Gesellschaft0

Geplatzte Feier in der Adolf-Spieß-Halle: Veranstalter widerspricht Polizei-Darstellung„Von uns hat keiner den Polizisten angepackt“

LAUTERBACH (aep). Eine Feier, an der in Lauterbach mehrere Hundert meist junge Leute in der Adolf-Spieß-Halle teilnahmen, lief in der Nacht zu Sonntag aus dem Ruder, teilte die Polizei mit und meldete Handgreiflichkeiten beim Versuch, die Party zu beenden. So war auch bei Oberhessen-live zu lesen. Doch diese Darstellung stößt auf heftige Kritik: Das war ganz anders, sagt der Gastgeber des Abends, Ali Deniz, Inhaber des Restaurants in der Halle. Nicht etwa Gäste – ein Polizist habe zugeschlagen, „grundlos“.

Die Darstellung der Nacht in der Polizeimeldung:

„Eine Feier, an der mehrere Hundert meist junge Leute in der Adolf-Spieß-Halle teilnahmen, lief in der Nacht von Samstag auf Sonntag aus dem Ruder. Ab 0:45 Uhr meldeten sich mehrere Anrufer bei der Polizei in Lauterbach und beschwerten sich über sehr laute Musik. Die Polizei fuhr zur Adolf-Spieß-Halle und stellte fest, dass die Beschwerden der Anrufer berechtigt waren. Überlaute Musik war auch außerhalb der Halle festzustellen. Viele Gäste hatten zu diesem Zeitpunkt schon sehr viel Alkohol getrunken. Zudem waren etliche Gläser und Flasche zerschlagen worden und die Scherben lagen verteilt auf der Straße. Den Verantwortlichen gaben die eingesetzten Beamten Gelegenheit, aufgrund der sich darstellenden und unübersichtlichen Situation, die Veranstaltung bis 2:00 Uhr zu beenden. Dem Angebot kamen die Betreiber der Eventhalle jedoch bis dahin nicht nach, sodass die Polizei ihrerseits die Party beendete. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten und massiven Beleidigungen gegenüber den eingesetzten Polizisten, die mit mehreren Streifenwagen vor Ort waren. Einige Besucher des Events verhielten sich sehr uneinsichtig und verließen nur unter Protest den Veranstaltungsort. Drei 16-jährige Mädchen hielten sich noch nach 3:00 Uhr ebenfalls in der Halle auf, die aber nicht alkoholisiert waren. Bei dem Einsatz wurden zwei Beamte leicht verletzt.
Es wurden Anzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie wegen Verstöße gegen das Jugendschutzgesetzt und Ruhestörung gegen die Verantwortlichen erstattet.“

„Es war nicht so, wie die Polizei das darstellt“

„Es war nicht so, wie die Polizei das darstellt“, wehrt dagegen Ali Deniz diese Version der Nacht gegenüber Oberhessen-live ab. Er ist Inhaber von „1001 Nacht“, dem Restaurant im Untergeschoss der Adolf Spieß-Halle, und war Gastgeber der Veranstaltung: Das sei die Abschlussparty von Abiturienten an der Vogelsberg- und Alexander von Humboldt-Schule gewesen: 250 junge Leute. „Dass da getrunken wird, ist doch normal.“ Aber jegliche Aggressivität an dem Abend sei von einem Polizisten und seiner weiblichen Kollegin ausgegangen.

Die beiden Beamten seien – ähnlich wie in der Meldung geschildert – gegen 0.30 Uhr das erste Mal an der Halle aufgetaucht und hätten gefordert, dass die Musik leiser gedreht wird und dabei auf Glasscherben vor der Halle hingewiesen. „Wir sind dem nachgekommen. Wir haben die Musk leiser gemacht und auch die Scherben beseitigt“, erklärt der 37-jährige Restaurant-Inhaber Deniz. Um 1.30 Uhr seien beide zurück gekommen und hätten – mittlerweile in barschem Ton – gefordert, die Veranstaltung um 2 Uhr zu beenden. Daraufhin habe er den Beamten erklärt, dass sie dazu kein Recht hätten.

„Ohne ersichtlichen Grund“ zugeschlagen

Und um 3 Uhr seien dann vier Polizisten wieder in der Halle erschienen, jener erste habe ultimativ gefordert: „Hier ist jetzt Feierabend!“ Darauf angesprochen, warum sie das forderten, habe die Polizistin geantwortet: „Das sind zu viele Asis hier.“ Diese Äußerung habe unter den umstehenden Abiturienten große Empörung ausgelöst. Aggressiv geworden sei aber keiner, versichert Ali Deniz. Nur der Polizeibeamte: Der habe in barschem Tonfall gefordert, sofort die Musik auszustellen und dann plötzlich auf der Bühne auf den Cousin von Ali Deniz, Civdet Deniz, eingeschlagen. „Ohne ersichtlichen Grund“. Ähnliches danach noch einmal vor der Tür: Im Beisein von zahlreichen Gästen habe der Beamte seinem Cousin noch einmal vor die Brust geschlagen. „Der war einfach nur aggressiv“, sagt Ali Deniz. „Von uns hat keiner den Polizisten angepackt.“ Die Party war vorbei. Der Cousin ließ sich Prellungen im Krankenhaus attestieren.

OL-Spiess-2805

Schauplatz der Party am Samstag: die Adolf Spieß-Halle.

Und der Restaurantbetreiber ist sauer. Es habe keinen Grund gegeben, die Veranstaltung zu sprengen. „Ich mache so etwas schon seit Jahren. Das gab noch nie Probleme.“ Und es sei auch nicht die erste Party in der Adolf Spieß-Halle gewesen. Aber nun: Einbußen an dem Abend und negative Gerüchte in der Stadt. Zudem müsse er sich auch noch gegen eine Anzeige des Polizeibeamten wehren, erklärt er – und er erwäge, selbst eine Anzeige zu stellen.

Als Indikator, dass die Darstellung der Polizei zweifelhaft sein könnte, führt er eine Tatsache an: Sein Cousin wurde nicht festgenommen. „Hätte er zugeschlagen, dann hätten sie ihn ganz schnell mitgenommen.“

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren