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Der Herbsteiner Künstler Günter Weis malt und musiziert, baut Geigen und hört zuAngenehmer Besuch bei einem Könner und Genießer

HERBSTEIN. Es war eigentlich eine Zufallsbekanntschaft in einer Lauterbacher Kneipe. Man kam schnell ins Gespräch und hatte sich viel zu sagen. Daraus wurde ein mehrstündiger Besuch in seiner neuen Heimat Herbstein, man schloss schnell Freundschaft, und heraus kam das Portrait des so vielseitigen wie weltgewandten Künstlers Günter Weis.

 

Obwohl der 67-jährige Günter Weis eigentlich viele Jahrzehnte fern seiner früheren Heimat gearbeitet und gelebt hat, sind seine Erinnerungen an den heimischen Vogelsberg noch hellwach, er kann sich an viele Details erinnern. Mit dem gebürtigen Pfordter, der in seiner Familie in Lauterbach aufwuchs und am heimischen Gymnasium sein Abitur machte, ist es sehr leicht, ins Gespräch und auch in näheren Kontakt zu kommen.

In Sachen Kunst und Musik ein Multitalent

Ob es seine Schulzeit und gemeinsame Lehrkräfte waren, überall kann der sehr aufgeschlossene, gastfreundliche und geistig sehr bewanderte Weis mitreden. Günter Weis ist in Sachen Kunst und Musik ein Multitalent, das bundesweit Anklang findet, denn er ist ein ausgezeichneter Maler, Sänger, Geigenbauer, ein passionierter Pfeifensammler – und -Raucher, kocht gerne und durch seine französische Vergangenheit ausgiebig und mehrgängig und liebt einen guten Tropfen. Der sympathische Weis, der Germanistik, Französisch und Pädagogik in Giessen studiert und als Dozent an der Universität Germersheim/Mainz im Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft gelehrt hat, kennt sich in seiner früheren Heimat Südfrankreich und Belgien so gut aus wie im Vogelsberg.

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Bis Ende August stellt der Vogelsberger Künstler Günter Weis in Heidelberg aus.

Er malt nicht nur selbst in seinem geräumigen Atelier, sondern sammelt auch Kunstwerke, viele seiner Bilder haben heimatliche Ansichten aus der näheren Umgebung Herbsteins und Blumen als Motiv. Günter Weis fotografiert die Landschaften, die er später malt und fertigt die Bilder dann in seinem geräumigen Atelier an. Aber auch Belgien und seine Landschaft haben es ihm angetan, und er hat viele Impressionen in seinen Bildern festgehalten.

Günter Weis beweist in allem um sich herum einen sehr gediegenen Geschmack. Er hat sich als Maler inzwischen weit um den Vogelsberg herum einen Namen gemacht. Im vergangenen Jahr waren es noch die Kundenräume einer Lauterbacher Bank, in denen er sein inzwischen umfangreiches Werk präsentierte, derzeit zeigt er vom 24. Juli bis 31. August in Heidelberg viele seiner Heimatbilder, vom 8. Januar bis 28. Februar 2016 bestreitet er eine Austellung in Fulda, im Sommer/Herbst 2016 eine weitere in seiner neuen Heimat, der „Stadt auf dem Berge“, und das Lauterbacher Hohhausmuseum ist ebenfalls auf Günter Weis aufmerksam geworden und will ihn in seinen Räumen präsentieren.

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Bis zur Perfektion beherrscht der vielseitige Künstler Günter Weis den Geigenbau.

Künstlerische Seite als Autodidakt alles selbst beigebracht

Das Bewundernswerte an allem ist, dass er sich seine künstlerische Seite als Autodidakt alles selbst beigebracht hat und es in einer Perfektion beherrscht, die einen Laien erstaunen läßt. In Herbstein pflegt er enge Verbindungen zum dortigen Statt-Museum und seinem Leiter Josef Michael Ruhl. Aber auch seine Stimmgewaltigkeit als Bass läßt aufhorchen, und so ist er beim Maarer Männergesangverein und beim katholischen Kirchenchor Herbstein ein gerngesehener Gast. Weil Günter Weis eben alles bis zur Perfektion beherrscht, nimmt er bei einer „professionellen“ Sängerin Unterricht und hat für seine Geigen, die von namhaften Musikern gespielt werden, ein Fachbuch aus dem Italienischen für sich übersetzt. Für einen belgischen Verlag hat er Übersetzungen von Kinder- und Jugendbüchern aus dem Französischen angefertigt, aber auch selbst als Lyriker und Erzähler Eigenes geschrieben. So sind auch Fremdsprachen ein vertrautes Metier für ihn, und das nicht nur beruflicherseits.

Man kann sich mit Günter Weis stundenlang unterhalten, ohne dass ein Fünkchen Langeweile aufkommt. Er ist gleichzeitig ein guter Zuhörer, aber auch in vielen Themenbereichen sehr belesener, bewanderter und gelehrter, aber auch wißbegieriger Gesprächspartner. Wenn sich gemeinsame Themen finden, ergänzen sich oft die Gesprächsinhalte, als ob man sich schon viele Jahrzehnte kennt und nur mal kurz aus den Augen verloren hat. Günter Weis interessiert sich eigentlich für alles, lädt gerne Gäste in sein Haus ein und bewirtet sie mit fulminantem Speis und Trank. Er ist sehr offen in seinem Verhalten, kann aber auch durchaus Grenzen setzen, wenn ihm jemand zu offensichtlich auf der Nase herumtanzt. Seine Künstlerkollegen aus der Umgebung kann er nach kurzer Aufenthaltsdauer im Vogelsberg namentlich einschätzen und weiß, welchen künstlerischen Ambitionen diese nachgehen.

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Manchmal sind es ganze Zyklen von Bildern, die Günter Weis zu einem Thema malt.

Vorbilder sind die deutschen Maler des 19. Jahrhunderts

Weis Vorbilder sind die deutschen Maler des 19. Jahrhunderts, er arbeitet mit dem Pinsel, mit der Tube oder auch direkt mit den Fingern. Die Bilder sprechen selbst einen nicht mit künstlerischen Gaben so reich gesegneten Menschen direkt an, denn sie sind von einer enormen und recht eindeutigen Aussagekraft.

Mit den Bürgern seiner neuen Heimat ist er schnell warm geworden und pflegt mit vielen intensive Kontakte. Derzeit ist der sympathische und allseits interessierte Unruheständler dabei, einen Oldtimer aus Süd-Frankreich in den Vogelsberg zu schaffen, und das macht er ebenso wie alles andere mit großer Akribie.

von Axel W. Hofmann

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