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Bundesverdienstkreuz für Helene Weber – Erkrankt an Neurofibromatose„Sie haben Ihre eigene Erkrankung hinten angestellt“

FLENSUNGEN (aep). Ihre Krankheit klingt kompliziert, ist wenig bekannt und zerstörerisch. Aber Helene Weber hat sich nicht entmutigen lassen, und für ihr Wirken bekam sie am Dienstag vor der Sitzung des Vogelsberger Kreistags das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen – begleitet von lang anhaltendem Beifall. Helene Weber leidet seit 1986 unter der chronischen Tumorerkrankung Neurofibromatose und engagiert sich seither in ihrem Heimatort Mücke ebenso wie bundesweit für Opfer der Erkrankung. Ihr zu Ehren fand die Kreistagssitzung in Mücke statt.

„Was wäre unsere Gesellschaft ohne Menschen wie Sie“, erklärte Landrat Manfred Görig in seiner Ansprache zu der Ehrung. „Mitmenschlichkeit, Solidarität, Nächstenliebe, Toleranz und Gemeinsam sind Werte, die im Alltag gelebt werden müssen, damit sie einen Nährboden haben. Sie haben dies getan. Sie haben sich weit über das übliche Maß hinaus für von der Krankheit Betroffene eingesetzt.“

Bei Helene Weber, so erläuterte der Landrat, trat die Erkrankung 1986 nach der Geburt des zweiten Sohns auf, und im Jahr darauf verlor sie ihr Gehör. Auch beide Kinder bekamen die unheilbare Neurofibromatose Typ 2. Der Sohn Tobias verstarb 2007, ihr zweiter Sohn Benedikt nahm an der Kreistagssitzung teil. Helene Weber ließ sich von dem Schicksal aber nicht entmutigen, betonte der Landrat: „Sie haben immer Ihre eigene Erkrankung hinten angestellt, um anderen zu helfen.“

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Herlene Weber bekommt das Bundesverdienstkreuz angeheftet.

 

So gründete sie 1987 eine Gebärdengruppe und leitete die bis 1997: Die Gruppe brachte Hörende und Gehörlose zusammen, um miteinander zu kommunizieren. Dazu organisierte Helene Weber 1994 das inzwischen traditionelle „Mücke-Treffen“. Auch über den Vogelsbergkreis hinaus war und ist sie aktiv: Sie gründete unter anderem eine bundesweit aktive Selbsthilfegruppe, war von 2001 bis 2011 auch deren Sprecherin, oder entwickelte für Krankenhausbesuche von Betroffenen eine Begleitmappe, um Ertaubten Kommunikation zu ermöglichen. Sie beriet Erkrankte in Seminaren und und half ihnen: „Ein Herzensanliegen war Ihnen die soziale Integration der Erkrankten.“

Görig: „die Anregung gerne unterstützt“

Daher habe er die Anregung des Bundesverbandes Neurofibromotose, ihr das Bundesverdienstkreuz als eine der höchsten Auszeichnungen in Deutschland zu verliehen, als Landrat sehr gerne unterstützt.

„Das Helfen hat mir selbst geholfen“, ließ Helene Weber nach der Verleihung von ihrem Sohn in einer Erklärung verlesen, in der sie sich auch für die Ehrung bedankte – auch unter der Prämisse, das Frauen seltener das Bundesverdienstkreuz erhalten und Engagement im sozialen Bereich damit seltener geehrt werde. Helene Weber: „Es war immer ein Ziel, Menschen zu helfen, sich selbst zu helfen.“

Alle Kreistagsmitglieder und die Besucher standen auf, als ihr Ehemann Klaus Weber sie schließlich im Rollstuhl aus dem Saal schob. Langer Beifall begleitete sie.

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