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Wieder Treffen von „Ahle Bulldogge us Angeschbach oh Lannehuse“Bulldogs: mehr als nur alte Maschinen

ANGERSBACH (lrn). Die Kennzeichen VB für Vogelsbergkreis, FD für Fulda und FB für den Wetteraukreis dominierten am Sonntag auf dem Aldi-Parkplatz in Angersbach beim mittlerweile sechsten Treffen der Interessengemeinschaft „Ahle Bulldogge us Angeschbach oh Lannehuse“. Obwohl im September eigentlich an jedem Wochenende im Vogelsbergkreis und rundherum ein Oldtimer- und Traktorentreffen ist, haben die alten Schätzchen offensichtlich nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt

77 Traktoren, Bulldogs, Mähdrescher und zusätzlich alte Motorräder und auch Autos sowie alte Erntemaschinen dominierten das Bild auf dem bereits am Morgen gut gefüllten Parkplatz des Einkaufsmarktes. Das Altersspektrum der landwirtschaftlich genutzten Gerätschaften reichte bei den Traktoren bis zurück ins Jahre 1940 bis in die heutige Zeit. Der 1940 im Deutz-Werk in Köln gebaute Deutz-Schlepper F 1M 414, bekannt unter der Bezeichnung „wassergekühlter 11er Deutz Bauernschlepper“, von Walter Bernhard aus Ober-Seemen im Wetteraukreis dürfte sicherlich einer der vielen Highlights der Ausstellung gewesen sein.

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Die vielen landwirtschaftlichen Maschinen wecken manche nostalgische Erinnerung.

 

Allein die Geschichte des ältesten dieser früher noch aus reinem Metall gebauten Nutzfahrzeuge macht neugierig, sich nicht nur mit den heute oft sehr liebevoll und in langer Kleinarbeit wieder restaurierten Oldtimer auseinanderzusetzen, sondern die meist wechselvolle Geschichte über viele Jahrzehnte hinweg läßt vielmals aufhorchen.

Sie sei kurz am ältesten der in Angersbach gezeigten Traktoren dargestellt. Walter Bernhard, als Betreiber eines Metallbaubetriebes im Wetteraukreis und damit in der Restaurierung solcher Geräte sicher nicht ungeübt, hat den Bauernschlepper erst 1994 erworben. Dort ruhte der alte kleine Traktor wieder etwa 15 Jahre im Dornröschenschlaf, bevor der dann nach rund 15 Jahren wieder zum Laufen gebracht und nun in seiner restlichen Originalfarbe gezeigt wurde. Der zum Leben erweckte Bauernschlepper wurde in den Kriegsjahren in großen Stückzahlen gebaut und an landwirtschaftliche Betriebe ausgeliefert.

Ausgerüstet war er damals mit einem Mähwerk und Antriebsriemenscheibe, eine Zapfwelle hatte er noch nicht. Bis zum 23. August 1958 ist der Verbleib des kleinen Traktors allerdings nichts bekannt. Ab diesem Datum wurde er dann im thüringischen Mühlhausen auf seinen Besitzer in Bollstedt mit dem Kennzeichen LN 60-96 zugelassen. Am 13. November 1990 wechselte er dann zu einem neuen Besitzer in Körner (ebenfalls Thüringen), das Kennzeichen blieb gleich. Anfang der 90er Jahre kaufte ihn dann ein hessischer Molkereibesitzer zu Sammlerzwecken, bevor er dann zu Walter Bernhard kam. Bernhard baut derzeit den gleichen Typ, allerdings mit Baujahr 1936, auf. Nur das Anlassen der alten Traktoren sei etwas umständlich und langwierig, versichert uns der vom Oldtimerfieber befallene Metallbauer.

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Sequenzen aus der Ernte früherer Zeiten fanden am Sonntag in Angersbach das besondere Interesse vieler Gäste.

 

Hubraum, Baujahr und die PS-Stärke sowie der jeweilige Besitzer stehen auf den kleinen Schildchen, die dem interessierten Betrachter ein Stück der Geschichte des jeweiligen Oldtimers verraten, auf Nachfragen beim Besitzer erfährt der Fan alter landwirtschaftlicher Geräte, Autos oder Motorrader dann oft noch mehr über deren Vorleben.

Rund 50 solcher alter Schätzchen sind im Besitz der etwa 45 Mitglieder der Wartenberger Interessengemeinschaft, die mittlerweile jedes Jahr ihren Fuhrpark ausstellt und vorzeigt und sich dazu Gäste einlädt, oftmals hat ein einziges Mitglied gar mehrere Fahrzeuge.

Die Dreschvorführungen und Sequenzen aus der Heuernte am Sonntag, die zu damaliger Zeit noch schweißtreibend betrieben wurden, lockten viele interessierte Zuschauer an, kennen die älteren dies noch aus eigener Erfahrung, während vor allem die Kinder und jüngeren Leute staunend zuschauten, denn für sie war es oft totales Neuland.

Es sind beileibe nicht nur ehemalige Landwirte oder mit der Landwirtschaft verbundene Personen, sondern oftmals vernarrte Oldtimer-Liebhaber, die sich diesem sicher oftmals nicht billigen Hobby widmen. Das Internet bietet ihnen viele Möglichkeit, Ersatzteile sogar aus dem Ausland zu beziehen, manches müsse man eben einfach nachfertigen, erklärten uns Vorsitzender Andreas Seipel und Armin Rodemer im Gespräch. Bei der Frage nach aktuellen und im Gegensatz zu früher gewaltigen Nachfolgemodellen rümpften sie allerdings angesichts des vielen darin verbauten Plastik etwas die Nase.

Auch 2015, so versicherten sie uns, solle es angesichts des regen Zuspruchs wieder ein solches Traktor- Bulldog-und Oldtimertreffen geben.

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