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Konfliktstoff vor der Zauberhaften Nacht: teurer Brandsicherheitsdienst am Mainzer TorVier Brandschützer für eine Plane über der Straße

ALSFELD (aep). Das hatten sich die Veranstalter so schön ausgedacht. Wenn am Samstag die Zauberhafte Nacht einmal mehr Tausende Menschen nach Alsfeld lockt, dann soll der eine Zipfel der Altstadt, das Mainzer Tor, zu einem Highlight werden: mit einem eigenen, abendfüllenden Unterhaltungsprogramm – ähnlich wie in jedem Jahr, diesmal noch schöner. Stattdessen ist Ärger programmiert. Denn das Mainzer Tor soll eine eigene Brandsicherung bekommen – und die fällt nicht ganz billig aus. Das sehen die Beteiligten nicht ein, man kündigt Widerspruch an.

 

Was kaum einer der vielen Besucher ahnt, die jedes Jahr in der Zauberhaften Nacht durch die Alsfelder Altstadt bummeln: Das Programm am Mainzer Tor gehört zwar inhaltlich zum Gesamtevent, hat organisatorisch aber mit der Veranstaltung gar nichts zu tun. Der Verkehrsverein organisiert, was direkt in der Altstadt stattfindet, doch die am Mainzer Tor ansässigen Firmen sind mit ihrem Programm knapp außerhalb der Zuständigkeitsgrenze – und damit auch nicht glücklich.

Wenn dort also Musiker auftreten, sich Karussells drehen, Bier gezapft wird, dann geschieht das unter der Regie der ansässigen Betriebe – auf deren Kosten und Risiko bis zur Haftung. Deshalb gründete man die Veranstaltergemeinschaft Mainzer Tor. Das alles, damit Besucher in der Zauberhaften Nacht am Mainzer Tor nicht nur vorbei laufen – und damit auch an den Geschäften.

Zum Zehnjährigen ein besonders aufwendiges Programm

In diesem Jahr, zum Zehnjährigen der Zauberhaften Nacht, wollen die zwölf Mitglieder der Veranstaltergemeinschaft Programm und Ambiente am Mainzer Tor noch toppen: mit einer größeren Bühne, mit Liedern aus berühmten Musicals im Wechsel mit Tanzaufführungen darauf. Dazu soll die Gestaltung des Straßenstücks ein besonderes Flair vermitteln: warm, bunt, lebendig. Ein aufwendiges Traversenkarree wird quer über die Fahrbahn aufgebaut, dazwischen ist in 4,5 Metern Höhe eine große Plane gespannt, die mit verschiedenen Lampen stimmungsvoll beleuchtet wird. Um die Plane aber geht es bei dem Streit zwischen Veranstaltern und Stadtverwaltung.

Damit das 24 mal acht Meter große Stück Kunststoff über der Straße hängen kann, so heißt es in einer Verfügung der Stadtverwaltung in dieser Woche, müssen die Veranstalter nämlich einen eigenen Brandsicherheitsdienst einrichten – beziehungsweise von der Alsfelder Feuerwehr stellen lassen. Das teilte die Sachbearbeiterin Monika Kauer dem Geschäftsführer der Stadthalle, Torsten Schneider, mit. Die Stadthalle fungiert als postalische Adresse, der Geschäftsführer ist Manager in der Veranstaltergemeinschaft.

Die Aussage im Schreiben: Nach Paragraf 17, Absatz 2, des Hessischen Gesetzes über den Brandschutz werde ein Brandsicherheitsdienst angeordnet. Den führt die Feuerwehr mit vier Helfern aus, unterstützt von einem Löschfahrzeug. Dauer des „BSD“: fünf Stunden plus/minus Notwendigkeit. Dazu enthält die Verfügung die Anordnung, Tische so aufzustellen, dass sie „mit wenigen Handgriffen umgehend zur Seite geräumt werden können“.

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Im Aufbau: Am Mainzer Tor soll diese Traverse mit einer Plane für besondere Stimmung sorgen.

 

Der Grund für die Anordnung eines Brandsicherheitsdienstes, so erläutert Monika Kauer gegenüber Oberhessen-live, liege darin, dass die Plane nicht feuerfest ist – nicht der B1-Norm entspreche. Auf dieser Auflage bestehe der Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland, mit dem sie sich abgesprochen habe, ebenso wie mit dem Alsfelder Stadtbrandinspektor Michael Eilts. „Wir haben nach einem Ausweg gesucht. Aber da sind mir die Hände gebunden.“

Bei den Veranstaltern fürs Mainzer Tor ist man nicht amüsiert: „Die Geschäfte geben richtig Geld rein, um da etwas Gutes auf die Beine zustellen“, erklärt Torsten Schneider. Gerade jetzt zum Jubiläum der Zauberhaften Nacht. „Davon hat die ganze Stadt etwas – und dann werden wir derart behindert. „Was er konkret meint: Der Brandsicherheitsdienst kostet 400 Euro – zusätzliche Kosten für eine nicht billige, aber fürs Publikum unentgeltliche Veranstaltung.

„Vier Leute mit einem Fahrzeug bewachen eine Plane“, schimpft der Geschäftsführer im Chor mit den Gesellschaftern, weil das Stück Überdachung nicht der Feuersicherheitsnorm B1 entspricht. Man versteht den Sinn nicht: „Die ganze Stadt ist an dem Abend voller Markisen und Stände mit Sachen, die nicht feuerfest sind.“ Tatsächlich wird es aber nur einen BSD geben in der Zauberhaften Nacht: den am Mainzer Tor, finanziert von einer kleinen Gruppe Geschäftsleute. Die Kritik: So werden Veranstaltung unterdrückt.

„Hier wird der Sicherheitsgedanke übertrieben“

Auf die Sinnhaftigkeit angesprochen, verweist Stadtbrandinspektor Eilts auf verschärfte Sicherheitsbestimmungen für Veranstaltungen, die es seit der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg gebe. Er habe schon früh auf ein Brandsicherheitskonzept gedrungen und sei von der Mitteilung, dass eine solche Plane aufgehängt werden soll, in dieser Woche überrascht gewesen. Tatsächlich gebe es damit das Problem, dass die Feuerwehr im Fall des Falles an die Häuser rund ums Mainzer Tor herankommen muss. Die Traverse sei weniger als zwei Meter von den Häusern entfernt. Er selbst sei in dieser Angelegenheit aber auch nur beratend eingebunden gewesen sei – die Entscheidung liege beim Kreisbrandinspektor.

Weil die Vorbereitungen bereits so weit vorangeschritten sind, soll es die Veranstaltung am Mainzer Tor nun aber auch geben wie geplant, erklärte Torsten Schneider am Freitagnachmittag – unter Betonung, dass er prinzipiell natürlich nichts gegen Sicherheitsmaßnahmen habe: „Aber hier wird der Sicherheitsgedanke übertrieben.“ Und wenn der Bescheid über die 400 Euro kommt, „dann legen wir Widerspruch ein.“

Über eine Art Lösung des Konflikts wird übrigens bislang nur getuschelt unter den Beteiligten: Dass die Stadt diesen Fall so handhabt, wie es früher häufiger gemacht wurde. Der Brandsicherheitsdienst kommt, der im Grunde ja in der Zauberhaften Nacht für die ganze Altstadt zur Verfügung steht, aber auf den Bescheid wird verzichtet.

 

6 Gedanken zu “Vier Brandschützer für eine Plane über der Straße

  1. Was auch immer ALYESKA bedeuten soll, habe ich mich jedenfalls mit meinem „richtigen“ Namen gemeldet.
    Mit dem Begriff „Hintergrund Wissen“ wollte ich verdeutlichen, dass ich in diesem Fall die rechtliche Lage nicht beurteilen kann.
    Ich glaube nicht, dass sich ein Herr Sven Holland (KBI) vor irgend einen „Karren“ spannen läßt.

  2. @Hans-Jürgen Zimmer
    Warum schreiben Sie dann überhaupt etwas, wenn Sie eh schon selbst schreiben, daß Sie nix zu schreiben haben (mangels Hintergrundwisses)?

  3. Ich vertrete die Meinung, wenn ich Kritik übe, stehe ich mit meinen Name
    dafür gerade. Aber nicht Anonym, irgendwer aus Alsfeld oder Alsfelder.
    Ich kann und werde mich nicht über diese „Angelegenheit“ äußern, da ich zu wenig Hintergrund Wissen habe.
    Mit freundl. Grüßen
    Hans Zimmer, Alsfeld

  4. …und damit wird dann mal wieder in Alsfeld mit zweierlei „Maß“ gemessen:
    Schön wenn man Geld sparen kann, aber bei anderen Veranstaltungen, die eventuell nicht im Zusammenhang mit welchen aus der Stadt selber stehen, die dürfen reichlich bezahlen!
    Hier werden wieder die „kurzen Wege“ der Stadt zu Verkehrsverein und Geschäften genutzt. Das ist nicht fair gegenüber Anderen!
    Wenn es so kommt, wie es hier steht, „Lösung des Konflikts…Brandsicherheitsdienst kommt…aber auf den Bescheid wird verzichtet.“, dann sollten alle anderen Vereine, Firmen, Privatleute und sonst wer, der sich für kulturelle oder das Allgemeinwohl fördernde Aktivitäten einsetzt, ihre Veranstaltung sein lassen.
    Mal sehen, was dann die Stadt macht, wenn nichts mehr veranstaltet wird. Sicherheit muss sein, das ist klar. Sie sollte auch an oberster Stelle stehen. Man kann es auch übertreiben. Aber auch klar ist, „neue Besen kehren gut“ und das Feuerwehrgerätehaus will finanziert werden…

  5. 400 € damit 4 Feuerwehrleute den ganzen Abend darum stehen! Naja so dringend notwendige und in ihrer Ausführung sparsamsten Investitionen wie ein Touareg ein Alu-Boot etc müssen ja wenigstens ein bisschen refinanziert werden. Außerdem ist es doch gar nicht überraschend das die Stadt Alsfeld weiterhin und immer mehr Dinge den überzogenen und Realitätsfremden Ansprüchen ihrer Feuerwehr opfert. Nachdem sie bereits ihre komplette finanzielle Handlungsmöglichkeit durch den überzogenen und übertriebenen Feuerwehrneubau geopfert hat sind jetzt die Veranstaltungen in Alsfeld und danach wahrscheinlich direkt die Geschäfte in der Innenstadt dran: alles muss weg aus der Stadt, erst wenn Straßen, Geschäfte und Häuser leer sind hat der Touareg freie Fahrt und der Brandschutz ist gewährleistet. Gute Nacht Alsfeld!

  6. Die ganze Geschichte ist lächerlich, die Stadt bzw. auch der Kreis hält sich hier nur an geltendes Recht und Gesetz. Wer übernimmt die Verantwortung und den Schaden, wenn es in Alsfelds Altstadt wegen dieser Plane brennt? Herr Schneider mit Sicherheit nicht, denn 400€ Brandsicherheitsdienst sind ja schon zu viel…
    Zudem wussten die Veranstalter mit Sicherheit schon seit längerer Zeit wann die Zauberhafte Nacht stattfinden soll. Vielleicht sollten die erforderlichen Genehmigungen nicht erst 2 Tage vor der Veranstaltung eingeholt werden. Der ganze Kummer hätte mit einem klärenden Gespräch bei rechtzeitiger Voranmeldung erledigt werden können.

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