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Lebensmittelunverträglichkeiten: Längst keine Seltenheit mehrWenn unser Essen uns krank macht

ALSFELD (bk). Bauchschmerzen, Krämpfe, Magen-Darm-Beschwerden, Hautreizungen bis hin zu zugeschwollenen Atemorganen. Nicht selten sind heute Allergien als Grund für diese Symptome zu finden. Was hat es mit diesen Krankheiten wirklich auf sich? Ein Blick hinter die Kulissen und ein Gespräch mit Betroffenen sorgen für einen genaueren Blick in das Leben mit Einschränkungen beim Essen.

Während heutzutage viele ihre Ernährung auf vegetarisch oder gar vegan umstellen, weil es Hip und angeblich gesünder ist, gibt es im Gegenzug viele Menschen, die sich anders ernähren müssen. Doch während der Markt sich auf die Generation „veganer“ vorbereitet, stehen betroffene Menschen mit gesundheitsbedingten Lebensmitteleinschränkungen oft alleine da.

Das hab ich doch immer vertragen?!

Aufklärung gibt es kaum und Behandlungen zielen oft noch auf andere mögliche Erkrankungen hin. Dabei werden Lebensmittelunverträglichkeiten von Laktose, Gluten, Fruktose und vielem anderen immer schlimmer.

Beatrix Kuske selbst ist nunmehr schon seit über vier Jahren an einer schlimmen Lebensmittelallergie erkrankt. An Getreide kann sie nur Reis und Kartoffelmehl verzehren, Obst und Gemüse muss sie saisonal immer wieder neu auf Verträglichkeit testen, sagt sie, die aufgrund ihrer Erkrankung sogar beruflich wieder bei null anfangen musste.

Viele Lebensmittel enthalten sogenannten „versteckten“ Klebeeiweiß. So wird Mehl oft zur Bindung in Fleisch und Wurstwaren verwendet und selbst in der Teeproduktion wird Mehl als eine Art Trennmittel benutzt, um die Teeblätter beim Transport nicht zu verkleben.

In gut sortierten Supermärkten kann man inzwischen durchaus kleine Ecken mit allergenfreien Produkten finden. Essen gehen, oder als Gast bei einer Feier aufzutreten ist hingegen nie einfach.

Oft ist es besser, sich bereits etwas Gekochtes mitzubringen. Dann erwarte ich aber auch, dass man in der Lage ist, es meinem Sohn wenigstens warm zu machen, ohne es zu „kontaminieren“!Pia Razinger

Dies ist ihr bei einem Besuch im Restaurant passiert. Statt die mitgebrachten Speisen auf einem Teller kurz in der Mikrowelle zu erwärmen, wurden sie in die hauseigene Fritteuse geworfen, in der man fast alle Speisen zubereiten würde.

Das Personal war so in ihrem Trott, dass sie gar nicht merkten, was sie anrichteten!Pia Razinger

Lecker schmeckt anders

Ein Gespräch mit der Friseurmeisterin Pia Razinger lässt tief blicken. Ihr Sohn leidet schon seit Längerem an Zöliakie. Dies ist die reine Unverträglichkeit des „Klebeeiweißes“ welches Mehlen ihre Elastizität und Bindekraft gibt. Die Krankheit wurde bei ihm auch nicht sofort entdeckt. Ein langwieriger Prozess gab dann aber die Diagnose, die der Familie einige Veränderungen brachte.

Beim Einkaufen jeden Artikel genauestens auf die Inhaltsstoffe prüfen. Mehr selbst gemachtes: von Brot, Suppen bis zu Hauptgerichten. Frisch kochen wird zu einem Muss. Wenn man dann doch mal etwas glutenfreies im Supermarkt mitnimmt, kann es einem schnell gehen, wie Razinger. „Das Brot schmeckt nicht!“ war eine Aussage, die die junge Mutter oft zu hören bekommen hat. Erst ein Selbstversuch bestätigte die Aussage ihres Sohnes.

Glutenfreie Produkte sind oft ungenießbar, sie sind trocken und hart. Die Elastizität des Klebeeiweißes fehlt nun mal. Privat gibt es einige Tricks, die man beachten kann, um die selbst gemachten Produkte essbar zu machen. Jedoch ist dies nicht so einfach, wie es sich anhört. Es benötigt viel Geduld, Experimente und vor allem Geld.

Mussten sich ganz schön umstellen: Pia Razinger und ihr Sohn Foto: le

Die Krankheit analysieren

Da die Krankheit bis auf wenige Symptome sich bei jedem anders bemerkbar macht, ist es nicht nur für Ärzte schwer, eine konkrete Diagnose zu stellen. Am einfachsten ist der Selbstversuch. Besonders bei Verdacht auf Laktoseintoleranz.

Bei einem offiziellen Test muss man in ein Labor fahren, wird dort mit einer hochkonzentrierten Laktosemischung konfrontiert und darf sich dann, im schlimmsten Fall mit Krämpfen und der Suche nach einer Toilette auf den Heimweg begeben.

Einfacher geht es mit einem Selbsttest zu Hause in heimischer Umgebung, wo man genau weiß, wo sich nötigenfalls die nächste Toilette befindet.

Auch bei Zöliakie geht es im Labor nur noch darum, die Diagnose schwarz auf weiß zu bekommen. Bei der offiziellen Erforschung der Krankheit wird normalerweise ein Stück Darmgewebe entnommen und untersucht, wobei oft schon ein einfacher Bluttest zur Diagnose reicht.

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