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Herrliches Wanderwetter - Viele Teilnehmer - Kompetenter WanderführerHimmelfahrtswanderung in Storndorf

STORNDORF (ol). Das Wetter hätte nicht schöner sein können für eine Wanderung. Hie und da ein Wölkchen gepaart mit einem erfrischenden Lüftchen, ansonsten Sonnenschein. Die Himmelfahrtswanderung des Kulturvereins Storndorf war ein voller Erfolg, das teilte der Verein in einer Presseinformation mit.

Und so konnte Abteilungsleiter Gerhard Krupa nach seiner Begrüßungsansprache etwa achtzig gut gelaunte Wandererinnen und Wanderer auf die 6 km lange Himmelfahrtswanderung schicken, die ab der neu errichteten Schutzhütte am Stollberg über den Storndorfer Panoramaweg führte.

Auf dem Weg zur Schutzhütte. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Nicht nur wegen des guten Wetters dürften die Teilnehmer von der Veranstaltung angetan gewesen sein, sondern auch wegen der fundierten Ausführungen von Wanderführer Lothar Dymianiw, der mit Worten und zahlreichen Abbildungen Wissenswertes aus der Geschichte Storndorfs sowie aus der Vorgeschichte präsentierte.

An dem alten Sportplatz des Tv Storndorf berichtete Dymianiw von der ehemaligen Festhalle, die der TV in den frühen 1950iger Jahren errichtet hatte. Zwei Bilder verdeutlichten die Bauweise: Eine an drei Seiten offene Holzkonstruktion mit Sattelbach. In der Halle hielt der Turnverein Feste ab, darunter auch Kirmesveranstaltungen. Außerdem informierte Dymianiw über weitere Standorte von Storndorfer Sportplätzen vor dem Bau des jetzigen Sportgeländes in der Friedensstraße, das Ende der 1960iger Jahre angelegt wurde.

Der Vorsitzende des Storndorfer Kulturverein, Ingo Pliska, sprach ein Grußwort. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Weiter ging es zur Schutzhütte am Stollberg, an der Mike Krupa bereits mit erfrischenden Getränken wartete. Die Hütte wurde 2016 von der Gemeinde Schwalmtal in Zusammenarbeit mit der Wandergruppe aufgestellt. Zuvor diente sie als Bushalte-Wartehäuschen an der Haltestelle „Hirsch“ in der Vadenröder Straße. Anläßlich der Wanderung sollte sie nun offiziell ihrer Bestimmung übergeben werden. Die vielen Wanderer boten eine prächtige Kulisse, als der Vorsitzende des Kulturvereins, Ingo Pliska, ein Grußwort zur Einweihung sprach.

An der Schutzhütte tauchte Dymianiw in die Vorgeschichte ein, ging über 3000 Jahre zurück und führte aus, dass sowohl im Stollberg, als auch im Hopfengarten und Kugelberg zahlreiche Hügelgräber zu finden sind. Die Gräber, die der mittleren Bronzezeit (1600 v. Chr. – 1200 v. Chr.) zuzuordnen sind, zeugen davon, dass die Gegend um Storndorf schon sehr früh besiedelt war. Ein weiterer Beleg für die bronzezeitliche Besiedlung stelle ein Brozeschwert dar, das 1932 von Albert Momberger unweit der Wanderhütte beim Abtragen eines Steinhügels gefunden wurde. Das Schwert befindet sich heute im Alsfelder Regionalmuseum. Bronzezeitliche Landwirtschaft und Ernährung, Siedlung und Hausbau, Handwerk und Handel sowie die Gliederung der Bronzezeit nach den mit den Bestattungssitten bezeichneten Epochen „Flachhockerzeit“, „Hügelgräberbronzezeit“ und „Urnenfelderzeit“ waren weitere Themen, denen sich Dymianiw widmete.

Wanderführer Lothar Dymianiw referierte über die bronzezeitliche Besiedlung. Zur Illustration zeigte er Abbildungen von Funden aus einer Ausgrabung am Trätzhof bei Fulda. Bei einer Ausgrabung eines Hügelgrabes im Storndorfer Walddistrikt Hopfengarten, die 1912 stattfand, wurden ebenfalls Grabbeigaben entdeckt: Ein Bronzering, eine Spiralnadel, eine Spirale sowie Tonscherben. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Eine eindrucksvolle Aussicht bot sich den Wanderern an der nächsten Station, dem Aussichtspunkt „Nadlersrast“, die nach dem ehemaligen Revierförster Ludwig Nadler benannt wurde. An diesem Platz installierte der Kulturverein Storndorf 2015 eine Richtungsscheibe, mit deren Hilfe man bequem die Ziele am Horizont identifizieren kann. Im „Weitsichtbuch“ nebenan findet man kurze Erläuterungen zu diesen Zielen. Ein kleine Infotafel enthält neben einer Karte vom Panoramaweg knappe Hinweise über Besonderheiten des Wegpunktes, die natürlich von Dymianiw aufgegriffen und erläutert wurden.

Dymianiw informiert die Zuhörer über die ehemalige Festhalle, die Waldpartien“, den ehemaligen Schießstand und den Grenzstein der Herren von Storndorf. Auf der Abbildung zu sehen: Richtungsscheibe und Weitsichtbuch. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Dymianiw ging zunächst auf die Freiluftveranstaltungen ein, die sogenannten Waldpartien, die in der Nähe von Nadlersrast abgehalten wurden. Als Festhalle diente genau die Halle, von der die Wanderer zuvor schon einmal gehört hatten. Nachdem etwa 1952/1953 die Waldpartiefeste ihr Ende fanden, wurde die Halle abgetragen und an dem Sportplatz des TV neu aufgestellt. Von der Halle im Stollberg sind neben den Erinnerungen von älteren Storndorfer Mitbürgern nur noch einige Dachziegel übrig geblieben, die am ursprünglichen Standort zu finden sind.

Zu den Festen zogen die Storndorfer mit Musik die Weinstraße hinauf, um nach den Klängen der Blaskapelle Vollmöller aus Lauterbach das Tanzbein zu schwingen. Neben einer Zuckerbude für die Kleinen gab es auch eine Schießbude. Zur Erzeugung von Strom nutzte man die Bandsäge von Brennholzschneider Albert Schmidt, die einen Generator des Elektrikermeisters Wilhelm Seiler antrieb. Damals konnte man noch vom Festplatz direkt auf Storndorf hinabsehen, weil im Gegensatz zu heute weder Büsche noch Bäume den Blick versperrten.

Von den „Waldpartien“ spannte Dymianiw den Bogen zu dem Storndorfer Kriegerverein, der in der Festhalle sein jährliches Schützenfest abhielt. Der Kriegerverein weihte 1925 unterhalb des Stollberges einen Schießstand ein. Die Schießbahnen hatten eine Länge von 100 m. Das eigentliche Schießen wurde aus einer festestehen Schießhalle von ca. 5x8m Größe ausgeübt. Am Ende der Bahn befand sich ein Kugelfang mit Unterstand. Junge Burschen stiegen mit einer Leiter in den 2 m tiefen Graben hinab und zeigten mit Tafeln die Treffer an. Die letzte Aufzeichnung über ein Schießen stammt aus dem Jahr 1943, als die Hiltlerjugend eine Schießübung abhielt.

Die Wandergruppe bei der Rast an der der vorletzten Station „Am Berg“. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Zu guter Letzt informierte Dymianiw, dass man sich direkt auf der Grenze von Storndorf und Windhausen befinden würde und verwies auf den historischen Grenzstein, der 1539 von den Herren von Storndorf unter der Anwesenheit von vielen wichtigen Persönlichkeiten aufgestellt wurde.

Die vorletzte Station der Wanderung war am fast fertiggestellten Aussichtshügel „Am Berg“, dem „Monte Stehr“, wie er im Volksmund heißt. Dort konnte sich die Wanderer in wenig stärken. Einige stiegen den Hügel hinauf und genossen von dort die herrliche Rundumsicht. Nach der Rast ging es zurück zur Grillhütte an der Friedensstraße, dem Ausgangspunkt. Hier ließen sich die Teilnehmer die leckeren Waffeln schmecken, die vom Team um Renate Krupa frisch gebacken wurden und zu denen Sahne und Grütze gereicht wurden.

Hoch auf dem Aussichtspunkt: Auf einer Karte konnte man sich orientieren. Mit dem Fernglas gings dann zur Erkundung. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

Vorbereitungen: Mitglieder der Wandergruppe beim Aufstellen eines Zeltes. Foto: Kulturverein Storndorf/Bernd Georg

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