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Nach dem Insolvenzantrag: Gespräch mit Brauerei-Gesellschafter Jochen Schwiersch„Haben zu schnell zu viel investiert“

ALSFELD (aep). Die Alsfelder Landbrauerei GmbH hat Insolvenzantrag gestellt, weil  Zahlungsunfähigkeit droht. Das erklärt der generalbevollmächtigte Gesellschafter Jochen Schwiersch im Gespräch mit Oberhessen-live. Die Gründe lägen vor allem darin, dass die Brauerei zu schnell zu viel investiert habe – nicht in den Produkten selbst. Es gehe weiter – vorerst unter dem Schutz der Insolvenzverwaltung, lautet die Botschaft aus dem Alsfelder Traditionshaus.

Seit Mittwochmittag ist die Brauerei mit ihren 30 Mitarbeitern unter Insolvenzerwaltung gestellt, und zur vorläufigen Insolvenzverwalterin ist die Rechtsanwältin Julia Kappel-Gnirs aus Frankfurt bestellt worden, die allerdings am Donnerstag noch nicht für eine Stellungnahme erreichbar war. Mit dem Antrag dazu, so erklärt Gesellschafter Schwiersch, habe die Geschäftsführung gehandelt, „bevor Illegalität droht“.

Vor einem Dreivierteljahr war die Brauerei angetreten, sich neue Märkte zu erschließen, verkündete man seinerzeit bei einer Pressekonferenz. Das schien nach der Insolvenz im Jahr 2012 und dem Neuanfang mit der Remos Holding im September 2013 wie ein großer Neuanfang. Mit dem neuen Biersortiment „Die Naturburschen“ wollte man den Sprung über die regionalen Grenzen schaffen: in der Fläche expandieren. Doch das hat so schnell nicht funktioniert, räumt der Gesellschafter nun ein: Lebensmittelketten, die anfangs Interesse am Alsfelder Bier gezeigt hätten, hätten sich lange Zeit gelassen, das neue Produkt zu listen – zu lange Zeit.

Hohe Anlauf- und Expansionsinvestitionen

Darüber verging die Sommer-Saison, erklärt Jochen Schwiersch. Hohe Anlauf- und Expansionsinvestitionen – neue Vertriebsmitarbeiter – für eine Vermarktung in der Rhein-Main-Region begannen zu drücken. Dazu sei ein August gekommen, der mit seinem nasskalten Wetter nicht nur der Alsfelder Brauerei die Umsätze verhagelt habe. „Der August gilt in der gesamten Getränkeindustrie als grauenhaft“. Die Folge: „Den Expansionskosten standen leider die Umsätze nicht so schnell zur Verfügung. Wir haben zu schnell zu viel investiert“  Als absehbar wurde, dass die Zahlungsfähigkeit droht, weil man nicht über den Winter kommt, habe man den Antrag gestellt, um unter dem Schutz der Insolvenzverwaltung weiterarbeiten zu können. Für die Mitarbeiter habe man einen Antrag auf Insolvenzausfallgeld gestellt.

Der Schluss von Jochen Schwiersch, der zusammen mit Martin Steffes-Mies als Gesellschafter auftritt: „Wir brauchen mehr Zeit!“

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So war’s im Winter: Jochen Schwiersch (l.) und der Mitgesellschafter Martin Steffes-Mies (2.v.r) präsentierten zusammen mit Geschäftsführer Dieter Resch und der damaligen Marketing-Chefin Claudia Richey das Biersortiment, das überregional vermarktet werden soll.

 

„Wir kämpfen darum, dass es hier weitergeht“

Denn in den Produkten liege nicht das Problem, zeigt er sich sicher: Die Sorten Wasser, die Limonaden und die Natur-Biere seien durchaus erfolgreich: „Wir wachsen signifikant mit den Natur-Burschen.“ Der Druck auf dem Biermarkt von Seiten der Großen in der Branche sei aber zugleich „viel höher, als wir seinerzeit befürchten mussten.“

Unter der Regie der Frankfurter Insolvenzverwalterin Julia Kappel-Gnirs werde nun aber das „Geschäft voll umfänglich weitergeführt“, sagt der Gesellschafter, „Wir wollen mit ihr sehr intensiv zusammenarbeiten.“ Er verspricht nicht zuletzt der Mitarbeiterschaft: „Wir kämpfen darum, dass es hier weitergeht.“

6 Gedanken zu “„Haben zu schnell zu viel investiert“

  1. Das ist sehr schade. Aber:

    Wo man auch nachfragt, aus allen Ecken hört man – „das Bier schmeckt seit einiger Zeit anders“

    Qualitäts- und Geschmacksunterschiede in nur einer Kiste. Das macht langjährige Pilstrinker unglücklich. Dazu kommt noch, aus Kostengründen wurden keine grünen Alsfelder Pils mehr abgefüllt. Wie jeder Kenner weiß, gibt bzw. gab es im Vogelsberg Orte, in denen man ausschließlich grüne Flaschen bekommen hat. Auch wenn es immer als fälschlich abgehandelt wird, es sei das gleiche Produkt in den Flaschen, so schmeckt es doch anders. Sei es durch Lichteinfall oder sonstige Einflüsse. Diese Ortschaften sind meines Erachtens nach im Umsatz sehr gesunken. Zum Direkten Vergleich: wir hatten kürzlich noch eine Kiste mit wenigen letzten grünen Flaschen gefunden. Diese in die parallele Verkostung zu einer neuen braunen. Grün–> wie Lämmchesmilch
    Braun–> nach der grünen nicht zu trinken.

    Ich hoffe es geht wieder aufwärts. Vielleicht nicht immer mehr und mehr wollen, sondern auch als „Traditionshaus“ das Augenmerk auf die Kernprodukte, die „Traditionellen und funktionierenden“ legen

  2. Schluss mit den Träumereien,das Alsfelder Landbier könne sich auf den überregionalen Märkten behaupten.Mit 3-4 ,teilweise gebrandmarkten Leutchen im Management ,wird dies nicht funktionieren.Die Wurstelei muss ein Ende haben.Denn der Steuerzahler wird hier ja auch wieder kräftig zur Kasse gebeten.Hoffentlich ist die Insolvenzverwalterin erfahren genug,dies zu erkennen.
    Was hilft, ist eine Fusion mit einer Großbrauerei,Abspaltung der Mineralwassersparte,die ja noch funktionieren soll usw.

    Nächste Woche beginnt die Braumesse in Nürnberg.Dorthin sollte die Insolvenzverwalterin mit den Verantwortlichen fahren um sich über Trends,Einspar-und Fusionsmöglichkeiten Gedanken zu machen.Die Führungsetage derHausbank sollte gleich mitfahren,denn die bekommt in Alsfeld bekanntlich ja ganz schnell kalte Füße !
    Kommt in die Pötte und denkt an die armen Mitarbeiter-gerade jetzt vor Weihnachten !

  3. Schade um das gute ALSFELDER BIER!
    Ein Stück Heimat geht verloren.
    Es ging doch nichts über ein Alsfelder Premium Pils!
    Süffig, schön gesapft, lecker!!!!
    Und dann das Landbier? Gewöhnungsbedürftig!!!
    Doch es ist immer wieder schön, ein Glas „Alsfelder Bier“ zu trinken.

    Es grüsst, ein ehemaliger Alsfelder aus Niedersachsen.

  4. Wenn es in Alsfeld lokalitäten gibt die auch andere bierbrauereien im Angebot haben ist dies alles nicht verwunderlich.
    Hört mal das Lied von hhalb sechs „wir sind alsfelder junge“.
    Die singen, was man in Alsfeld trinken soll.

  5. Och nööö! Nicht schon wieder die Brauerei!
    Gerade erst wurden sie für ihr Bier ausgezeichnet und haben das mit Freibier gefeiert und nun das!

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