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Betrüger am Telefon: Die Masche zieht immer wieder – Jüngster Fall in der SchwalmEingeschüchterter Rentner zahlt Tausende Euro

SCHWALM-EDER-KREIS (ol). Nach mehreren einschüchternden Anrufen zahlte ein Rentner im Schwalm-Eder-Kreis in Teilbeträgen über die letzten Wochen mehrere Tausend Euro an Betrüger, berichtet die Polizei und stellt dabei eine neue Variante des „Enkeltricks“ vor, auf den immer wieder alte Leute hereinfallen.

In diesem Fall gelang die Einschüchterung derart gut, dass der Betrogene sogar einen Kredit aufgenommen hatte, um den angeblichen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können, die ihm unbekannter Anrufer einredeten. Die Betrüger lieferten immer neue Begründungen, warum eine weitere Zahlung erforderlich sei, bis sich der Geschädigte
schließlich einer Familienangehörigen anvertraute. Die riet ihm, sich an einen Rechtsanwalt zu wenden. Der Rechtsanwalt riet dem Mann, sich sofort mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

Vorgetäuschte Szenarien sind vielfältig

Es ist immer wieder der Trick mit den am Telefon nicht nachforschbaren Geschichten, worauf schon der Enkeltrick basiert. Mit immer neuen, vorgetäuschten Szenarien versuchen die Täter an das Geld ihrer Opfer zu kommen. So geben sie sich beispielsweise auch als Polizeibeamte, Staatsanwälte oder Richter aus und behaupten etwa, die Angerufenen spielten in einem Ermittlungsverfahren der Polizei eine wichtige Rolle. Um die Polizei bei einer Festnahme zu unterstützen, sollten sie per Ukash oder Western Union Geld überweisen. Die Polizei rät: „Lassen Sie sich am Telefon nicht einschüchtern! Wenden Sie sich an Ihre örtliche Polizeidienstelle!“

 Dr. C. vom Amtsgericht Berlin und Oberstaatsanwalt S.

Im aktuellen Fall hatten es die Betrüger geschafft, dem Opfer zu suggerieren, dass tatsächlich eine Zahlungsverpflichtung bestehe. Die Anrufer, die sich als Dr. C. vom Amtsgericht Berlin und Oberstaatsanwalt S. ausgegeben hatten, erklärten dem Rentner, es bestehe eine Forderung in Höhe von 36.000 Euro gegen ihn, wegen der Teilnahme an einem Gewinnspiel.

Dabei spielte den Tätern in die Hände, dass der Rentner vor drei Jahren tatsächlich an einem Gewinnspiel teilgenommen, damals aber wieder gekündigt hatte. Die angeblichen Amtspersonen drohten ihm mit Altersarmut und Enteignung seines Hauses, wenn er nicht zahle oder falsche Angaben zu seinem Einkommen machen würde. Sie würden ihm Beamte ins Haus schicken, die alles rauskriegen und seine Sparbücher kontrollieren. Der Geschädigte wurde derart eingeschüchtert, dass er in der Folge
mehrere Zahlungen per Bargeldtransfer vorgenommen hat.

Täter täuschen seriöse Rufnummern vor

Die Täter verwenden für ihre Anrufe eine Technik, die es ermöglicht, auf der Rufnummernanzeige der Telefone ihrer Opfer eine andere Nummer anzuzeigen, zum Beispiel die Telefonnummer eines Rechtsanwalts, einer Behörde oder der Polizei.

Die Täter geben dazhu klare Zahlungsanweisungen: Sie schicken ihre Opfer beispielsweise zur Post, um die angeblichen Kosten – häufig eine Summe von mehreren hundert bis über tausend Euro – zu überweisen, zum Beispiel per Bargeldtransfer.

Oder sie fordern ihre Opfer dazu auf, Prepaid-Karten für Online-Käufe, wie zum Beispiel Ukash oder Paysafecard zu erwerben, mit denen man auch Geld ins Ausland überweisen kann. Diese Karten gibt es als Gutscheine an vielen Tankstellen sowie in
Einzelhandelsgeschäften. Mit dem Ukash- beziehungsweise Paysafecard-Gutschein erhält der Käufer eine individuelle Nummer. Diese Nummer ist quasi Bargeld, denn wer sie hat, kann damit im Internet einkaufen. Deshalb erfragen die Betrüger unter einem Vorwand
die Gutschein-Nummer bei ihren Opfern, um damit im Internet auf Einkaufstour gehen zu können.

Drohung mit einer Strafanzeige

Ist der Angerufene kritisch und nicht so leicht zu überzeugen, üben die Täter massiv Druck aus und drohen nicht selten mit „Konsequenzen“ wie zum Beispiel einer Strafanzeige, wenn das Opfer nicht zahlen will. Zahlt das Opfer dagegen, melden sich die Täter immer wieder erneut, um unter verschiedenen Vorwänden weiter Geld zu fordern. Und
das Geld, das sie überwiesen haben, ist weg.

Weitere Informationen zu diesem und anderen Themen erhalten Sie
unter http://www.polizei-beratung.de

2 Gedanken zu “Eingeschüchterter Rentner zahlt Tausende Euro

  1. Ich kann mir gut vorstellen, daß ein massiver psychologischer Druck seine Wirkung nicht verfehlt – speziell bei Leuten, die nicht mehr zu den Jüngsten gehören und auch nicht zwingend Medien-vertraut sind.
    Natürlich fallen immer wieder Leute auf irgendwelche Betrügereien rein, aber auch die Schlauesten (oder gerade die, welche sich dafür halten) werden immer wieder abgezockt – Thema: „Gier frißt Hirn“

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