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Nadine Weck gewann bei "Cake Cologne" zweiten Platz – Geschichte einer LeidenschaftHeidi auf der Torte brachte eine Silbermedaille ein

ALSFELD/BERLIN (aep). Kurz vor Köln, nicht weit vom Ziel, als sie einmal bremste, da machte es ein böses Geräusch: „Da war die Heidi runtergefallen“, erinnert sich Nadine Weck an den Schreckmoment. Aber es reichte dennoch zur Silbermedaille. Die gebürtige Alsfelderin hat gerade in einem ungewöhnlichen Wettbewerb mit ihrer Kreation deutschlandweit einen zweiten Platz erreicht: den für die schönsten Torten. Der Lohn für wochenlange Bastelarbeit mit klebrigem Zucker: Ruhm und Ehre – und die Bestätigung für Alle, dass sie es kann.

Eine Silbermedaille bei „Cake Cologne – Das Tortenfestival 2014“ –  das hätte sie vor neun  Jahren wahrlich nicht erwartet, als sie ihren ersten großen Schritt tat: Da war Nadine Weck von Alsfeld nach Berlin gezogen, weil „Berlin mich gereizt hat“, erzählt die 30-Jährige, die heute noch viele Freunde in ihrer Heimatstadt hat – und damals mit Kuchenbacken noch nicht viel mehr im Sinn als jede backfreudige Frau. Aber die Freiheit und Offenheit der Metropole: Die sollten es sein. Umso enttäuschender dann die ersten Erfahrungen in ihrem Beruf als Erzieherin: Auch in Berlin gab es viel Stress für wenig Geld. „Ich dachte mir: Das kann ich auch alleine.“

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Gesagt, getan: „Einen eigenen Laden aufzumachen, war schon immer mein Traum.“  Nadine Weck eröffnete vor vier Jahren ein kleines Café mit extra großer Spielecke – ein „Kindercafé“ – und traf ins Schwarze: „Der Andrang wuchs stetig“, erzählt sie. Bald standen vor dem 70 Quadratmeter großen Café bis zu 19 Kinderwagen, und drinnen herrschte der Lärm entsprechend vieler fröhlicher Kinder. Vor zwei Jahren zog sie um und eröffnete dann in der Görlitzer Straße zusammen mit ihrem Ehemann Björn Krug die „Kuchenkiste“ mit gleichem Anspruch. Und in der Zeit entdeckte Nadine Weck auch ihre Leidenschaft für Torten-Kreationen. „Das war eher Zufall.“ Sie begann, mit übrig gebliebener Zuckerpaste zu basteln – und die Leidenschaft zündete. „Eine kreative Ader hatte ich schon immer. Und bei Torten ist ganz viel möglich.“

Was folgte, formuliert die Tortenkünstlerin so: „Je mehr man sich in den Tortenwahnsinn bewegt, desto mehr findet man.“ Aus ersten Versuchen wurden bald zuckrige Kunstwerke: Sie zauberte eine Batman-Torte, eine Wicki-Torte, eine Pippi-Langstrumpf-Torte – je nach Wunsch von Kunden, die bei ihr höchst individuelle Kreationen erwerben können.

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Von „Cake Cologne “ hörte die autodidaktische Konditorin vergangenen Jahres und entschloss sich im Frühjahr, selbst daran teilzunehmen. Gesucht: eine Idee, gesucht: eine Technik. Nadine Weck entschloss sich zur „Airbrush-Technik“, um eine „Heidi-Torte“ herzustellen. Das funktioniert im Prinzip wie bei der Autolackierung, versucht sie zu erklären, aber man muss wohl selbst Torten bauen, um es wirklich zu verstehen. Das Motiv war klar: „Kindertorten mag ich immer. Da hängt dein bisschen Herzblut dran.“ Es folgten Wochen der Bastelei – und darin ist schon ein Unterschied zu herkömlichen Torte enthalten: Der Körper des Wettbewerbteils ist aus Styropor, weil die essbaren Torten gar nicht so lange halten. Entscheidend ist der Aufbau. Steine und Berge fertigte sie mit Schablonen, fehlten noch die wichtigsten Teile: die Figuren für Heidi und den Geissen-Peter.

Die modellierte sie von Hand, aus Zuckermasse natürlich: „Ich habe ganze Armeen von Heidi-Köpfen hergestellt.“ Das war sie schon ihrem Perfektionsdrang schuldig. Schließlich sah Heidi aber nach Heidi aus und Peter nach Peter – der Wettbewerb stand an, und das Ganze musste nach Köln transportiert werden. Mit einem Abstecher nach Alsfeld musste die Kunst-Torte 700 Kilometer Fahrt überstehen. Das tat sie auch, bis kurz vor Köln eine Bremsung etwas unsanft ausfiel, und es im Kofferraum ein böses Geräusch gab… Heidi lang unten.

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Machte nichts. Letzte Reparaturen waren  war erlaubt, und Nadines Kreation stand in der Kategorie Airbrush-Technik für die Jury bereit – als eine von 70 insgesamt, die in die Rheinmetropole gefahren wurden. Große Freude, als ihr Werk schließlich mit der Silbermedaille ausgezeichnet wurde – das ist auch schon der ganze Preis. Die Künstlerin ist zufrieden: „So eine Auszeichnung ist immer gut“. Ihre Torte fand auch den Weg zurück nach Berlin – und soll einmal in der „Kuchenkiste“ als Ausstellungsstück dienen.

Derart angespornt hat die frühere Alsfelderin aber auch schon neue Torten-Pläne als „Jahresendziel“, wie sie es nennt: Es soll eine bewegliche Torte werden, die Nachbildung eines Kettenkarrussels mit Motor. Als Hochzeitstorte.

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Mit Heidi und Geissenpeter: die erfolgreiche Torte von „Cake Cologne“

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