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Straßen in Flammen, kein Wasser, kein Telefon: Was ist dann zu tun?Wenn ein Flugzeug auf Alsfeld stürzt

ALSFELD (ol). Es klingt nach dem schlimmsten denkbaren Fall: „Was passiert, wenn ein Flugzeug auf die Stadt Alsfeld abstürzt?“, Eine Antwort auf solch ein katastrophales Szenario gab am Sonntagmittag der Katastrophenschutzstab des Vogelsbergkreises. In einer Stabsübung namens „Geier Sturzflug“ wurde exakt diese Katastrophe simuliert. So sollte nach einer Gasexplosion in Freiensteinau eine Gefahrstoffwolke freigesetzt werden, die eine Passagiermaschine im Landeanflug zum Flughafen Frankfurt abstürzen ließe.

Ein  Flugzeug mit 270 Passagieren zerschellt im nördlichen Wohngebiet von Alsfeld. Trümmerteile fliegen auf das Umspannwerk, das Telefonnetz bricht zusammen und mehrere Straßenzüge stehen in Flammen: So lautet das Szenario der Übung,

„Alle verfügbaren Kräfte würden bei solch einer Lage alarmiert werden, auch weit über das Bundesland Hessen hinaus“, schilderte Kreispressesprecher Erich Ruhl. Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland erläuterte, dass dann ein sogenannter ÜMANV-1000 Alarm ausgelöst werde. Die Abkürzung stehe für einen überörtlichen Massenanfall von Verletzten in der Größenordnung Eintausend. Landrat Manfred Görig müsste für den Vogelsbergkreis den Katastrophenfall ausrufen.

Stromausfall sorgt in den Wasserwerken für einen Pumpenausfall

Kein Telefonnetz mehr, da braucht es andere Wege der Kommunikation: Die Bevölkerung würde über Fahrzeuge mit Lautsprechern informiert werden, an der Hessenhalle würde eine Sammelstelle eingerichtet werden, der Großraum Alsfeld wäre weiträumig abgesperrt. Durch den Stromausfall würde es in den Wasserwerken zum Pumpenausfall kommen, das Löschwasser und das Trinkwasser würden aufgebraucht werden. „Man müsste vermutlich eine dreistellige Zahl an Todesopfern und eine vierstelle Zahl an Betroffenen bewältigen“, so Kreispresssprecher Ruhl.

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Die gespielte Pressekonferenz: (v.l) Katastrophenschutzsachbearbeiter Michael Jahnel, Erster Polizeihauptkommissar Hasso Hofmann, Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland, Kreispressesprecher Erich Ruhl und Bertram Lenz, Redakteur des Lauterbacher Anzeigers.

Das Lagezentrum des Bundes und der Länder würde informiert werden. In einem kreiseigenen Callcenter würde mit über 20 Mitarbeitern die Flut von Anrufen abgearbeitet werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel würde sich einklinken, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier würde sich per Hubschrauber eine Lagebild machen. Die Bundeswehr würde durch einen Verbindungsoffizier eingebunden werden, allerdings würden für den Einsatz in Alsfeld lange Rüstzeiten bestehen. Im Polizeipräsidium würde ein weiteres Krisenteam zur Bewältigung der Lage eingesetzt werden. Private Firmen, beispielsweise Getränkehändler, würden in die Unterstützung eingebunden werden.

In der gespielten Katastrophe zeigten sich exponierte Orte, das Krankenhaus in Flammen, das Katastrophenschutzzentrum mit Feuerwehr, DRK und Polizei von Feuer bedroht oder ein Altenwohnheim in Rauch gehüllt. Bemerkungen wie „Räumung der Polizeistation ist angedacht. Noch eine Stunde, dann brennt alles nieder“ oder „Sofern es nicht gelingt das Bettenhaus und den OP-Trakt kurzfristig zu Evakuieren, droht ein Totalverlust an Menschenleben“ fielen bei den zugehörigen Lagemeldungen.

Es war die erste gemeinsame Übung des neuen Katastrophenschutzstabes unter der Regie von Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland. Vorgestellt wurde das Szenario auf einer fiktiven Pressekonferenz in der Kreisverwaltung , an der neben Kreisbrandinspektor Dr. Holland und Kreispressesprecher Ruhl auch Hasso Hofmann vom Polizeipräsidium Osthessen und der Katastrophenschutzsachbearbeiter des Vogelsbergkreises Michael Jahnel teilnahmen.

12 Gedanken zu “Wenn ein Flugzeug auf Alsfeld stürzt

  1. Es ist doch egal, wegen welchem Notfall-Szenario der Stab zwecks einer Übung zusammen kommt. Ob es nun der Flugzeugabsturz oder das Hochwasser ist. Auch wenn es unrealistisch ist, es muss geübt werden für den Ernstfall und das finde ich wichtig. Es haben viele Leute ihre Freizeit für diese Übung geopfert. Viele haben wahrscheinlich keine Ahnung was alles in Bewegung gesetzt werden muss, damit viele Organisationen Hand in Hand arbeiten. Organisation ist in diesem Fall wohl alles und dafür ist der Kat-Stab zuständig. Ich hoffe, das so ein Ernstfall niemals eintritt und es bei den Übungen bleibt.

  2. Es ist schon verwunderlich, welche Gedanken sich die Menschen machen. Hier in dem Bericht über diese Kats-Übung ging es nicht nur um das Funktionieren der Telefone, sondern um wesentlich wichtigere Dinge, wie zum Beispiel Ausfall der Wasserversorung. Brände und dergleichen mehr. Davon wurde in den Kommentaren kein einziges Wort verloren. Dabei passieren zig Flugzeuge jeden Tag die Stadt.
    Ich frage mich wie einfältig und töricht sind diese Leute, die solche Kommentare schreiben und sich nur damit befassen, dass ja das blöde Handy oder Smartphone funktioniert. Man wäre ja dann restlos von dem Rest der Welt abgeschnitten. Die Möglichkeit mit anderen Menschen zu reden ist überhaupt nicht in Betracht gezogen worden.
    Wenn Dummheit weh tun würde, so würden einige von den Kommentarschreibern und vor alem die Verursacher des Berichtes laut schreiend durch die Gegend flitzen.

  3. @Alyeska in jedem Smartphone und Handy ist mittlerweile ein UKW Radio eingebaut. Es gibt immer noch sehr viele, die ein kleines UKW Radio haben das mit kleinen AA Mignon Batterien funktioniert.
    Deshalb ist im Katastrophenfall der Nachrichtensender immer noch die beste Adresse.
    Ich kenne jemanden, der Monatelang kein Telefonempfang bei 1&1 hatte.
    Irgendwann hatte er sein Telefon wieder getestet und es funktionierte wieder. Aber von der Telefongesellschaft bekommt man keinen Bescheid, wann das Netz wieder funktioniert. Probleme tauchen dann bei der Abrechnung auf, weil es für den Privatanwender nur sehr schwer nachvollziehbar ist, wann das Netz wieder funktioniert.
    In jedenfall kann solch ein Ausfall ein Kündigungsgrund bei der Telefongesellschaft sein.
    Das Problem konnten die Experten sicher nicht lösen, wie man sehr schnell das Stromnetz reaktivieren kann. Dieses Problem wird dann gerne weitergegben and den Stromkonzern.

  4. @Erwin
    Bei Bücking standen die Sender aller 4 seinerzeitigen Netzbetreiber auf’m Dach, denn alle 4 Netzbetreiber hatten mit diesen Problemen zu kämpfen

  5. Zur Ergänzung noch einige Tatsachen:
    Flugzeuge, die den Flughafen Frankfurt anfliegen und im sogenannten Landeanflug sind, passieren Alsfeld aus Richtung Norden in einer Höhe zwischen 1500 und 2000 Meter. Sie bewegen sich innerhalb sogenannter Luftstraßen. diese sind Luftkorridore mit einer Breite von 10 Nautischen Meilen oder 18,2 Kilometer.
    Tritt also bei einem Flugzeug ein Notfall auf, der zum Absturz führen könnte, so müsste dieser zwischen Kassel und Alsfeld auftreten und nicht wie in dem angenommenen Katastrophenfall in Freiensteinau. Außerdem hätte das Flugzeug noch soviel Höhe, dass es über Alsfeld hinweggleiten würde und irgendwo zwischen Alsfeld und Schwalmtal-Storndorf herunterkommen würde.
    Daggen befinden sich Flugzeuge, die in Rhein-Main Airport starten und nach Norden oder Nordosten fliegen in einer Höhe von 3000 bis 5000 Meter im Steigflug. Sie kommen aus Richtung Südwest. Auch sie sind keine potentielle Gefahr für die Stadt,
    Jedenfalls ist das Ganze von den Herren in den Gremien des Katastrophenstabes im Landkreis mehr als weit hergeholt du man muss sich als Bürger fragen, ist es nötig, so etwas an die große Glocke zu hängen. Denn es gibt in unserem schönen Land viele Elemente, die sich die Finger nach solchen Informationen lecken und irgendwann zuschlagen und wir haben das Desaster wie am 11. September 2001 in New York.

  6. @ Alyeska vodafone,nur vodafone der Mast stand auf dem Gelände.

    Wenn da ein Flieger runter kommt hilft kein Telefon, kein Katwarn kein nix. Wenn das Ding auf dem Radar verschwindet weiß keiner wo die Kiste aufschlägt. Das einzigste was da hilft ist der Rettungsdienst die Polizei die Bundeswehr und die tausenden ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr, THW, Malteser, DRK und und und. http://de.flightaware.com/live/airport/EDDF da kannst du mal schauen was los ist unter unserem Sternenzelt.

  7. Wirklich ein dolles Ding, dass sich die Herren vom Krisenstab des Vogelsbergkreises ausgedacht haben. Da kann ich nur den Kopf schütteln und mich fragen, was habe sich diese Leute dabei gedacht?
    Das Szenario entspricht in keiner Weise der Realität. So viel steht fest. Wenn man eine solche Katastrophenlage annimmt, sollte man sich über die Fakten, die ins Spiel gebracht werden im Klaren sein.
    Da wöll ich den schlauen Leuten in Lauterbach mal ein wenig auf die Sprünge helfen.
    Also zwischen Alsfeld und Freiensteinau liegen 48,4 Kilometer Distanz. Das heißt mit anderen Worten, wenn in Freiensteinau ein Gefahrstoff-LKW verunglückt und explodiert, besteht für ein Flugzeug, das sich im Landeanflug auf Rhein-Main Airport befindet, keine Gefahr für einen Absturz. Zumal das Flugzeug eine in sich geschlossene Zelle ist. außerdem müsste die Schadstoffkonzentration so hoch und explosiv sein, dass sie die Triebwerke schädigen würde. Das setzt jedoch einen längeren Aufenthalt in dieser Konzentration voraus. ein Flugzeug im Landeanflug legt pro Minute zwischen 8 und 10 Kilometer zurück.
    Dann spielen die Windverhältnisse auch eine entscheidende Rolle. So steht außer Frage fest, dass wir an den Meisten Tagen des Jahres Wind aus den Richtungen Südwest, West und Nordwest haben. Das bedeutet, eine Gefahrstoffwolke käme nie in den Raum Alsfeld, wenn sie in Freiensteinau freigesetzt wird. Sie würde in Richtung Fulda, Hünfeld und weiter nach Osten abgetrieben. Auch dort würde sie keinen größeren Schaden verursachen, da sie dermaßen verdünnt ist, dass keine Gefahr davon ausgehen würde.
    Jetzt noch zu den angenommen Schäden. Es ist unwahrscheinlich, dass das KKH Alsfeld durch Flugzeugtrümmer so geschädigt würde, wie in dem Szenario angenommen. Da müsste das Flugzeug schon direkt in das Gebäude fliegen, wie es 2011 im Pentagon der Fall war. auch dass ganze Straßenzüge in flammen stehen ist nicht realitätsnah. Örtliche Brände kann es geben, aber nicht in dem angenommenen Ausmaß. Da der Treibstoff des Flugzeuges beim Aufprall schlagartig verbrennen würde. Daher ist es auch nicht Wirklichkeitsnah, dass die Wasserversorgung total ausfällt und ebenso der Strom. Dafür sind die Wasserwerke mit Notstromeinsrichtung versehen.
    also ich nehme an, dass der Herr KBI und die anderen Herren zu viel amerikanische Horrorfilme gesehen haben.
    Vor allen Dingen und das zeigen die obigen Kommentare, die Leute in unserer Region glauben diesen Schwachsinn. Denn anders kann ich dieses Ganze nicht bezeichnen. Gerade die Verantwortliche im Krisenstab, sollten sich über die Folgen, die mit dieser Veröffentlichung ausgelöst werden im Klaren sein, Nämlich dass es unverantwortlich ist, die Menschen hier vor Ort immer weiter zu verunsichern und ihnen Gräuelmärchen auf zu tischen.

  8. @Roth
    Wer verwendet im Haus noch Batterie-betriebene Radios? Bestenfalls im Auto wäre man über’s Radio zu erreichen – sofern eingeschaltet.
    Die Aussage bzgl der Handys stimmt insofern, daß beim Ausfall der Sendemasten natürlich auch kein Empfang mehr möglich ist – beim Bücking-Brand gab’s bekanntlich ca über 1 Woche massive Sende-/Empfangsausfälle.

  9. Guter Bericht
    Wenn man so des Abends mal den Himmel beobachtet, welch immenser Flugbetrieb sich nach und von Frankfurt wälzt, haben wir bislang Glück gehabt. So abwägig ist das Scenario nicht.

  10. Das ist wirklich ein interessanter Bericht. Wenn ich die da so sitzen sehe auf dem Foto, fällt mir ein wie abhängig wir vom Strom sind. Wenn das gesamte Stromnetz der Stadt Alsfeld ausfällt, hilft das Warnsystem „Katwarn“ auch nicht mehr. Auch die IP Telefone oder Smartphones nützen nichts, weil das Handynetz dann auch kein Strom hat…
    Deshalb sind Radioinformationen immer noch die beste Methode die Bevölkerung zu informieren. Denn im Ernstfall hat keiner mehr die Zeit mit Lautsprecherdurchsagen sich zu beschäftigen.

  11. ist wirklich eine tolle Seite hier. Und auch dieser Artikel liefert wieder interessante Informationen.

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