Politik5

Vogelsberger Grüne kritisieren Rückschritt der Windenergienutzung durch den neuen Teilregionalplan Mittelhessen„Für Windkraft im Vogelsberg ein Rückschlag“

VOGELSBERGKREIS (ol). Die Grünen im Vogelsberg befürchten durch den neuen Teilregionalplan Mittelhessen eine deutliche Reduzierung der Windenergienutzung im Vogelsberg, geht aus einer Pressemitteilung hervor. Man gehe davon aus, dass das ursprünglich ehrgeizige Ziel der Landesregierung – 25 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien bis 2019 – nicht mehr erreichbar sind.

Die Grünen weisen darauf hin, dass bis auf wenige Ausnahmen  keine neuen Vorranggebiete zugelassen würden – auch wenn diese von den Kommunen akzeptiert beziehungsweise von ihnen vorgeschlagen wurden. Darüber hinaus würden aber auch die heute genutzten Windstandorte im Vogelsberg stark beschnitten. Das sei für den Ausbau der Windkraft im Vogelsberg ein Rückschlag: Einzig positiv bewerten die Grünen, dass der Oberwald und die Flächen des Naturschutzgroßprojektes tabu bleiben, um einen Raubbau an wertvollen Naturgütern zu verhindern.

„Repowering wird ausgeschlossen“ – 25 Prozent der Windenergie im Vogelsberg

Als nicht nachvollziehbar bewerten die Grünen, dass für die meisten der derzeitigen Windstandorte im Vogelsberg ein künftiges Repowering ausgeschlossen werde und damit eine Rückentwicklung der Windenergienutzung im gesamten Vogelsbergkreis eingeleitet werde. Die Grünen  halten dies energiepolitisch für eine falsche Entwicklung und fordern von der Landesregierung, dass es zu einer gesetzlichen Regelung der Möglichkeiten des Repowerings kommt.

Während derzeit noch 214 Windenergieanlagen und damit rund 25 Prozent aller hessischen Windenergieanlagen im Vogelsbergkreis betrieben werden, werde sich als Folge des aktuellen Entwurfs des Teilregionalplans die Zahl der Windenergieanlagen in einigen Jahren von 123 auf etwa 22 und damit um rund 80 Prozent dramatisch reduzieren.

„Unerwünschte Standort bei Allmenrod“

Der Grund dafür: Die weitaus meisten Windenergieanlagen im Vogelsbergkreis wurden noch vor dem Jahr 2000 installiert und erreichen in wenigen Jahren das Ende ihrer technischen Betriebsdauer. Lediglich sechs Windstandorte  sollen laut Teilregionalplan im Vogelschutz-Gebiet Hoher Vogelsberg übrigbleiben, darunter der von den Anliegerkommunen unerwünschte Standort bei Allmenrod.

In der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sei nach Auffassung der Grünen, dass alle geplanten zukünftigen Vorranggebiete teilweise erheblichen Restriktionen unterlägen. So befänden sich manche in Bereichen der Flugsicherung, von Wasserschutzgebieten oder innerhalb nachgewiesener Bodendenkmäler oder Schutzbereichen des Denkmalschutzes. Dazu komme, dass nicht wenige geplante Vorranggebiete von Rotmilanhorsten, Uhus, Schwarzstorchvorkommen oder anderen planungsrelevanten Vogelarten beschnitten werden und daher nur teilweise nutzbar seien, so zum Beispiel bei Vorranggebieten in Mücke, Feldatal, Schwalmtal oder in Lauterbach. Der Artenschutz und dabei insbesondere der Vogel- und Fledermausschutz hat eine besondere Bedeutung bei der Windkraftplanung. Da aber nun die Anlagen weiter von Siedlungsgebieten entfernt gebaut werden müssen (1000 Meter), sei in Kauf genommen worden,  dass Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz wachsen.  Dies werde die Möglichkeiten der Nutzung der noch verbliebenen Standorte weiter einschränken.

Kritik: zu viele Windkraftanlagen im Wald

Die Grünen kritisieren auch die außerordentlich hohe Inanspruchnahme des Waldes beim Ausbau der Windenergie (85 Prozent Wald- gegenüber 15 Prozent Freifläche) und machen dafür auch fragwürdige Methoden in Umweltverträglichkeitsstudien mitverantwortlich, die besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten zum Teil überzogen würdigten und Naturhaushalt, Landschaftsbild und Arten- und Individuenreichtum eher unterbewerteten – als Beispiel wird der hier häufige Rotmilan genannt.

Notwendig für einen effektiven Artenschutz – insbesondere bei bedrohten Vogel- und Fledermausarten – wären ganzheitliche Konzepte, die nicht isoliert auf die vergleichbar geringe Gefahr durch Rotorblätter abheben, sondern ausgewählte Habitate aufwerten und wesentlich größere Gefahren für das Überleben der Tiere in den Blick nehmen – wie etwa die landwirtschaftliche Nutzung. Denn auch in Naturschutzkreisen sei unstrittig, dass die Milane nicht durch die Windkraft ausgerottet werden, sondern durch mangelnde Nahrungsangebote in der Monokultur der Landwirtschaft  verhungern.

Aus diesem Grund sei bei der Planung von Windkraftstandorten Vernetzungsstrukturen notwendig, die in die Landschaft implementiert werden, wie Heckenstrukturen und Gehölze. Es sei notwendig mit den ansässigen Landwirten ein Biotopmanagement zu erarbeiten, um die Flächen so zu bewirtschaften, dass neue Nahrungshabitate für die verschiedensten Vogelarten entstehen. Der neue Entwurf des Teilregionalplans Mittelhessen ist also nach Ansicht von Bündnis90/Die Grünen kein großer Wurf.

5 Gedanken zu “„Für Windkraft im Vogelsberg ein Rückschlag“

  1. Seit 2004 bis 2014 hat sich der Strompreis dank EEG um
    100 % erhöht.Fragen Sie mal wie hoch die Erhöhungen bei den Rentner
    waren!Wir haben allein in Hessen tausende von Rentnern die Ihre
    Stromrechnungen nicht bezahlen können.
    Das ist den Grünen sch.egal.

  2. Zitat Wohlrad Lang: „Frage an den Kommentator Dirr: wie soll in Zukunft Strom erzeugt werden, wenn richtigerweise Atom- und Kohlekraftwerke vom Netz gehen?“ Zitat Ende

    Diese Frage sollten Sie nicht mir stellen, sondern denen, die unsere Zukunft auf eine Zufallsstromerzeugung setzen. Sie gehören anscheinend dazu. Woher bekommen Sie Heute am 20. August Ihren Strom her? Die Windkrafteinspeisung lag, obwohl 37 GW installierte WKA-Leistung am Netz sind, bei gerade einmal 0,8 GW. Und das um 8:00 Uhr an einem Wochentag.
    Da stellt sich sofort die Frage, wie viel davon will man wohl vom Norden in den Süden leiten?

    Wer sollte denn nach 2022 die dann abgeschalteten deutschen AKWs ersetzen? Wind und PV, die sich in schöner, der eine unregelmäßig under Andere sogar regelmäßig mit Unproduktivität auszeichnen? Es werden wohl oder übel neue Kohle-, Gas-, oder Ölkraftwerke gebaut werden müssen. Ob wir das nun wollen oder nicht. Einfach einmal die Einspeisekurven, dieser beiden, sich oft als Totalausfall zeigenden, Stromerzeugern anschauen. Im Netz werden Sie schnell fündig.
    Wenn Sie dann von Klimaveränderung schreiben, wollen Sie eine Klimaveränderung mit Windwahn und PV aufhalten? Warum ist deann bei einer bereits installierten Leistung von über 80 GW Wind und PV, noch keine entscheidende CO 2 Reduzierung festzustellen?

  3. Dass der Artikel offenbar ein paar Fakten falsch wiedergibt, ist offensichtlich. Es wird richtig von 214 Windenergieanlagen und damit rund 25 Prozent aller hessischen Windenergieanlagen gesprochen, die im Vogelsbergkreis betrieben werden. Diese tragen erheblich zu den 11% EE- Strom von Hessen bei, was damit den letzten Platz aller Flächenländer einnimmt, weniger als halb so viel wir der Bundesschnitt von 25% (s. energymap.de, aufbereitete EEG-Meldedaten).
    Danach aber wird eine dramatische Reduzierung um rund 80 Prozent genannt, von 123 Anlagen auf etwa 22. Dies stimmt sicher, wenn damit eben nicht die 71 Windenergietanlagen (WEA) der 2-3 MW Klasse gemeint sind, sondern die übrigen teilweise schon in den 90er Jahren entstandenen Anlagen.
    Für den BUND sind die unverständlich harten Vorgaben des Regierungspräsidiums Gießen gerade aus Naturschutzgesichtspunkten inakzeptabel. Dies hat der BUND dezidiert in einem Schreiben an den Wirtschaftsminister aufgestellt und hierzu eine Pressemitteilung verfasst: „BUND: Windenergieplanung in Mittelhessen dient weder dem Naturschutz noch dem Klimaschutz„.
    Durch den Ausschluss des Repowerings sieht er ebenso wie die Grünen im Vogelsberg, dass mehr alte und grundsätzlich im Sinne des Naturschutzes riskantere Anlagen verbleiben und diese länger laufen, statt dass in der Regel 3-5 ältere kleinere Anlagen durch eine größere und höhere Anlage ersetzt wird. Somit sind andernorts an weniger windhöffigen Standorten mehr WEA nötig, um wenigstens an den Bundesschnitt heranzukommen. Die hessischen Ausbauziele sind mit der derzeitigen Regionalplanung eh nicht erreichbar.
    Zwar gibt es keinen Vogelschlag in Deutschlands mit seinen 25 Jahren ältestem Windenergiegebiet. Aber in allen wissenschaftlichen Arbeiten zu Vogel und Windkraft ist nachlesbar, dass neue und höhere Anlagen das Schlagrisiko verringern. Somit erreicht die aktuelle Regionalplanung genau die zur beabsichtigten gegenteilige Wirkung.

  4. Frage an den Kommentator Dirr: wie soll in Zukunft Strom erzeugt werden, wenn richtigerweise Atom- und Kohlekraftwerke vom Netz gehen?
    Durch die Klimaveränderung werden bereits jetzt schon mehr Tierarten, aber auch Menschen auf unterschiedlichen Inseln und tief liegenden Festland-Regionen bedroht, als es durch die Windkraft jemals auch nur ansatzweise geschehen kann.

  5. Warum fahren die „Grünen“ falsche Zahlen auf? Im Vogelsberg gibt es zur Zeit 71 Windkraftanlagen der 2-3 MW Klasse. Alle diese Anlagen wurden nach 2012 gebaut. Wie kommen die Grünen dann auf 22 Anlagen, die im Vogelsberg verbleiben? Dazu gibt es Pläne in Wartenberg, Lauterbach, Ulrichstein, Feldatal, Mücke und Schwalmtal, weitere Natur und Landschaften für diese Zufallsstromerzeuger zu opfern.

    Am Beispiel Ulrichstein Platte ist es klar ersichtlich was bei dem „Repowering“ für die Vögel passiert. Dort wurde durch die Hochrüstung der Anlagen, zwar deren Anzahl fast halbiert. Die Gefahrenzone (überstrichene Rotorfläche) für die streng Art geschützten Großvögel wurde verdreifacht. Und wer sagt die Rotmilane fliegen nicht so hoch, der sollte sich etwas Zeit nehmen und sich einmal die Rotmilanflüge auf der Ulrichsteiner Platte anschauen. Es ist eine Lüge von Seiten der HessenEnergie, wenn sie behauptet, die Gefahr für die Vögel würde sich, durch die Höhe der neuen Anlagen, beim Repowering verringern.

    Eine politische Gruppierung die sich noch vor nicht all zu langer Zeit an Bäume gekettet hat um sie zu retten, reden von fragwürdigen Methoden in Umweltverträglichkeitsstudien. Die Welt ändert sich

    Solch ein Ausspruch zeugt von völliger ideologischer Verblendung

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren