Gesellschaft0

OVAG-Jugend-Literaturpreisträger zu Gast in der VogelsbergschuleMesserscharf zwischen den Zeilen

LAUETERBACH (cgo). Es ist der Klassiker unter den Klischees im Land der Dichter und Denker: „Die Jugend hat die Lust am Lesen verloren“ wird der Generation Facebook allerorts attestiert. Doch Caroline Benz und Jennifer Roos beweisen das Gegenteil: zu Gast auf einer Lesung in der Vogelsbergschule Lauterbach ziehen die Preisträgerinnen des OVAG-Jugend-Literaturpreises hunderte Schüler in ihren Bann – mit Geschichten, die den Nerv der Zeit treffen.

Zehn Jahre Jugend-Literaturpreis – das war nicht nur für den Ausrichter des renommierten Schreib-Wettbewerbs der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG ein Grund zum Feiern, sondern auch für sie: 23 junge Autoren gingen letztes Jahr als Sieger vom Parkett. Im Januar erschien ihr Sammelband mit den Werken der Gewinner. Jetzt sind sie auf einer Lesetour, in der sie ganz Oberhessen ihre Werke vorstellen.

Zum zweiten Mal gewonnen: Caroline Benz

Mit von der Partie ist auch eine Schülerin aus der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld: Caroline Benz, 16 Jahre jung, nahm zum dritten Mal am Schreibwettbewerb der OVAG teil. „Den Literaturpreis habe ich jetzt zum zweiten Mal hintereinander gewonnen“, erklärt die angehende Abiturientin sichtlich stolz. In der Szene gilt sie als großes Talent. In ihrer Kurzgeschichte „Streifen“ erzählt sie von einem Mädchen in einer Psychiatrie.

Es geht um Themen, die bewegen: Magersucht, Alkoholexzesse, die erste große Liebe. Die erst 16-Jährige Caroline Benz schreibt weniger sozialkritisch, anstelle dessen sie messerscharf und zwischen den Zeilen die Gesellschaft beobachtet. »Mario, sagt Michi mit den Augen, dass wir heute Nacht trinken müssen. Michi nickt. «, ist nur eine von wenigen Textstellen, die den Leser erschauern; und an diesem Tag in der Vogelsbergschule vielleicht sogar dem einen oder anderen Jugendlichen einen Spiegel vorhalten – ihn zumindest zum Nachdenken anstoßen.

Autobiographisch sei ihre Kurzgeschichte „Streifen“ nicht. „Dennoch“, sagt Caroline Benz, „weiß ich, was bei meinen Altersgenossen manchmal am Wochenende abgeht.“ Ihr menschlicher Tiefblick kommt nicht von ungefähr: Ihr Vater ist Pfarrer, die Kurzgeschichten ihrer großen Schwester – genau wie ihre – preisgekrönt.

„Doch leider landen die meisten meiner Kurzgeschichten im Papierkorb meines Computers“, bekennt die junge Autorin lächelnd. „Zu viele Ideen, zu wenig Zeit – da sind die Gründe, weshalb nur wenige meiner Geschichten ein Ende finden.“

Für den 11. Jugend-Literatur-Preis in diesem Jahr will Caroline Benz aber wieder eine Geschichte schreiben. Und eines ist schon jetzt gewiss: ihre Leser werden sich freuen.

Die Werke aller Sieger finden sich als MP3-Dateien auf der Website der OVAG.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren