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Hans-Otto Schneider entdeckte kleinen Schatz alter Fotos aus Alsfeld im InternetHistorie von der Hersfelder Straße bis zu Hitler

ALSFELD (aep). Der Alsfelder Hans-Otto Schneider hat mehrere Hobbys. Eines davon machte ihm über viele Jahrzehnte viel Freude: das Singen. Man kennt ihn in Alsfeld gut als Mitbegründer der Ratssänger. Aber er hat noch eine andere Passion: die Suche nach historischen Fotos. Und er hat Spannendes entdeckt.

 

Für diese Leidenschaft bewegt sich der 76-Jährige viel in einem Bereich, den man einem Angehörigen seiner Generation nicht unbedingt als Nachschlage-Medium zutraut: das Internet. Hans-Otto Schneider ist gut ausgerüstet: Neben dem Apple iMac liegt das iPhone, auf dem Tisch daneben steht ein Drucker, um sich auszudrucken, was er findet. Er findet manche spannende Ansicht – und verbreitet sie über ein sehr modernes Medium: das soziale Netzwerk. Via Facebook konnten sich die Nostalgiker unter seinen Facebook-Freunden zuletzt über eine ganze Serie historischer Aufnahmen der Stadt freuen: Bilder aus der Frühzeit der Fotografie zur Zeit der Jahrhundertwende oder sogar aus dem 19. Jahrhundert.

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Unverkennbar: der Alsfelder Marktplatz. Aber im Jahr 1900 doch ganz anders. Bildrechte: Universitätsarchiv Gießen

Da sieht man den Marktplatz noch bevor Autos über das Pflaster rumpelten, weil es im Jahr 1900 noch kaum welche gab. Und auch die Ansicht der Oberen Fuldergasse kommt noch gänzlich ohne Verkehrsschilder aus – 1890 gab es nur Pferdekutschen. Es sind rare Bilder aus einer Zeit, als Fotos noch wertvoll waren. Und die Ansichten reizen zum Vergleich: Was hat sich getan? Was ist geblieben? Man mag sich fragen: Und wie kommt man zu solchen Zeugnissen der Zeit?

Galerie im Landesgeschichtlichen Informationssystem

Die schwarz-weißen Fotos sind nicht geheim und eigentlich schnell zugänglich – wenn man weiß, wo man suchen muss. Hans-Otto Schneider machte sich die Mühe, sich beim Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde auf der Website genauer umzusehen und kam so zum Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS). „Ich schaue mich gern mal nach alten Sachen um“, erklärt er.

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Man erkennt’s und ist doch am Suchen: Grabbrunnen und Untere Fulder Gasse um 1900 (Ausschnitte). Bildrechte: Universitätsarchiv Gießen

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Wer bei LAGIS hartnäckig genug durch die Rubriken klickt, der hat sie auf einmal vor sich: „Historische Bildokumente“ – natürlich nicht nur, aber auch reichlich von Alsfeld. 41 alte Fotos lassen sich aufblättern und zum Schwelgen oder Vergleichen vergrößern: Martkplatz, Rathaus noch ohne Türmchen, Hersfelder Straße, eine Mainzer Gasse, die noch enger wirkt als heute, das Minnigerodehaus in der Ritterstraße im Jahr 1890 – das heutige Regionalmuseum. Es gibt einiges zu entdecken – und eine höfliche Nachfrage ergibt: Die Bilder dürfen mit Quellenvermerk auch veröffentlicht werden.

Die Website enthält aber auch einige nicht ganz so alte und nicht ganz so harmlose Bilder. Zum Beispiel, wie Männer mit erhobenem rechten Arm über den Marktplatz marschieren. Eines lässt tief blicken: Entstanden 1932, zeigt es oberhessische Bürgermeister, die vermutlich Adolf Hitler bei einem Besuch in Ulrichstein die Ehrenbürgerwürde verleihen wollen. Alternativ könnte auch Hermann Göring der Empfänger der Urkunden in Händen gewesen sein, steht in der Beschreibung. Unter den Bürgermeistern ist jedenfalls auch der Alsfelder – und das war noch vor der Machtergreifung.

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So war’s auch: Nazis marschieren 1932 über den Alsfelder Marktplatz. Foto: Philipp Pfaff, Butzbach, aus: „Oberhessen marschiert“. Ein Bildbericht über den Stand der nationalsozialistischen Bewegung Oberhessens,1932

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