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Das alte Diegel-Wohnhaus in Alsfeld wird dieser Tage abgerissen – Ideen erwünschtWasser bedeutet nach 150 Jahren das Ende

ALSFELD (aep). Wenn morgen früh der große Bagger seinen langen Arm über das Dach schwenkt, und die hydraulische Zange sich in das Fachwerk gräbt, dann endet an der Alicestraße ein Stück Alsfelder Stadtgeschichte: Das Haus an der Ecke zur Georg-Martin Kober Straße wird abgerissen. Es ist ein Abbruch, der Aufsehen erregt – aber notwendig sei, wie der Eigentümer versichert.

 

Viele Menschen passierten das weiße alte Gebäude jeden Tag, markiert es doch die Ecke direkt neben dem Eingang zum Herkules-Markt, und es steht auch auf dem Grund der selben Grundstücksgesellschaft, die dem Supermarkt Platz bietet. Der Gesellschafter und Abriss-Projektleiter Dr. Christoph Harlfinger äußert sein Bedauern über das Ende des Fachwerkhauses, in dem zuletzt seine Schwiegermutter gelebt hatte.

Es war das Wohnhaus der Familie Diegel, die einst nebenan die frühere Lackfabrik betrieb. Errichtet irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts, galt das Diegel-Haus lange als ein städtebauliches Kleinod außerhalb des Fachwerkensembles – so beschreibt es eine Broschüre des Landesamtes für Denkmalpflege. Aber seit zehn Jahren steht es leer, erklärt Dr. Harlfinger. Den Ausschlag für den Abriss habe zuletzt allerdings ein größerer Wasserschaden gegeben: Das Nass durchzog die meisten der mit Lehm ausgefachten Innenwände. Es hätte für eine Sanierung völlig neu aufbaut werden müssen. Harlfinger: „Da war wirtschaftlich nichts zu machen!“

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Der Bagger steht bereit, am Dienstag mit dem Abbruchwerk zu beginnen.

Das bestätigen auch das Bauamt der Alsfelder Stadtverwaltung und Bernhard Hofmann, der Leiter der für die Genehmigung zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde in Lauterbach. „Wir haben uns damit schwer getan“, erklärt er gegenüber Oberhessen-live. Das ganze Verfahren habe sich über ein Jahr hingezogen, und Dr. Harlfinger habe in einer detaillierten Berechnung darlegen müssen, warum sich eine Sanierung des Gebäudes nicht lohne. Heute sei das Haus innen feucht und tatsächlich schwer nutzbar, fasst Bernhard Hofmann zusammen.

Nach über einem Jahr bekam Dr. Harlfinger schließlich die Erlaubnis: Das Haus sei durch den Wasserschaden in einem derart schlechtem Zustand gewesen, dass außer dem Alsfelder Denkmalbeirat und der Lauterbacher Behörde sogar das Landesamt für Denkmalpflege dem Abriss zugestimmt habe.

Die Eigentümer-Gesellschaft habe sich dazu letztlich entschlossen, so Dr. Harlfinger, weil sonst ein unbrauchbares Gebäude hätte unterhalten werden müssen. „Wir nehmen jetzt die Kosten für den Abriss auf uns.“

Danach wird es auch dort erst einmal eine leere Fläche mit einem Zaun drum herum geben. Denn Pläne für das Grundstück gebe es derzeit nicht: „Wir wissen nicht, was dort entstehen könnte. Für Ideen wären wir sehr dankbar.“

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Viele Menschen passierten das weiße Haus auf dem Weg zum Herkules-Supermarkt.

5 Gedanken zu “Wasser bedeutet nach 150 Jahren das Ende

  1. Wenn man lange genug wartet, das Haus vergammeln lässt, kann man es getrost abreißen.
    wenn man Geld genug hat. und HERKULES sich vergrößern kann, was will man mehr

  2. Weiter muß ich mal nachfragen seit wann Häuser ausserhalb der Stadtmauer unter Denkmalschutz stehen

  3. Hier dokumentiert ein Herr Haflinger über ein Fachwerkhaus was nie eines gewesen ist. Ich selbst habe schon in den fünfziger Jahren am Schützenrain gewohnt, und es nie als Fachwerkhaus gesehen. Er verwechselt wohl das Haus mit dem was gegenüber auf dem Kobergelände steht was zum Verkauf steht.

    1. Der Einwand ist berechtigt. In Fachwerkbauweise sind laut Untere Denkmalschutzbehörde vor allem die Innenwände errichtet.

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