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Das Filou ist Geschichte – Bericht, Bilder und ein Video über den AbschiedZwischen Wehmut, Weinen und Fieber beim Bieten

ALSFELD. Aus. Schluss. Vorbei. Die Alsfelder Musikkneipe Filou ist endgültig Geschichte. Um Punkt 14 Uhr startete am Ostermontag der Ausverkauf. Vom Pepsi-Blechschild bis zum Barhocker – das gesamte Inventar kam unter der Hammer. Von den letzten Minuten einer Alsfelder Kultstätte, die weit mehr war als bloß eine Kneipe. 

Antje Klee ist ein letztes Mal da, wo sie ihr halbes Leben lang am liebsten war. Die Betreiberin des Filous wuselt hinter der Theke hin und her, öffnet Flaschen, schiebt Kisten zur Seite. Ablenkung ist das, was sie jetzt braucht. Jedes Teil, was die Menschen aus dem Lokal tragen, sei wie ein Stück, das man ihr mitten aus dem Herzen reißt, sagt die 55-Jährige. Ihre Stimme versagt, Tränen bahnen sich ihren Weg. Diesen Tag wird sie nie vergessen. Jetzt sei ja noch ein wenig Leben im Filou – aber nachher, wenn nicht nur die Möbel, sondern auch der letzte Gast für immer die Kneipe verlassen hat – Antje will gar nicht daran denken.

Ihr Lebensgefährte Peter Knabl hat den Job des Auktionstors übernommen. Das Mikro in der linken, den Hammer in der rechten Hand, sitzt er an einem der Tische auf der kleinen Bühne und verteilt Zuschläge. Drei Barhocker gehen für 120 Euro weg, einer der Holzbänke unterhalb des großen Spiegels für 20, das halb verrostete Seifenpulver-Werbeschild in der Nähe des Eingangs für 30.

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„Für 140 – zum Ersten…!“ Peter Knabl als schwungvoller Auktionator am Ostermontag.

Eine merkwürdige Mischung aus Wehmut, Trauer und Mitbietfieber umgibt die Gäste. Fast jeder versucht irgendein Teil des Filous zu erhaschen, sei es als Souvenir oder zum weiteren Gebrauch. Das Sammelsurium an Dekoartikeln auf den braunen Holzbalken lichtet sich langsam, die Wände werden kahl. So erlischt Stück für Stück die einzigartige Atmospähre der „Wohnstubb“, wie die Stammgäste ihr Filou nannten.

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Gewonnen! Stefan Hanisch hat das berühmte Bild des nackten Springers ersteigert. „Es bekommt einen Ehrenpplatz!“

Eine Art Markenzeichen der Kneipe waren die grünen Laternen, um die herum so einige Bands auf der kleinen Bühne ihre Instrumente aufgebaut haben. Roland Römer packt eine davon in sein Auto. 50 Euro hat er gezahlt. Für seine Wohnung sei sie etwas zu groß, aber im Garten sei genug Platz. Schnäppchen-König des Tages ist allerdings Christian Karl. Der 18-Jährige bekam das alte Klavier geschenkt. In seiner Scheune will der junge Musiker das in die Jahre gekommene Stück wieder flott machen.

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Was blieb: Das war einmal die Bühne des Filou, auf der unzählige Bands Konzerte gaben.

Stefan Hanisch hat eines der begehrtesten Stücke ergattert. Für 140 Euro darf er das schwarz-weiß Foto des nackten Mannes, der mit ausgestreckten Armen ins Wasser springt, mit nach Hause nehmen. Wo genau er das Bild aufhängt, weiß Hanisch noch nicht. Fest steht jedenfalls: Es bekommt einen Ehrenplatz.

Von Juri Auel – mehr über den Autor

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Galgenhumor in der letzten Filou-Nacht: das Abschiedsgästebuch.

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Abschiedsgeschenk: Johanna und Dennis brachten Ostersonntag eine Dankeschön-Torte mit.

 

 

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