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Lauterbacher Soroptimistinnen informierten sich in einem SchweinemastbetriebViel Arbeit für das Schnitzel aus der Region

LAUTERBACH/MÜNCH-LEUSEL (ol).  Als Vorbereitung zu der am 30. Januar stattfindenden Veranstaltung „Tier – Keim – Mensch, Antibiotika in der Massentierhaltung und die Gefahr für uns Menschen“ besuchte eine Delegation des SI-Clubs Lauterbach-Vogelsberg einen Schweinezucht- und Mastbetrieb im Vogelsberg. Dieser informative Besuch gab einen Einblick in die für viele unbekannte Arbeitswelt einer Familie, deren Alltag von der Landwirtschaft sowie Zucht und Pflege der Tiere geprägt ist.

130 Muttersauen mit angeschlossener Ferkelaufzucht und Schweinemast sind die Lebensgrundlage von Carsten Geißel und seiner Familie in Münch-Leusel. Weiter werden 100 Hektar Land  bewirtschaftet, die die Futtergrundlage für die Schweine sind und auf die der organische Dünger wieder ausgebracht wird.

Alle drei Wochen wird eine Gruppe von 18 Sauen besamt. Diese „ferkeln“ nach 115 Tagen gemeinsam ab. Die Ferkel werden anschließend vier Wochen gesäugt. Die tragenden Sauen werden im Wartestall an einer Transponderfütterung in Gruppen gehalten. Die Sauen werden durch einen Transponder im Ohr überwacht und ihre Nahrungszufuhr gesteuert, damit sie fit und nicht fett sind, denn je nach Trächtigkeitsstadium variiert ihr Energie- und Nährstoffbedarf und damit die Futterzusammensetzung.

Diese besteht hauptsächlich aus Getreide durch den eigenen Anbau. Lediglich Sojaschrot (Nebenprodukt Sojaölgewinnung), Bierhefe (Nebenprodukt der Brauerei) Zuckerrübenschnitzel (Nebenprodukt der Zuckergewinnung) werden zugekauft. Die tragenden Sauen können nach Belieben zwischen Stall und Auslauf an der frischen Luft wählen.

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Die Delegation vom SI-Club Lauterbach-Vogelsberg mit Familie Geißel.

Um die Geburts- und während der Säugezeit sind die Sauen in sogenannten Kastenständen untergebracht, damit die Sauen die kleinen Ferkel während der Geburt und beim Hinlegen nicht erdrücken. Jedes Ferkel hat beim Säugen seine „Stammzitze“, so dass überzählige Ferkel von einer Ammensau versorgt werden müssen.
Nach vier Wochen Säugen wiegen die Ferkel etwa acht Kilogramm und werden von der Sau abgesetzt. Die Ferkel werden mit dem eigenen Transporter nach Nieder-Breidenbach gefahren, der zweite Standort der Familie Geißel und dort aufgezogen. Jede Altersgruppe hat ein eigenes Abteil. Stallklima und Futter werden immer dem Alter und Gewicht der Tiere angepasst. Die Tiere stehen auf einem Teilspaltenboden, durch den Kot und Harn abfließen. So liegen die Tiere immer sauber und trocken.

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Was ist Soroptimist International?

Soroptimist International (SI) ist nach eigener Darstellung die weltweit größte Service-Organisation berufstätiger Frauen, die Fragen der Zeit politisch und religiös unabhängig aufgreifen.
SI verwirklicht seine Ziele durch „Bewusstmachen, Bekennen, Bewegen“. Wir engagieren uns durch das weltweite Netzwerk aller Mitglieder und in internationalen
Partnerschaften für Menschenrechte für alle, weltweiten Frieden und internationale Verständigung, Förderung des Potentials von Frauen und Kindern, ehrenamtliche Arbeit, Vielfalt und Freundschaft im lokalen, nationalen und internationalen Umfeld auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Der Soroptimist International Club Lauterbach-Vogelsberg wurde 2010 gegründet und hat derzeit 30 Mitglieder. Weitere Informationen finden Sie unter www.soroptimist.de und unter www.si-club-lauterbach-vogelsberg.de.

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Mit 120 Kilogramm Körpergewicht verkauft Familie Geißel ihre Schweine vor allem an zwei Metzgereien in Alsfeld und Frischborn, so dass das im Vogelsberg produzierte Fleisch regional vermarktet wird. Dabei kann der Weg des Fleisches vom Erzeuger zum Verbraucher nachvollzogen werden und die Schweine landen nicht im anonymen Supermarktregal.

Nach dem Arzneimittelgesetz muss Carsten Geißel seine in der Mast eingesetzten Antibiotika in einer Datenbank melden. Aus den gemeldeten Mengen wird ein Index errechnet. Dieser wird bundesweit mit anderen Tierhaltern verglichen. Mäster, die einen zu hohen Antibiotika-Verbrauch haben, werden so ermittelt und müssen Maßnahmen zur Reduzierung einleiten.

Für die Soroptimistinnen war der Besuch im Schweinestall sehr aufschlussreich. Dass ein Bauer viel arbeiten muss, ist weitläufig bekannt. Was es aber bedeutet, sich täglich um einen reibungslosen Ablauf bei Aufzucht und Pflege zu kümmern, das Futter für die zahlreichen Tiere selbst anzubauen und sich zu dem in dem Dschungel der betreffenden Vorschriften, Auflagen und Förderungen auszukennen, hat Carsten Geißel eindrucksvoll demonstriert.

Ein Gedanke zu “Viel Arbeit für das Schnitzel aus der Region

  1. In der Landwirtschaft heißt „selbständig“ auch wirklich „selbst“ und „ständig“!
    Da gibt’s leider ohne längerfristige Vorplanung nicht die Möglichkeit, „mal eben und ganz spontan“ über’s WE irgendwohin zu fahren, geschweige denn, für mal eben ne ganze Woche…
    Und wenn man dann die Erlöse auf den Stundenlohn umrechnet…. Dafür würden Viele sicherlich noch nicht mal aufstehen wollen…

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