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Ein Monat "ohne": Christoph Diehl lernt Neues kennenWie ging das noch mit dem Handy?

ALSFELD (aep). Kein Handy, kein Auto, keine EC-Karte: Nach der dritten Woche ohne diese Errungenschaften der Zivilisation geht es dem jungen Alsfelder Christoph Diehl nicht wirklich gut – allerdings mehr wegen einer soliden Erkältung. Was sein Experiment betrifft, das er am 1. Januar startete, lässt sich absehen: Er wird es überstehen und die Wette gewinnen. Und vielleicht ein paar Dinge im Leben ändern.

 Zur Erinnerung: Im Dezember war der 19-Jährige mit seiner Mutter die Wette eingegangen, dass er es einen Monat lang ohne diese Utensilien aushalten kann. Dafür winken ihm 500 Euro. Start war am 1. Januar, und Oberhessen-live fühlt seither wöchentlich den Puls: Wie geht es dem Probanten? Bislang gut – und mehr: Christoph lernte wunderbare neue Seiten an sich kennen.

Nach drei Wochen „ohne“ fällt sein Fazit am Montag eher knapp aus: „eigentlich keine Veränderung!“ Also hat er sich arrangiert. Oder doch: So langsam „weiß ich kaum noch, was ich machen soll, wenn ich wieder in Handy habe“. Das war bislang die gravierendste Neuerung: Der Verzicht auf den permanenten Nachrichten-Austausch mit Dutzenden „Freunden“ in etlichen Foren und Gruppen sozialer Netzwerke. Morgens der erste Blick aufs Display, abends die letzte Mitteilung noch im Bett – das gibt es derzeit nicht. Der junge Mann stellte fest: „Ich bin ruhiger geworden“.

Ein Freund will es auch probieren: einen Tag lang

Und auch seine Kumpels hätten abzeptiert, dass man Christoph derzeit nicht via Handy erreichen kann, weil er schlicht keines hat. „Die finden das ganz gut.“ Ein Freund fühlt sich von der Idee sogar angesprochen: Wenigstens für einen Tag will er das auch probieren. Einen Tag lang.

Per Facebook auf dem PC und Haustelefon ist der 19-Jährige schon noch erreichbar, wenn nicht direkt – aber eben nur zu bestimmten Zeiten. Abends, wenn er den Rechner abgeschaltet hat, habe er dann manchmal doch das Gefühl, er könnte etwas verpasst haben, räumt der auch in der Schülervertretung der Max Eyth-Schule aktive Jugendliche ein. Tatsächlich aber sei das noch gar nicht passiert. Apropos Schule: „Da bin ich jetzt viel konzentrierter im Unterricht.“ Noch eines ist mit ihm passiert: ein gewisser Promi-Status hat sich eingestellt, seit er öffentlich von seinem Versuch erzählt. „Ich werde auf der Straße oft angesprochen.“ Und zwar durchweg positiv.

Zu Fuß neue Wege entdeckt

Der Verzicht aufs Auto fällt ihm inzwischen nicht mehr so schwer: Freunde nehmen ihn vom Rodenberg aus mit zur Schule. Und wenn die Wette rum ist, dann will Christoph sich revanchieren: „Dann nehme ich den mal mit.“ Das nennt man dann Fahrgemeinschaft. Neue Wege, neue Entdeckungen: Mittlerweile kennt er eine Abkürzung für Fußgänger zu den Geschäften: „Da gehe ich eigentlich nur drei Straßen.“ Der Autoweg ist ein Stück länger.

Bleibt die Geldfrage, die ihn ein bisschen bedrückte: Er hatte sich anfangs in der Vorausschau etwas verschätzt. Aber nur noch elf Tage vom Monatsende entfernt, kann Christoph jetzt abschätzen: Er wird es doch schaffen. Noch wenig mehr als eine Woche.

 

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