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Kreisel in der Kreisstadt, Ampeln in Alsfeld: zwei Städte, zwei VerkehrsideenKein Platz für die Lösung aus Lauterbach?

LAUTERBACH/ALSFELD. Das wäre der Traum vieler Autofahrer in der Region: durch Alsfeld rollen, ohne alle paar Hundert Meter vor einer roten Ampel zu stehen. Geht nicht, gibt es nicht, sagen alle regionalen Verkehrs-Experten. Aber ein paar Kilometer weiter ist man auch ein paar Schritte weiter zum flüssigen Straßenverkehr: Lauterbach hat innerstädtische Ampelanlagen durch Kreisel ersetzt, wo immer es ging – und damit die Situation auf den kreisstädtischen Straßen entspannt. Wie das geht? „Wir waren da hinterher“, verrät Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller. Ein Gespräch klärt, was wo geht – auch in Alsfeld.

Wie kommt es, dass die Kreisstadt mittlerweile drei frühere Kreuzungsampeln durch Kreisel ersetzt hat und mit zwei weiteren Kreisverkehren schwierige Vekehrssituationen entspannen konnte – während in Alsfeld ein Dutzend Anlagen auf zwei Kilometern „Ampelallee“ und die große Ampelkreuzung bei Altenburg die Autofahrer buchstäblich rot sehen lassen? Die Geduld ist offenbar bei vielen Verkehrsteilnehmern erschöpft: Bei „Dunkelorange“ oder „Hellrot“ noch rüber zu huschen, hat sich eingebürgert, und Fußgänger ignorieren die Wartezeichen an manchen Stellen scharenweise – zum Beispiel am Übergang der Marburger Straße an der Kreuzung zur Alicestraße, wo Fußgänger eine halbe Minute stehen sollen, obwohl gar kein  Autoverkehr kreuzen kann. Das tut kaum jemand.

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Viel Fläche, große Leuchten, meist wenig Verkehr: Die Ampelkreuzung auf der B254 in Altenburg wäre ein perfekter Kreisverkehr.

 

Einst lange Staus an der Lauterbacher Einfahrt

Auch in Lauterbach benötigte man einst oft Geduld, wenn man aus Richtung Alsfeld über die B254 hineinfahren wollte: Die Ampel an der Kreuzung Umgehungsstraße/Cent produzierte häufiger Stau, der sich auf der abschüssigen Bundesstraße nur langsam auflöste. Und heute? Seit 2005 sortiert das Rondell des Konrad-Adenauer-Platzes den Verkehr weitgehend staufrei – echter Fortschritt auch für die Anwohner. Ein Zufall? „Die Gegebenheiten haben gepasst, und da haben alle mitgespielt“, erklärt Egon Weß. Er ist Pressesprecher bei der Straßenverkehrsbehörde HessenMobil in Schotten und ließ sich zu einem Hintergrund-Gespräch mit Oberhessen-live in das Lauterbacher Rathaus einladen. Außer ihm nahmen auch noch Bürgermeister Vollmöller und Hans-Peter Möller als Tiefbau-Verantwortlicher der Stadtverwaltung an dem Gespräch teil.

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Freut sich über die Verkehrskreisel in Lauterbach: Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller am Willy Fiedler-Platz, wo Vogelsbergstraße und Rockelsgasse zusammenlaufen.

Nomen est Omen? Die Kreisstadt Lauterbach war bekanntlich Standort für den allersten Kreisverkehr im Vogelsbergkreis, der seit 1998 auf der B254 das Gewerbegebiet und Einkaufszentrum An der Hall anschließt. Dieser erste Kreisel, der wegen angeblicher Probleme bei der Durchfahrt für seine Enge oft kritisiert wurde, wurde übrigens von Unternehmen des Gewerbegebiets privat finanziert, erinnert Bürgermeister Vollmöller. Damals mussten viele Auto- und auch Lastwagenfahrer erst einmal lernen, wie man sich in einem Verkehrskreisel bewegt, doch die Vorteile in Punkto Sicherheit gegenüber einfachen Kreuzungen haben sich längst herumgesprochen. Als zwei Jahre später ein Kreisverkehr auf Alsfelder Pfefferhöhe die Anbindung der B49 an die A5 regulierte, war ein jahrelanger Unfallschwerpunkt im Vogelsbergkreis mit einem Schlag beseitigt – und der Verkehr fließt.

 Sicherheit ist ein Kriterium für die Einführung eines Kreisels

Kreisverkehr genießt viel Zustimmung im Volk der Autofahrer und gilt mit einer Bewältigung von bis zu 12.000 Autos am Tag auch als preisgünstig leistungsfähig. In Lädnern wie Frankreich, England und Irland gehören Kreisel zum Straßenverkehrsalltag (siehe auch die Abhandlung des ADAC zum Kreisverkehr).

Die Sicherheit: Das ist eines der Kriterien, nach denen beurteilt wird, ob ein Kreisverkehr Sinn macht, erläutert Egon Weß seitens HessenMobil. Es gebe eine Reihe von Vorgaben, die stimmen müssen, ehe solch eine Baumaßnahme umgesetzt wird – und zwar nach einem Leitfaden: „Unverzichtbar ist, dass nachprüfbare Kriterien festgelegt werden“. Die müssten landesweit einheitlich eingehalten werden. Die Frage der Sicherheit sei dabei ganz wichtig – aber auch der Verkehrsfluss. Kann eine Ampelanlage den Verkehrsfluss nicht zufriedenstellend bewältigen, müsse eben über die Alternative nachgedacht werden – wenn die dritte Grundbedingung gegeben ist: Eine Ampelkreuzung ist quasi baufällig.

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Gespräch über Verkehrsführung: Egon Weß von HessenMobil, Bürgermeister Vollmöller und Hans-Peter Möller aus der Stadtverwaltung.

 

Bei Lauterbacher Ampelkreuzungen gab es unterschiedliche Begründungen, warum sie durch Kreisverkehre ersetzt wurden. An der Umgehungsstraße stand der ungenügende Verkehrsfluss im Vordergrund: „Da war die Ampelanlage am Ende ihrer Leistungsfähigkeit“, erklärt Hans-Peter Möller. Und ein Unfallschwerpunkt war die Kreuzung auch, betont Egon Weß. Außerdem: „Der Asphalt war runter, die Anlage veraltet.“  Am Abzweiger der Vogelsbergstraße zur Rockelsgasse in der Stadt war’s vor allem die Sicherheit: „Das war ein Dauerunfallpunkt“, sagt Weß. Heute ziert ein Lauterbacher Strolch den kreisrunden Willy Fiedler-Platz.

In beiden Fällen spielten weitere Faktoren eine Rolle, dass aus der Idee eine Neuerung wurde: „Es haben alle mitgespielt“, erklärt Egon Weß. Die Stadtverwaltung wollte Kreisverkehr, trieb das  Vorhaben mit voran, und gleich mehrere Grundeigentümer waren bereit, für die größere Kreisverkehrsfläche Flächen abzugeben. Inzwischen regulieren in Lauterbach noch zwei weitere  Kreisel den Verkehr: der Peter Grünberg-Platz an der Einmündung B275 und B264 – oder auch Lindenstraße/Fuldaer Straße. Und ein Kreisel auf dem Weg von der B254 nach Wallenrod – eigens für das dortige Unternehmen angelegt.

Schellengasse, Alicestraße: kein Platz für Kreisverkehr?

Und in Alsfeld? Da schütteln die Ingenieure von HessenMobil immer wieder nur die Köpfe. Die ganze Schellengasse rauf, die Alicestraße hindurch: Da seien die Flächen viel zu klein, um einen der normierten Verkehrskreisel anzulegen. Die gibt es in Größen von 28 bis 40 Metern Durchmesser – aber die kleine Variante bewältige nicht den starken Lastwagen-Verkehr auf Alsfelds Druchfahrtstraße. Mehr noch: Ein einzelner Kreisel, wie er immer wieder mal für den Ludwigsplatz ins Gespräch gebracht wird, wäre im Takt der Ampelschaltung auch nicht sinnvoll, weil der Verkehr nicht abfließen könne.

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Begrüßung in Rot: Auf der B254 und der B62 fährt man gen Alsfeld über die Ampelanlage der Hartmannkreuzung.

Egon Weß winkt einmal mehr ab: Kreisel seien in Alsfeld nicht machbar. Immerhin werde jetzt ja die Alsfelder Ampelschaltung überprüft.  Die bisherige Praxis der gründlichen Prüfung gebe den Planern Recht, so verteidigt Weß die Behörde HessenMobil: „Da wo wir Kreisel einsetzen, da haben wir auch Erfolg damit!“

Ob auf dem so genannten „roten Platz“ in Lauterbach, der großflächigen Einmündung Umgehungsstraße/Bahnhofstraße, auch einmal ein Verkehrskreisel gebaut wird, ist noch völlig offen. Mit einem historisch durchwirkten Untergrund scheint die Verzögerung jedenfalls nichts zu tun zu haben. Bürgermeister Vollmöller kramt alte Fotos aus der Schublöade, die beweisen: In  den 50er/60er Jahren war die Ecke bereits einmal ein Kreisverkehr – der dann zur Ampelkreuzung umgebaut wurde. „Das war wohl, weil der Verkehr stark zugenommen hat.“

Von Axel Pries

Ein Gedanke zu “Kein Platz für die Lösung aus Lauterbach?

  1. In Hünfeld war früher zwischen Josefstraße und Großenbacher Tor eine Ampelanlage. Mit Einführung des Haune-Center vor ca. 10 Jahren wurde ein Kreisel installiert. Kein warten mehr vor einer roten Ampel. Nur die Autofahrer sollten mal die Vorfahrtsregeln noch lernen. Wer ausfährt blinkt und sollte die Vorfahrt der Fußgänger achten . Das klappt natürlich nicht, Nur die Vorfahrt der Autofahrer bei der Einfahrt in den Kreisel beachten natürlich die Fußgänger.

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