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Alternative zum Breitband-Projekt des Kreises: neue Möglichkeiten für AntennenÜber feine Fasern und Funk ins Internet

ALSFELD (aep). Das Wunderding erscheint kaum dicker als ein Haar, tritt mit elf Kumpels auf und versteckt sich in einer dünnen, gelben Gummihülle: Das ist Glasfaser, das ist die Zukunft der Datenübertragung. Ein paar Dutzend Meter, die in den vergangenen Tagen in der Alsfelder Obergasse verlegt wurden, reichen aus, um den Dörfern im Umland das Internet schneller ins Haus zu bringen – was die Breitband-Initiative des Kreises auch bezweckt. Aber dafür braucht man nicht Kilometer der Glasfaser, behauptet der Alsfelder Unternehmer Markus Diehl. Er arbeitet seit Jahren mit Funkstrecken – und hat nun ganz neue Möglichkeiten.

Man muss schon genau hinschauen, um die kleinen Fremdkörper auf dem Dach des Weinhauses zu entdecken, versteckt auf der Schattenseite des Schornsteins. Das ist die zentrale Antenne, über die das von Markus Diehl gegründete IT-Unternehmen deltaweb seit einigen Jahren Internet-Kunden in Alsfeld und Umgebung mit Internet-Anschluss versorgt. Von dort aus gehen die Signale zu Brücken-Antennen auf großen Gebäuden in der Stadt, werden gerichtet über Land zu Richtfunkantennen in mittlerweile zehn Dörfern geschickt, die dann die Verbindung zu den Kunden herstellen.

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Setzt auf Funktechnik: Markus Diehl. Sein Netz bekommt mit der Glasfaser einen Schub in der Leistung.

Das System funktioniert seit fünf Jahren und versorgt mittlerweile knapp 200 Haushalte mit einer Signalleistung von gut 20 Mb. „Dabei hatten wir noch gar keine Werbung gemacht“, erklärt der deltaweb-Chef. Der Grund der Zurückhaltung: Der Anschluss der Antenne im Zentrum des Funknetzes via Kupferkabel erlaubte schlicht kaum mehr Abnehmer. Das soll sich nun ändern – dank der Glasfaser.

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Für die Verlegung der Glasfaserkabel genügten kleinere Baustellen am Marktplatz und in der Obergasse.

Eine einzige dieser hauchdünnen Fasern überträgt nämlich ein Vielfaches der Daten, die in Kupferdrähten möglich sind. „Mit Glasfaser gibt es nach oben kaum noch Grenzen“. schwärmt Markus Diehl. Jene Faser, die nun seine Zentralantenne mit der Vermittlungsstelle der Telekom unterhalb vom Posthof verbindet, könnte 500 bis 600 Haushalte anschließen, meint er. Und sollten es mehr werden, „reicht ein Anruf, und es gibt mehr Leistung“. Technisch sei das kein Problem, wohlgemerkt: mit nur einem der sechs Doppelstränge in der Leitung, die gerade unter der Erde verschwunden ist. Die übrigens sind technisch bedingt – und bilden eine riesige Reserve für kommende Aufgaben.

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Unscheinbar: die zentrale Antenne auf dem Dach des Weinhauses.

Es taucht die Frage auf: Geht deltaweb damit in direkte Konkurrenz zur Breitband-Gesellschaft des Vogelsbergkreises, an der die Stadt Alsfeld sich auch beteiligt? Faktisch ist das so, aber Markus Diehl sieht sein Projekt eher als leichter zu realisierende Ergänzung, und Funkstrecken sind gar nichts Neues im Kreis. Diese Variante werde aber zu Unrecht als Übergangslösung betrachtet. „Das wird der Technik nicht gerecht“, erläutert Christian Rössner, technischer LOeiter bei deltaweb. Ob Funk oder Kabel sei technisch unerheblich: „Die Frage ist vor allem, wie sauber ich meine Knotenpunkte aufbaue“. Auch Einwänden, die Funkstrecke sei anfällig für Störungen zum Beispiel durch Gewitter entgegnet der Techniker mit der Praxis: Es habe da bislang keine Probleme gegeben – mit einer Ausnahme: Als ein Blitz direkt neben einer Antenne einschlug, war die blind.

Von der Investition des IT-Unternehmens profitiert nebenbei auch die Stadt, stellt Markus Diehl fest. Wenn die Glasfaserleitung wie geplant Ende Juli in Betrieb geht, bekommen deren Rechner ebenfalls einen Tempo-Schub. Die hängen nämlich mit dran.

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Unterschiedlich sehen die Brücken-Antennen aus, die Signale vom Weinhaus in die Alsfelder Umgebung senden.

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