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Kabarettist Faber ließ in Lauterbach lachen:Kleine Schwächen direkt vom Vogelsberg

LAUTERBACH. Nein, echtes Kabarett ist es eigentlich nicht. Zu unpolitisch. Aber auch nicht einfach Comedy – doch zu tiefgängig und feinsinnig. Es ist einfach gut beobachtet und wahnsinnig komisch, was Dietrich Faber als hessisches Multitalent irgendwo zwischen Kabarettist und Krimi-Autor, Sänger und musikalisches Chamäleon auch am Donnerstagabend in Lauterbach wieder auf die Bühne brachte – und runde 250 Zuschauer ausgelassen kichern bis quieken ließ: der sichere Blick für die stete, kleine, menschliche Schwäche.

In  der Reihe des Vogelsberger Gipfel-Kabarett sorgte Dietrich Faber mit seiner Show „Best of Bröhmann“ (Duo FaberhaftGuth) für zweieinhalb kurzweilige Stunden in der Aula der Sparkasse Oberhessen. Eine Show, in der er sich unter musikalischer Begleitung von Evelyn Helbig und Michael Hammer-Harries als Tausendsassa auf der Bühne erwies, wenn er vom Blödler zum Autoren und dann zum blödelnden Musiker wandelte. Dann nennt sich dann musikalisches Wortkabarett.

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Was das Volk dabei aber vor allem quieken ließ, war dazu seine Treffsicherheit, mit der der Künstler bekannte Alltagssituationen persiflierte: des Mannes Nöte im Möbelhaus, beim Tango-Tanz und als Kindergarten-Papi: „Stockbrot! Wer, in Gottes Namen, hat das eigentlich erfunden?“ Und vor allem, wenn Faber als Gießener Junge – „Ich war ganz unten!“ – dazu seine Heimatkenntnisse gesten- und grimassenreich buchstäblich in Wort und Ort auslebt.

Anfassbar Komisches vom Vogelsberg

Denn sie sind fast anfassbar, die kleinen, komischen Geschichten rund um den Vogelsberger Kommissar Henning Bröhmann in den Faber’schen Vogelsberg-Krimis „Toter geht’s nicht“ und „Der Tod macht Schule“ – so anfassbar wie die Gegend, in der sie spielen. Die Typen kennt man doch, die Faber vorstellt– und erst Recht die Schauplätze: der heimliche Kuss beim Regenspaziergang zum Nidda-Stausee, in dessen Wäldern Henning auch am Kindergarten-Zeltlager mit Wolle teilnehmen muss. Und wo eine andere Heldenfigur des Kabarettisten, der alternde Manfred Kreutzer, seinen „Triller“ namens „Geheimdienst im Vogelsberg“ spielen lässt – in bestem Vogelsberger Slang mit lang gerolltem „R“.  Dessen Held Fred ist so cool wie Easy Rider, braucht aber keine Route 66 – hat er doch den Schottenring.

Wenn Faber von den „Horchebüchern“ erzählt, vom Klischee klassischer Klassentreffen oder vom Abend beim Schottener Grillsportverein „Hängebauchschweine“ („Du, Hähnchen gelten bei uns als Gemüs!“): Das Publikum hält sich die Bäuche – und johlt am Ende fröhlich mit, als Dietrich Faber in einer Schlussrunde am Klavier vom Udo Jürgens bis Udo Lindenberg, von Grönemeyer bis Maffay in einem einzigen Song sämtliche Größen deutscher Rock- und Popmusik unterbringt.

Am 22. Mai tritt Dietrich Faber übrigens wieder im Vogelsberg auf: in Alsfeld im Marktcafé.

Von Axel Pries

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