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Homberger Einzelhändler leiden unter Käuferschwund und wirken ratlosGesucht: ein Anstoß aus der Depression

HOMBERG. Man muss nicht lange suchen, um die Misere zu entdecken: Hier stehen Schaufenster leer, dort ist eine Fläche ungenutzt – da gähnt die große Baulücke. Fußgänger sieht man mäßig, dafür brummt der Autoverkehr ohne Unterlass in der Frankfurter Straße in Homberg/Ohm. Und wer nachfragt, der bekommt nur Klagen zu hören. Kein Zweifel: Dem Homberger Innenstadt-Einzelhandel geht es nicht gut. Die Ursachen scheinen vielfältig, die Antwort auf eine Lösung ist meist gleich: ratloses Schulterzucken. Man übt sich in Depression. Es scheint: Es fehlt ein Anstoß.

Da hat es schon etwas Beängstigendes, wenn man mit Geschäftsleuten spricht, die seit vielen Jahren oder Jahrzehnten in Hombergs Altstadt ihre Läden betreiben, und die ihre Lage überwiegend mit dem gleichen Wort beschreiben: „deprimierend.“ Seit der letzte Lebensmittelladen aus der Frankfurter Straße verschwunden ist, seit auch noch Schlecker verschwand, gingen die Umsätze spürbar nach unten. Ein „Magnet“ fehlt, ist man sich einig. Die Einkaufsstraße hat offensichtlich an Attraktivität in der Kundschaft verloren – trotz der Umgestaltung in den vergangenen zwei Jahren: zu mehr Platz für Fußgänger, hin zu mehr Innenstadt-Bummel-Charakter.

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Kein Einzelfall: Leerstand in bester Lage – direkt vor dem Homberger Rathaus.

Wunderbare alte Fachwerkfassaden, die potenziell lauschigen Flächen sind da zu Füßen des Schlossbergs – aber wer belebt sie? Vergebens sucht der Homberg-Besucher auch in der wärmsten Frühlingssonne entlang der wichtigsten Straße nach Tischen und Stühlen, auf denen er sich zwischen zwei Einkäufen niederlassen könnte. Und auch die wichtigsten Fachgeschäfte für täglichen Bedarf sind doch vorhanden. Das Treiben in der Frankfurter Straße mutet indes zielorientiert aus: Schnell aus dem Auto, schnell weg, scheint die Devise – nur wer sich auskennt, entdeckt den Café-Balkon mit Blick ins Grüne. Eine lebendige Altstadt sieht anders aus. Erst recht am Wochenende.

Im Interview: Bürgermeister Dören über die Altstadt-Probleme

Die Homberger Geschäftswelt scheint zum Umschwung kaum in  der Lage: Man lässt die Köpfe hängen – und möchte auch nicht genannt werden. Fakt ist: Der Gewerbeverein steht vor der Auflösung. Dabei wird der Verein gebraucht, jetzt mehr denn je, sagt Hombergs Bürgermeister Béla Dören. Er – der Erfahrung in Sachen Stadtplanung mitbrachte – hat Vorstellungen, woher die Misere kommt, und durchaus Ideen, was man dagegen tun könnte. Indes: Ein Patentrezept kann er auch nicht bieten. In einem Interview mit Oberhessen-live erläutert Béla Dören, wie Homberg sich aus der Misere arbeiten könnte. Das fängt mit dem Appell zu mehr Selbstvertrauen und Gestaltungswillen an.

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„Es wird schwieriger“: Aber Ellen Repp, hier mit Ehemann Michael im eigenen Geschäft, möchte sich nicht unterkriegen lassen.

Eine wie Ellen Repp könnte der Bürgermeister vielleicht gebrauchen, die auf die Homberger Stadtpolitik eigentlich nicht so gut zu sprechen ist: „Für uns wird da nichts getan!“ Es fehlt eine kleiner Lebensmittler, stellt sie fehlt. Es fehlen Cafés, die die Straße beleben – und einer, der es versuchte, habe vergebens die Stadtverwaltung um eine Erlaubnis für ein kleines Plateau zur Begradigung des Bodens ersucht. Ihr eigenes Geschäft – ein Laden für Büroausstattung und Spielzeug – weitete das Sortiment immer mehr aus, um mit mehr Angebot mehr Kunden zu ziehen. „Es wird schwieriger“, fasst sie zusammen – aber wirkt nicht deprimiert. Eher trotzig mit dem Willen zur Tat. In der dritten Generation betreibt die Mitinhaberin das Geschäft, und Ellen Repp mag sich nicht unterkriegen lassen. Wenn es etwas zu verbessern gibt, das versichert sie: Da ist sie dabei.

Von Axel Pries

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Erst vor kurzem bekam die Frankfurter Straße mehr Platz zum Bummeln. Wer belebt die neuen Flächen?

 

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