Lautstärke gestört fühlen, kann er diesen anrufen, so dass dieser sich um die Regulierung des Störfaktors kümmert. „Diese Lösung wurde leider nicht zu 100 Prozent angenommen in der Vergangenheit. Wir sind zum Haus des Nachbarn gegangen und dieser hat unsere Nummer nicht entgegen genommen. Alles was er haben möchte ist seine Ruhe.“

Hierbei verwies Jugendbeauftragte Lucas darauf, auch mal die Perspektive des Nachbarn zu sehen, der sich vielleicht auch einmal ausruhen möchte, und dem es eventuell zu viel wird sich auf Streitigkeiten mit den Jugendlichen einzulassen. Gleichzeitig sei es aber schade, dass diese Möglichkeit nicht entgegengenommen werde. Trotz allem solle die Nummer einfach im Briefkasten hinterlegt werden, denn auch für Bürgermeister Schlosser ist es nervenaufreibend bei jeder in der FJI stattfindenden Fete für Streitschlichtung zu sorgen.

Mit der Nummer von Stefan Zaumsegel, werde für einen passenden Verantwortlichen gesorgt. Eine weitere Maßnahme wird sein, dass keine spontanen Feiern mehr in dem Jugendräumen stattfinden können und Feiern angemeldet werden müssen. „Wir müssen Provokationen aus dem Weg gehen. Es muss ein Dialog zwischen Jugend und Nachbarschaft stattfinden. Gleichzeitig dürft ihr nicht vergessen, dass der Jugendraum ein Gebäude der Gemeinde ist. Wenn man nachts von einer Kirmes kommt, kann man nicht einfach die Musik aufdrehen und dort weiterfeiern“, so Silvia Lucas. Die Jugendlichen zeigten sich verständnisvoll und wollen in Zukunft auf eine Einigung mit dem Nachbarn hinarbeiten.

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Hoffen auf eine Lösung: Bürgermeister Schlosser, Silvia Lucas und Stefan Zaumsegel im Gespräch.

„Auch das Gegenüber verstehen“

Bei den Gesprächen machte Stefan Zaumsegel aber noch auf ein ganz anderen Problem der Jugend aufmerksam: „In letzter Zeit ist nicht mehr viel in der FJI los. Es ist schwer, viele Leute für eine Party oder Kirmes zu begeistern. Oft fahren wir zu viert auf eine Veranstaltung. Und wenn es ums Aufräumen oder Baumaßnahmen geht, dann ist es noch schwerer, genug Leute zusammen zu bekommen. Wir haben viele Ideen in letzter Zeit präsentiert, aber bekommen diese leider wenig Aufmerksamkeit. Wenn man dann während eines gemeinsamen Grillabends Beschwerden aus der Nachbarschaft erhält, verhindert dies das Zusammenkommen von uns Jugendlichen noch mehr.“

Hinzu kommen zusätzliche Probleme, wie die jüngsten Einbrüche in die Jugendräume, die einen hohen Sachverlust verursacht hatten. Die Jugendbeauftragte zeigt sich natürlich besorgt. Für eine Versöhnung mit der Nachbarschaft ist eine Eindämmung der Lautstärke vorzunehmen, gleichzeitig dämmt das aber den Zusammenhalt der Jugend ein, welche sich in den Räumen zusammenfinden soll. Auch Bürgermeister Dietmar Schlosser betont, wie wichtig es der Gemeinde sei, dass sich die Jugend in den Räumen versammelt. Gleichzeitig wollte er die Spannung, die vorherrschte lösen und fasste den Entschluss das Gebäude für zwei Wochen zu schließen. Silvia Lucas lobt das Verhalten des Bürgermeisters, hat gleichzeitig eine Lösung für das Problem des Zusammenhaltes und Findung neuer Jugendlicher parat.

„Wir haben bereits vor einiger Zeit ein Wochenende in Landenhausen mit einigen Jugendclubs aus der Umgebung veranstaltet.“ Vielen Jugendclubs und Burschenschaften aus der Vogelsberger Region haben mit fehlenden Mitgliedern zu kämpfen. Allerdings sei nicht immer die Größe der Gruppe entscheidend, sondern auch die Qualität der Arbeit und der Aktionen dieser. Bei einem Wochenendseminar werden die Ideen der Jugendlichen gefördert, Konzepte und Methoden gemeinsam mit den Betreuern entwickelt und gefördert.

Der Spaß bleibe dabei aber auch nicht aus, man müsse keine Angst haben, dass es sich hierbei um ein Wochenende trockener Theorie handle. Silvia Lucas möchte weitere Clubs ansprechen und für Mitte/Ende November ein solches Wochenende ausrichten. Ziel ist es unter anderem wieder mehr Gehör in der Öffentlichkeit zu finden. Mit großer Sicherheit kann auch hier eine Lösung für den richtigen Umgang mit der Nachbarschaft gefunden werden. Aktionen zum Anlocken der jungen Menschen im Feldatal können geplant werden.

Eine Idee von Silvia Lucas: „Man könnte doch zum Beispiel einmal eine Konfirmationsstunde in der FJI abhalten. So lernen die Jugendlichen die Räume von einer neutralen Seite kennen. Das Thema könnte Jugend auf dem Dorf lauten.“

„Die Gemeinschaft fördern“

Auch für das „Problem Nachbarschaft“ werde sicher eine Lösung gefunden. Vereinbarte Abkommen müssen eingehalten werden, auf das Telefon muss geachtet werden, falls der Nachbar anruft. „Wenn ihr grillt, dann achtet einfach darauf in welche Richtung der Rauch zieht. Niemand schläft gerne in einem verrauchten Zimmer.“ Silvia Lucas erklärte sich zudem bereit, ebenfalls noch einmal in persönlichen Kontakt mit dem Nachbarn zu treten, um für eine Entspannung der Situation zu sorgen. Das A und O sei die Rücksichtnahme der Jugendlichen auf die Nachbarschaft. Es dürften erst gar keine Gründe zur Beschwerde gegeben werden. Fenster und Türen seien zu schließen, Raucher müssten sich draußen leise unterhalten.

Es müsse eben genügend Rücksicht bestehen und ständig daran erinnert werden, dann kann auch wieder fröhlich in den Jugendräumen gefeiert werden. Gleichzeitig müsste man aber auch dem sich Beschwerenden klarmachen, wie wichtig die Jugendräume gerade in ländlichen Regionen seien.

Denn das ist das Ziel: Ein friedvoller Umgang im Dialog zueinander. Ein Zusammenhalt unter der Jugend des Dorfes und diesen zu fördern. Dies sind die Ziele der nahen Zukunft für die Freie Jugendinitiative Groß-Felda. Und am Ende des Tages war man sich einig, dass eine Lösung gefunden werden kann.

Von Michelle Bauer

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