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Vorstellung der Kriminalstatistik: weniger Delikte – Programm gegen nächtliche Randale„Man muss im Vogelsberg nicht beunruhigt sein“

LAUTERBACH (aep). Es waren vor allem zwei positive Nachrichten, die Andreas Böhm, dem Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg, am Donnerstag beim Pressegespräch am Herzen lagen: Erstens sei die Kriminalitätsrate in der Region weiter auf dem Rückgang – und insbesondere ein Delikt, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen stark berührt, finde nur marginal statt: das der Überfälle und Angriffe auf offener Straße. Sorgen bereite ihm aber eine anhaltend relativ hohe Zahl von Wohnungseinbrüchen.

Zur Erläuterung der jährlichen Kriminalstatistik hatte die Führung der Vogelsberger Polizeidirektion nach Lauterbach geladen, wo der Polizeichef einen konstanten Rückgang der Gesamtzahl aller Delikte feststellte: von 4691 Fällen im Jahr 2009 auf 3763 im vergangenen Jahr. Es gab weniger Körperverletzungen, weniger Raubdelikte, weniger Straßenkriminalität. „Ich bin ganz stolz über das, was wir erreicht haben2, resümierte Andreas Böhm.

Und es gab im vergangenen Jahr „kein vollendetes Tötungsdelikt“, erklärte Wolfgang Taschner, der Leiter der Kriminalpolizei in Alsfeld. Sprich: keinen Mord. Allerdings enthält die Statistik fünf Versuche – genau so viel wie im Jahr davor. Dazu zählen die Schüsse durch eine Scheibe in das Innere einer Wohnung im Oktober in  Alsfeld. Dazu zählt auch die Hatz durch die Landschaft bei Leusel und Ohmes, als Polizisten drei mutmaßliche Einbrecher über die B62 verfolgten. Die Flüchtigen – drei Männer aus Rumänien – wehrten sich mit Rammversuchen gegen das Polizeiauto. „Da waren die Kollegen in Gefahr“, stellte Taschner fest. Eingestellt wurde eine Todesursachen-Ermittlung gegen einen Arzt, die ebenfalls in der Statistik landete.

Eine Steigerung gab es bei den „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, wie die Statistik es nennt: 68 gegenüber 59 im Jahr zuvor. Dazu zählen Vergewaltigungen – aber auch Internet-Delikte. Und im Internet sei die Steigerung begründet, erläuterte Polizeipräsident Alfons Hoff: Die Polizei deckte mehr Fälle auf als in den Vorjahren. Das geschehe nicht einmal zufällig: „Da sind wir jetzt ganz gut aufgestellt.“ So gingen den Ermittlern auch mehrere Täter ins Netz, die mit Kinderpornografie hantierten. Ohnehin  sei das Internet ein Bereich mit wachsender Kriminalitätsrate – worauf das Polizeipräsidium Osthessen mit der Einrichtung einer eigenen Abteilung reagiert habe.

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Internetkriminalität: Polizeipräsident Hoff erläutert mit einem Stück Würfelzucker den Anteil sichtbarer Kriminalität im Vergleich zur tatsächlichen.

Einen weiteren Rückgang der Körperverletzungsfälle im Vogelsbergkreis von 460 im Jahr 2011 auf zuletzt 394 sieht der Alsfelder Polizeichef Harald Bartel auch als Erfolg eines neuen Programms zur Minimierung von Straftaten bei Veranstaltungen: „Anders feiern“. Bartel: „Das scheint langsam zu greifen.“ Kernpunkt des Programms ist, so erklärte Peter Muth, Leiter der Polizeistation in Lauterbach, der Versuch, die Exzesse von öffentlichen Veranstaltungen wie Kirmesfeiern dadurch zu verhindern, indem sie rechtzeitig beendet werden. „Es gibt einen Konsens mit den Veranstaltern“, sagte er. Und auch die Kommunen machten dabei mit. Der Effekt sei positiv: Da die meisten Schlägereien und Sachbeschädigungen bei diesen Veranstaltungen in den Stunden ab 3 Uhr stattfinden, wenn ein Übermaß an Alkohol zu Kontrollverlust führt, wird die Disco um 3 Uhr beendet. Da hätten die Veranstalter kein Problem mit: „Ab der Uhrzeit geht der Verdienst in die Regulierung von Sachbeschädigungen.“

82 Fälle von Wohnungseinbruch gab es im vergangenen Jahr – 100 waren es noch im Jahr 2012, aber 90 auch im Jahr 2011. Einbrüche seien ein ständiges Thema bei der Polizei, sagte Andreas Böhm, der Leiter der Polizeidirektion. Zwei Arten Einbrecher gebe es im wesentlichen: eine gewisse heimische Klientel, die immer wieder mit solchen Straftaten auffalle und häufiger kontriolliert werde. Sorgen bereiteten aber vor allem die durchziehenden Einbrecher, die sich ihre Opfer vor allem in Autobahnnähe suchten. Die sind nur ganz schwer zu ermitteln. Die Polizei setze auf Prävention durch Aufklärung über Haussicherung und häufigere Kontrollen an Schwerpunkten.

An Rauschgiften gebe es alles in der Region, stellte Wolfgang Taschner fest: „Jede Art Betäubungsmittel ist im Vogelsbergkreis verfügbar.“ Auch das überaus zerstörerische Crystel Meth sei darunter. Aber, so Andreas Böhm: „Es wurden keine großen Mengen harter Drogen im Vogelsbergkreis gefunden.“

Sein Resüme der ganzen Statistik: Der Vogelsbergkreis sei einigermaßen sicher. Insbesondere: „Die Taten der Straßenkriminalität die die Bevölkerung beunruhigen, finden fast gar nicht statt.“ Ganze sechs Körperverletzungen auf offener Straße habe es gegeben: „Man muss im Vogelsbergkreis nicht beunruhigt sein.“

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Steter Rückgang der Fallzahlen: ein Grund, stolz zu sein, meint der Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg, Andreas Böhm.

Die Vogelsberger Kriminalität in Statistiken:

 

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