Dolles Dorf: Was könnte man in dem Film vorstellen? Reporter Philipp Wellhöfer (l.) und Ortsvorsteher Udo Seiler (Mitte) überlegen mit anderen Teilnehmern am Tisch. Fotos: aep

Aufregung: Ober-Breidenbach ist bei "Dolles Dorf" dabei – Gesucht: AttraktionenZiel: das Dorf „richtig doll darstellen!“

OBER-BREIDENBACH (aep). Die Nachricht schlägt im Dorf ein wie eine Bombe: „Beim HR – Dolles Dorf – Wir!!“ Und so wurde am Donnerstag in Ober-Breidenbach aus einem normalen Schießtag beim Schützenverein, aus einem gemütlichen Probeabend des Gospelchors plötzlich eine aufregende Versammlung im Dorfgemeinschaftshaus – dort, wo man das Kamerateam vom Hessischen Rundfunk empfing. Das rückte bald nach der Hessenschau an. Die meistdiskutierte Frage bei den Gastgebern: Was können wir denen bloß bieten?

Beim Schützenverein im DGH, da laufen nach der ersten Nachricht von der Auslosung in der Hessenschau um kurz vor 20 Uhr die Informationen zusammen: Ober-Breidenbach ist bei dem seit 1995 laufenden Wettbewerb „Dolles Dorf“ dabei – als eines von 1600 Dörfern unter 2000 Einwohner, die seither wöchentlich zur Teilnahme gezogen werden. Mindestens gibt es die mehrminütige Vorstellung am Samstagabend im Hessenfernsehen, vielleicht sogar eine Teilnahme an den Endrunden des Wettbewerbs. Und ganz vielleicht wird man sogar Hessens Dolles Dorf 2015. Die Aussicht versetzt jede Dorfgemeinschaft in Aufregung.

Empfang für die Gäste aus Frankfurt im Dorfgemeinschaftshaus: Der Posaunenchor spielt, der Gospelchor singt.

Ortsvorsteher Udo Seiler ist gefragt, ihn ruft das Team des Hessischen Rundfunks aus Frankfurt als Erstes an. Und Udo Seiler trommelt das Dorf zusammen: „Der Udo sagt, Treffen ist im DGH!“, heißt es am Tresen der Schützen, wo man beim Feierabendbier noch die Schießergebnisse der Aktiven auf dem Bildschirm verfolgt. Ob acht, neun oder zehn Ringe getroffen werden, ist aber plötzlich nebensächlich. Die Gespräche gehen um Möglichkeiten, was denn der zu Romrod zählende, 320 Seelen-Ort dem Hessenfernsehen zu bieten hätte.

Auf der Suche nach Attraktionen

Die dörflichen Vereine sind schnell aufgezählt. Pro Finger einer, und bei zwei Händen ist schon Schluss: Schützenverein, Gesangverein, Gospelchor, Feuerwehr, Schalke-Fanclub, Bayern-Fanclub, Sportverein, Obst- und Gartenbauverein, Posaunenchor, die Jagdgenossenschaft, und, wenn man so will, der Harley-Motorradclub. Letzterer ist nicht einmal eingetragen. Aber: Harley-Freunde im Dorf – das könnte doch schon eine Attraktion sein!

Ein richtige Rockband gibt es im Dorf: Theresa-Maria und Sophia -Louisa Zulauf stellen die Gruppe „Basalt“ vor.

Und überhaupt, je länger die Schützen über den Bierschaum hinweg nachdenken, während man auf den Besuch wartet, desto mehr fällt ein, was Ober-Breidenbach an Besonderem zu bieten haben könnte. Das schöne Backhaus vielleicht? Zu abgedroschen, dieses Thema, finden andere. Aber der Dieter Müller mit seinen tollen Motorrad-Miniaturen – das wäre doch was. Und dann das Ehepaar, das mit 76 noch ein Haus gebaut hat. Apropos bauen: Ober-Breidenbach hat drei junge Paare, die im Dorf gerade ein Haus bauen. „Das gibt es nicht überall!“ Und unter dem Dach des DGH, da probt die Gruppe „Basalt“: eine richtige jugendliche Rockgruppe. Das hat auch nicht jedes Dorf.

Nicht zu vergessen, die drei Ober-Beidenbacher, die beim Traktor-Pulling immer dabei sind. Und natürlich: der Gospelchor, der ein Stockwerk tiefer gerade passenderweise singt und so für den Empfang zur Verfügung steht. Die Mitglieder des Posaunenchors werden kurzfristig dazu alarmiert. Doch, das kleine Romröder Dorf kann dem HR-Kamerateam für den Dreh am folgenden Tag durchaus ein paar Attraktionen bieten. Aber, der Schreck, es ist Freitag: ein normaler Arbeitstag – klappt das alles an einem Arbeitstag?

„Lass uns sammeln!“. Redakteur Wellhöfer am Tisch im DGH.

Ankunft um 21 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus

Es muss klappen, denn um kurz vor 21 Uhr fahren tatsächlich zwei blaue Kombis mit Frankfurter Kennzeichen und HR-Logos vor das Dorfgemeinschaftshaus. Darin das vierköpfige Kamera-Team mit dem Redakteur Philipp Wellhöfer und jeder Menge Material. Sie verbringen die Nacht im Romröder Schlosshotel und wollen den ganzen Freitag über in Ober-Breidenbach arbeiten.

Musik vom Posaunenchor empfängt den Redakteur, den Kameramann Jürgen Volz, den Lichttechniker Thomas Quetsch und den Ton-Mann Andreas Huber, als sie den Saal des DGH betreten, wo mittlerweile auch die Romröder Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg eingetroffen ist. „Ein toller Empfang!“, freut sich Philipp Wellhöfer und feuert das Empfangskommittee an: „Wir sind hier, um Ober-Breidenbach ganz doll darzustellen!“

Im DGH in Erwartung: Gleich muss das HR-Team ankommen! Auch die Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg (l.) war dabei.

Der Fernsehmann lädt nach der Begrüßung an den großen Tisch: „Lasst uns mal sammeln!“ Da kommen sie denn alle ins Gespräch, die Ober-Breidenbacher Attraktionen, und der Redakteur nickt eifrig bei Motorrad-Miniaturen und jugendlichen Rockmusikern, bei Gospelchor und Posaunen. Er lässt sich einzelne Aktivitäten erklären und macht sich Notizen – sichtlich gut gelaunt. Es wird viel gelacht.

Der Fernsehmann freut sich auf den nächsten Tag: „Das ist schon ein Knaller!“, so erzählt der erfahrene „Dolles Dorf“-Macher im Gespräch mit Oberhessen-live, wenn man vom Posaunenchor und vom Gospelchor empfangen wird. Es ist sein fünfter Donnerstagabend-Ausflug dieses Jahres in ein hessisches Dorf, sagt er, und es sei ein wirklich warmer Empfang. „Wenn der Abend schon so gut ist, dann muss der Drehtag doch klasse werden!“ Wie gut der wird, das können die Zuschauer am Samstagabend in der Hessenschau verfolgen.