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Sommerurlaub der anderen Art: von Festival zu Festival – Anna-Kathleen persönlichZwischen Sand, Techno und schlaflosen Nächten

ALSFELD/FRANKFURT/KASTELLAUN. Das war mein „Sommerurlaub“ 2014! Während andere am Strand liegen und sich sonnen, starte ich meinen Tag unausgeschlafen in meinem Campingstuhl und bereite mich mit lauter Musik auf die Nacht vor. Zwei Wochenenden hintereinander hieß es für mich zelten, tanzen, Spaß haben und gute Musik hören!

„Anna, was machst du am 24. – 28. Juli?“ So fing alles an und ich wusste damals noch nicht, welches Ausmaß das nehmen wird. Ob ich Lust auf ein Festival hätte, haben sie mich Anfang dieses Jahres gefragt. Und was habe ich geantwortet? „Ja sicher, immer doch!“ Schnell habe ich mich über das Festival in Frankfurt/Oder erkundigt – Helene Beach. Vier Tage Party am Strand, viele gute DJs und auch einige Bands sowie HipHop-Acts. Am Anfang hatte ich so meine Bedenken. Ob das eine gute Mischung für mich ist? Schließlich lausche ich seit Jahren nur noch elektronischen Klängen. Doch kaum hatte ich mein Ticket bestellt, waren all meine Unsicherheiten verflogen. Das kann doch nur gut werden!

Zufrieden geben konnte ich mich aber immer noch nicht. „Da fehlt doch was!“, habe ich mir gedacht. Schließlich bin ich die letzten zwei Jahre auf dem SonneMondSterne Festival (kurz: SMS), bei einem der größten Open-AirFestival der elektronischen Tanzmusik, immer voll auf meine Kosten gekommen.

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Stimmung pur bei Natur One.

 

Wie gut, dass ich Freunde habe, die genau so verrückt sind wie ich. Und auch diesmal war der Entschluss schnell gefasst: Wir brauchen Tickets für die NATURE ONE! Wir hatten Großes vor, wollten mit ganz vielen Leuten zum 20-Jährigen Jubiläum auf die Raketenbasis Pydna fahren. Letztendlich saß ich am 31. Juli mit drei guten Freunden und jeder Menge guter Laune im Auto. Nächster Halt: Kastellaun!

Essen für die anstehenden Tage wurde gekauft, Schlafsack und Luftmatratze schon mal rausgeholt und mein Zelt kurz vorher nochmal Probe aufgebaut. Meine Vorfreude ließ sich am Abend vor dem Helene Beach Festival nicht mehr in Worte fassen, ich war sowas von bereit! Am nächsten Morgen sah das wieder ganz anders aus…total verschlafen stand ich um kurz vor 4 Uhr auf, schließlich war um 6 Treffpunkt bei meinen zwei Freundinnen. Doch bevor wir die 500 Kilometerlange Reise antreten konnten, mussten wir erstmal versuchen, das ganze Gepäck von drei Mädels in einen Kofferraum zu kriegen: In einen winzigen Kofferraum, genau genommen in den eines Opel Merivas! Niemand wollte auf irgendetwas verzichten und nach gemeinsamen Anpacken und Umstellen konnten wir endlich losfahren. Zeit für mich, ein paar Stunden Schlaf auf der Rückbank zwischen Kühlboxen und Decken nachzuholen. Die fünf Stunden zogen sich, trotz lustiger Momente.

Acht Stunden Anfahrt nach Kastellaun

Aber die Anreise nach Frankfurt/Oder war nichts, wirklich gar nichts im Vergleich zu der nach Kastellaun. Abfahrt: 8 Uhr an der Pfefferhöhe, voraussichtliche Ankunftszeit 10 Uhr. Und auch auf solchen Reisen lernt man für das Leben. Vertraue nie einem Routenplaner aus dem Internet, denn es kommt sowieso alles anders!

Geplante Abfahrt: 8 Uhr, voraussichtliche Ankunftszeit: 10 Uhr!

Abfahrt: 8.30, tatsächliche Ankunftszeit 16 Uhr. Fast 8 Stunden saßen wir im Auto fest, es ging wirklich total schleppend voran. Ein Grund dafür war, dass wir im Camp von Musiclovers and BassCharger Events mitgefahren sind, welches ein großes Stromaggregat, einen Kühlwagen und andere Anhänger in denen unter anderem Traversen gestapelt wurden, mit sich brachte. Unser Ziel war es, dass alle Autos gleichzeitig auf einem großen, freien Campingplatz ankamen…und irgendwann haben wir auch das geschafft! Nachdem das Camp von unseren starken Männern aufgebaut wurde, wusste noch keiner was uns die kommende Nacht erwarten würde..

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Tanzparty im eigenen Camp – das kam bei den Veranstaltern nicht so gut an.

 

Am Helenesee ging es hingegen ganz gesittet zu. Meine beiden Freundinnen waren bereits letztes Jahr dort gewesen und haben Leute aus der Gegend kennengelernt mit denen wir dieses Jahr dann zusammen gecampt haben. Dank Maik konnten wir mit die witzigsten Momente überhaupt erleben, richtige Berliner Schnauze eben! Er war auch der Aufpasser, denn während wir uns am Helensee gesonnt haben, schwimmen gegangen sind und den weichen Sand unter unseren Füßen spürten, hütete er unsere Zelte…na ja, er hat es zumindest versucht. Irgendwann war sein Pegel dann doch so hoch, dass er auf einer Luftmatratze unter dem Pavillon eingeschlafen ist. Auch verzichtete er am ersten Tag auf eine ordentliche Mahlzeit, aber er versicherte uns, dass das kein Problem sei. Das Bier, welches er billig auf Amazon bestellt hatte, war wohl Grundlage genug! In der ersten Nacht gab es ein großes Opening in der Nähe vom Strand, wo wir uns für die darauffolgenden Tage warm tanzten und natürlich auch lachten..

NATURE ONE: Spaß im eigenen Camp

NATURE ONE, Soundcheck! „Was habt ihr hier für ein Monster erschaffen?!“, fragte ich meinen Arbeitskollegen, der das Camp mit organisierte. Es war laut, viele Campingplatzbesucher kamen langsam näher und betrachteten die Sache von außen. Bevor das Festival offiziell anfängt, gibt es Donnerstag Nacht auf dem sogenannten „Campingvillage“ Camps, die ihre Musik zum Besten geben. Die letzten Jahre war das wohl alles viel größer und auch Leute, die kein Festivalticket mehr bekommen hatten, konnten daran teilnehmen. Durch die neue Regelung von i-motion wurde weiten feierwütigen Technoliebhabern einen Strich durch die Rechnung gezogen. Viele Besucher, mit denen ich mich unterhalten habe, bedauerten die neuen Regelungen. Ob es nun wirklich besser oder schlechter war konnte ich bis dato nicht sagen…unser Camp kam gut an, war total voll und noch die nächsten Tage kamen immer Leute zum Tanzen vorbei. Bei uns gab es kaum eine Ruhepause. Morgens gegen 10 Uhr legte schon der nächste Djs auf und brachte unseren Campingplatz F7 zum beben! „Ausschlafen“ oder „zur Ruhe kommen“ waren für uns an diesem Wochenende Fremdwörter. Unser „Stereosafari“-Banner wurde natürlich schön an den Traversen aufgehangen und schon hatten wir ein Stück Heimat in Kastellaun und konnten für unsere Partys im Sägewerk werben.

Dieses schöne Gefühl hielt aber nicht lange an, Samstagmittag kamen zwei Quads auf unseren Campingplatz gefahren und baten uns, dass Camp abzubauen …wegen schlechtem Wetter!? Wohl eher weil wir zu laut waren und der „Mixery Stage“ die Show gestohlen haben, denn von dem heranziehenden Unwetter war nichts zu sehen. Aber nicht nur uns ging es so, auch andere große Camps mussten dicht machen.

Wir waren alle enttäuscht, weil wir zusammen so einen Spaß hatten. Schon alleine beim Zuschauen! Für viele, die in unserem Camp mitgefahren sind, war es der letzte Abend. Aber es war sicherlich nicht der letzte Gedanke, den ich an diese verrückten Menschen verschwendet habe.

Von den ganzen Djs und Acts, die ich mir auf beiden Festivals angeguckt habe, muss ich garnicht erst anfangen. Ich bin voll und ganz auf meine Kosten gekommen! Am letzten Tag meines kleinen Festivalmarathons war ich für einen Moment wirklich traurig, dass jetzt wieder das „normale“ Leben anfängt und ich nächstes Wochenende nicht wieder irgendwo mit Freunden zelte. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, wahnsinnig schöne Nächte unter freiem Himmel verbracht, hab mich total erkältet, aber ich weiß jetzt schon, wo und wie ich den Sommer 2015 verbringen werde..

 Von Anna Kathleen Schmidt

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