Kultur0

Ilja Richter bei "Der Vulkan lässt lesen"Ein Rückblick mit Augenzwinkern

Von Axel Pries

ALSFELD. Nein, er wurde nicht mit dem berühmten „Licht aus…“ willkommen geheißen, nachdem Andreas Matle, Helmar Bünnecke und Bernd Kunzelmann als Gastgeber das Publikum begrüßt hatten. Aber nur den Autoren, der die Nase ins Buch steckt, mochte Ilja Richter auch nicht geben – Donnerstagabend in Alsfeld, als er für „Der Vulkan lässt lesen“ das Podium betrat. Bei seiner Lesung gönnte sich der Kultmoderator einen ausgiebigen Rückblick auf seine große Zeit im Rampenlicht der „Disco“-Zeit – mit ganz, ganz viel Augenzwinkern. Und reichlich Lachern.

„Du kannst nicht immer 60 sein“, lautet der Titel des Werks, mit dem der 61-Jährige derzeit durch Deutschland tourt – ein Ratgeber fürs Leben, wirbt er selbst. Eine vergnügliche Wanderung durch Jahrzehnte im Showbusiness ist es tatsächlich, bei der so manche Größe aus Musik und Film ihr Fett wegkriegt. Glaubt man der Show jedenfalls, die Ilja Richter daraus vor mehr als 200 Zuschauern im Autohaus Deisenroth mit der ganzen Routine eines langen Rampenlebens auf die Bühne brachte – auf Einladung von OVAG, Buch 2000, und Sparkasse Oberhessen im Rahmen der Lesereihe „Der Vulkan lässt lesen“.

Drei Männer, einer mit Mikro

Foto: aep

Er nahm sie alle aufs Korn: Chris Roberts für seinen Bewegungsreichtum oder Bata Illic, „der einzige Mensch, der mit Polypen Karriere machte“. Oder Peter Alexander, „Gott hab ihn selig“, der bei jeder Show das Publikum mit dem gleichen betroffenen Schmäh eroberte.

Und Ilja Richter tat dem Schlager gestenreich das Gemeinste an, was man einem Schlagerlied antun kann: Er untersuchte die Texte auf ihre Sinnhaftigkeit – mit dem Ergebnis, dass das durchweg mittelalte Publikum sich über Verse die Schenkel klopfte, die es damals in den Siebzigern vielleicht am anrührendsten gefunden hat. Damit tat der Moderator und Autor zugleich etwas, das er sich damals wohl nicht getraut hätte, wäre es ihm denn eingefallen: Disco und Schlager, die ihn groß gemacht haben, einfach nur treffsicher auf die Schippe zu nehmen.

Ilja Richter im Publikum

Foto: aep

Zwischendurch, nach viel Bewegung vorm Mikro, setzte der Autor sich dann doch noch, um aus seinem Buch zu lesen, von Sohn Kolja und vom Dasein als älterer Vater und Lebensgefährte einer jüngeren Frau zu erzählen – in der Weisheit gipfelnd: „Haben Sie keine Angst vor dem Vaterkomplex. Aber vor dem Großvaterkomplex!“

Erst ganz zum Schluss, als Ilja Richter schon Anstalten machte zu gehen, kam er doch noch, der berühmte Ausruf – und zwar in originaler Länge und von ihm selbst: „Licht aus! Wamm! Spot an! Ja!“

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren