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Uni und Studienplatz stehen fest, aber wo wohnen? – Erfahrungen einer Abiturientin„Mama, Papa – ich zieh jetzt aus!“

ALSFELD. Mit dem neuen Lebensabschnitt „Studium“ verlassen viele Jugendliche das Hotel Mama und machen sich auf den Weg in die weite, unbekannte Welt. Das ging vor mir vielen so. Jetzt stecke ich mittendrin! Ich, eine 20-Jährige mit druckfrischem Abitur aus Alsfeld, verlasse mein Elternhaus. Meine neue Stadt, die ich entdecken werde, steht fest, aber wo werde ich wohnen? Und vor allem wie? Kann ich meine Vorstellung von meinen neuen vier Wänden beibehalten?!

 

Kaum hatte ich die feste Zusage der Uni in der Hand, wurde mir klar, dass es nun soweit ist: Ich werde die vier Wände verlassen, in denen ich die letzten 19 Jahre verbracht habe, und mir etwas Eigenes suchen. Etwas Eigenes, wo keine Mama mehr mit dem Essen auf mich wartet und sich kein Papa mehr um Reparaturen in meinem Bad kümmert. Die Vorstellung ist schon etwas komisch, aber irgendwie macht sie einen neugierig und man ist voller Aufregung, wie es nun weiter geht..

Wie will ich denn jetzt überhaupt wohnen? Alleine oder mit mehreren Leuten zusammen? Eine Frage, die ich ziemlich leicht beantworten konnte! Schließlich kann ich mir nicht vorstellen mit 20 Jahren ganz alleine zu wohnen. Ich brauche andere Menschen um mich herum und möchte die Erfahrung in einer WG gelebt zu haben, auf jeden Fall machen! Doch bevor es mit der Suche richtig losgehen konnte, mussten meine Eltern und ich noch mehrere Fragen zusammen beantworten:

OL-WohnungAnna-1709

Gesucht: der Schlüssel zu einem neuen Zuhause.

 

Wo sitzt die preisliche Schmerzgrenze? Wie viel Platz brauch ich überhaupt?

Natürlich war mir klar, dass ich in der neuen Stadt auf keinen Fall so viel Platz für mich haben werde, wie jetzt: hier habe ich sozusagen meine eigene Wohnung im Haus meiner Eltern. Aber nur neun Quadratmeter für ein Bett, einen Schrank, ein Regal und einen Schreibtisch sind doch viel zu klein! Muss ich meine geliebte Couch etwa zurücklassen?

In verschiedenen Internetportalen wurden mir die unterschiedlichsten Angebote angezeigt und schnell hatte ich fünf Stück, die in die nähere Auswahl gezogen wurden. Jetzt musste ich schnell einen Besichtigungstermin mit den Vermietern abmachen, damit ich in nächster Zeit in meine neuen vier Wände beziehen kann. Mein Herz pocht, als ich die Nummer wähle. Wer da jetzt wohl drangehen wird? 1000 Gedanken strömen mir durch den Kopf, bis am Ende der anderen Leitung eine Stimme erklingt. „Eh ja hallo, mein Name ist Anna-Kathleen Schmidt. Ich rufe an wegen dem freien Zimmer, ist das denn noch zu haben?“

 Auf geht’s Richtung Kassel!

Der Tag der Besichtigung stand vor der Tür! Vier von den fünf Zimmern waren noch vier zu haben, auf geht’s Richtung Kassel. Schon nach der ersten Besichtigung bemerkte ich, dass ich meine Ansprüche viel zu hoch gesetzt hatte. Enttäuschend stapfte ich mit meinen Eltern aus dem Mehrfamilienhaus heraus, indem eine WG Gründung stattfinden sollte. „Na super, wenn das so weiter geht…“, dachte ich mir und stieg wieder zurück ins Auto. Nächster Termin: 13 Uhr, Nord – Holland. Was von außen richtig schön aussah, war von innen der reinste Horror. Von dem Treppenhaus wollen wir gar nicht erst anfangen.

In der Wohnung angekommen, fiel mein erster Blick auf die ganzen leeren Bierflaschen, die hinter der Tür in einer Reihe standen. Weiter ging es in der Küche – der Tisch voller Brotkrümel, die nicht erst seit heute Morgen dort lagen. Der Müll sprang mir regelrecht entgegen, genau wie die undefinierbare Verkrustung auf dem Gasherd. Nach dem Blick in die Toilette, hätte ich mich eigentlich verabschieden sollen. Die Tapete kam schon langsam die Decke runter und das Klo wurde auch schon länger nicht mehr geputzt. Langsam wurde mir bewusst, was „daheim wohnen“ für ein Luxus ist. Nachdem ich mir bei einem schnellen Besuch bei H&M den Frust von der Seele shoppen konnte, wartete die erste schöne Wohnung auf mich. Sogar direkt an der Uni! Das einzige Problem waren diesmal meine vermeintlichen Mitbewohner, welche fast zehn Jahre älter waren….

Beim letzten Besuch: Es passt!

Der letzte Besuch stand nun an. Ein Freund von mir wollte aus seiner alten WG ausziehen und sich was Neues suchen. Das heißt für mich: ich könnte in sein Zimmer einziehen! Auf den Bildern, die er mir schickte, sah die Wohnung schon mal nicht schlecht aus. Langsam spielte das Wetter auch nicht mehr mit und es fing an zu regnen. Vielleicht ein Zeichen, dass diesmal wieder nichts dabei rauskommen wird?

Dennis stand schon in der Tür und begrüßte uns mit einem lockeren „Grüßt euch“ und schon standen wir in der Wohnung. Und was soll ich sagen? Das war es einfach! Mein neues Zuhause. Der Flur, das Bad, die Küche und sein Zimmer sprachen mich sofort an. Es war sauber und gemütlich, fast so wie daheim. Mit einem meiner zukünftigen Mitbewohner unterhielt ich mich etwas und er war mir auf Anhieb sympathisch. Und am Ende meines ersten Besuchs stand schon alles fest. „Also, wir würden dich auf jeden Fall nehmen!“, sagten die Zwei zu mir. Und ich? Ich war natürlich auch mit einverstanden und überglücklich! Nach diesem langen Tag hatte das Suchen endlich ein Ende und ich konnte mit der Sicherheit heimfahren, dass in Kassel ein neues Zuhause auf mich wartet..

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