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Die 19-jährige Rebecca Hahn gibt ein eigenes Magazin heraus: "Blickwinkel"Unbeirrt auf dem Weg zum Traumberuf Journalistin

VOGELSBERGKREIS. Was tun, wenn man jung ist, Journalistin werden möchte, wenn man dann auch noch etwas geschaffen hat, das nach Veröffentlichung ruft – aber kein Verlag zur Seite steht?  Das war’s in den meisten Fällen. Nicht so bei Rebecca Hahn. Nicht einmal ein Jahr nach dem Abitur hat die Studentin ihren eigenen eine-Frau-Verlag gegründet, um ihr Magazin „Blickwinkel“ herausbringen zu können – eine Hürde gemeistert, ein großer Schritt in Richtung Traumberuf.

Schreiben: Das war für sie „schon immer das, was ich tun möchte“, erzählt Rebecca Hahn bei einem Gespräch im Café. Sie studiert derzeit in Gießen, wo sie auch geboren wurde. Aber aufgewachsen ist sie in Homberg/Ohm und wechselte nach der Grundschule nur den Hügel: von Homberg aufs Gymnasium ins nahe Amöneburg. Wenn sie auf die Einladung von Oberhessen-live sofort zusagt, dann nicht nur, weil sie für ihr Projekt werben möchte. Den Ausflug nutzt sie, um ihre in Alsfeld lebende Großmutter zu besuchen. Aber vorher erzählt sie, wie es kommt, dass eine 19-Jährige zur Jungverlegerin wird.

Es ging ursprünglich nur um eine besondere Arbeit auf dem Weg zum Abitur – eine eigene Leistung, die Ähnlichkeit hat mit einer Hausarbeit im Studium. Andere schrieben Schönes über die Rhön, Rebecca wählte Perspektiven zu ihrem Thema. Die Art, wie Menschen wahrnehmen: einander, die Umwelt, das Leben. Sie ging los und stellte Vereine vor, befragte Gehörlose und Blinde, Ideen hatte sie doch „schon immer mehr als Platz“ – und stellte dabei ein journalistisches Werk im Stile eines Reportagemagazins zusammen. Auch, weil sie dabei ihr zweites Jugendhobby einsetzen konnte: die Fotografie. Schon früh war sie gerne mit der Kamera losgezogen. Für ihre „Perspektiven“ setzt sie damit unter anderem ein Schachspiel eigenwillig in Szene.

Als Schülerin ein Praktikum bei der Lokalzeitung

Das ist es, was die angehende Studentin eigentlich tun möchte: erleben, lernen, beschreiben. Das tut sie ja schon, seit es im Praktikum bei einer Lokalzeitung gezündet hat. Als freie Redaktionsmitarbeiterin ist sie auch jetzt in Gießen aktiv, und wenn sie von Journalismus erzählt, wird sie lebendig, sprechen die Hände mit. Aber ganz sachlich, wählt die Abiturientin fürs Studium erst einmal Geschichte und Fachjournalismus als Fächer, merkt, das sie falsch liegt und sattelt um auf Geografie und Politik. Nicht Journalismus. Das wäre ihr zu einseitig, sie will Fachgebiete haben. In der Familie ist man von der journalistischen Idee eh nicht so begeistert: „Werde doch Lehrerin!“ Aber die Passion bleibt: „Journalisumus ist ein toller Beruf!“

„Das musst du unbedingt veröffentlichen!“

Warum nicht, ihre Arbeit gefällt doch. Die Auflage von 30 Stück ihrer Schularbeit findet Abnehmer, und erntet große Komplimente: „Das musst du unbedingt veröffentlichen! Mach mehr daraus!“ So etwas reizt zur Weiterentwicklung. Das war der Moment, in dem die junge Frau sich entscheiden musste: Soll es bei der Arbeit bleiben oder soll mehr daraus werden? Rebecca Hahn beschloss, es zur Nummer eins eines Magazins zu machen: „Blickwinkel“. Und zwar eines gedruckten Magazins, denn ihr geht es nicht um Tempo, sondern um Tiefe. Die sieht sie eher in analogen Formaten.

Das ist leicht gesagt: ein Magazin herausgeben. Wie geht das? „Eine Möglichkeit war: Ich gründe meinen eigenen Verlag.“ Indem sie nämlich investiert und später Ausgaben verkauft, geht sie einer gewerblichen Tätigkeit nach. Rebecca informierte sich, wie das geht und meldete ihr Vorhaben als Verlag an: den „Blickwinkel-Verlag“. Das war vor einem Monat, „nun kann ich offiziell verkaufen.“ Irgendwie scheint die Studentin sich selbst darüber zu wundern. Aber sie ist ihrem Ziel einen großen Schritt näher, die überarbeitete Version von „Perspektiven“ einem größeren Publikum nahezubringen. Keinem ganz großen: Das Heft Nummer eins kommt in den kommenden Wochen in einer exklusiven Auflage von 100 Stück heraus.

Vielleicht werden von der zweiten Ausgabe ja schon mehr gedruckt. Die gibt als Idee und Arbeitsgrundlage nämlich schon und hat ein Thema, das auch zur vielfältigen Betrachtung einlädt: „Mauern“.

Von Axel Pries

OL-Blickwinkel-2602-web

Die Titelseite von „Blickwinkel“ mit dem Thema „Perspektiven“.

 

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