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Physiotherapie, Kunst und Charity in einem: Alsfeld ist um eine Physiotherapiepraxis reicherLisa Hill eröffnet Physiotherapiepraxis

ALSFELD (ls). Eigentlich wollte die 26-jährige Lisa Hill schon immer eine eigene Praxis eröffnen – das es nun doch so schnell ging, damit hatte sie eher nicht gerechnet. Nach einem halbe Jahr Umbauen, Streichen und Vorbereiten ist es in der kommenden Woche so weit: Ihre Physiotherapiepraxis in der Alsfelder Lutherstraße eröffnet am kommenden Dienstag offiziell ihre Türen. Der Schwerpunkt: Die Behandlung der Patienten.

„Ich habe schon länger nach geeigneten Räumlichkeiten gesucht, aber irgendwie war nichts passendes dabei und jetzt hat sich das ziemlich schnell ergeben“, erklärte die examinierte Physiotherapeutin vorab in einem Gespräch. Selbst sportlich beim Frauenfußball des SV Ehringshausen aktiv, stand für sie schon während des Abiturs fest: irgendwas mit Sport soll es sein. Und so kam es letztlich auch. „Eigentlich bin ich eher zufällig zur Physiotherapie gekommen, aber es hat mir gleich am Anfang gut gefallen und vor allem die Verbindung zwischen Sport und dem medizinischen fand ich sehr interessant“, erzählte Hill.

Helle und frische Räumlichkeiten laden zu einer gemütlichen Physiotherapiestunde ein. Fotos: ls

Seit dem sind bereits ein paar Jahre vergangen. 2013 schloss sie ihr Examen ab, arbeitete über zwei Jahre in der Alsfelder Erlenreha, in einer Sportklinik in Bad Nauheim, bildete sich fort und spezialisierte sich und verbachte zudem noch drei Monate im Ausland. Jetzt ist sie wieder zurück in Alsfeld und eröffnet zusammen mit der 42-jährigen Doreen Hill, die bereits seit 19 Jahren in Alsfeld als Physiotherapeutin arbeitet und schon vorher mit Lisa zusammengearbeitet hat, die neue Praxis in der Lutherstraße.

„Ich war sehr viel unterwegs immer und durch das Pendeln zwischen Heimat und Job, war es sehr stressig für mich. Dabei habe ich mich nicht wohl gefühlt und deshalb bin ich zurück nach Alsfeld – zurück in meine Heimat“, so die junge Unternehmerin. In drei Behandlungszimmern werden in Alsfeld künftig die Patienten – hauptsächlich seien das übrigens Knie, Hüften oder Wirbelsäulen – behandelt. Und dazu gibt es viele Möglichkeiten.

Breite Angebotspalette durch sämtliche Bereiche der Physiotherapie

Von der klassischen Physiotherapie, zu Massagen und Lymphdrainagen über Faszientherapie nach Typaldos, sportliches Tapen, Sportphysiotherapie, Wärme- und Kälte-Therapie und Schröpfen bis hin zur alternativen Neuroreha, medical Flossig, eine Therapieart mit Flexband, und einer Triggerpointbehandlung umfasst das Angebot der zwei Frauen wohl alles, was das Herz begehrt – und da steckt eine Menge Arbeit dahinter. „Die Physiotherapie ist sehr schnelllebig und ständig von Veränderungen und Neuerungen geprägt. Vieles lernt man über spezielle Fortbildungen, die wir immer wieder belegen. In sämtlichen Bereichen gibt es immer wieder was Neues zu lernen, das macht besonders viel Spaß“, erklärte die 26-Jährige über ihre Leidenschaft zum Beruf. Das Schönste daran sei allerdings der Kontakt zu den Menschen.

„Ärzte diagnostizieren etwas, aber wir sind letztendlich die, die den Kontakt zu den Menschen haben und ihnen bei der Genesung helfen. Wir sind von Anfang an nahe am Menschen dran und motivieren, helfen so gut es geht und versuchen ihnen das Leben zu erleichtern. Einfach ein neues Knie oder eine neue Hüfte einsetzen ist natürlich schnell gemacht, aber danach fängt die Arbeit erst richtig an – und da kommen wir ins Spiel“, erklärte Doreen Hill mit nicht weniger Leidenschaft zum Beruf. Manchmal ein hartes Stück Arbeit, aber dennoch eins, wo man nicht nur Physiotherapeut ist, sondern Motivator und Seelsorger zugleich.

Im Fokus: Der Mensch und die Behandlungen

Geräte sucht man in der Praxis allerdings vergebens – der Schwerpunkt liege auf der Behandlung und funktionellen Alltagsübungen. „Wir haben hier in Alsfeld sehr viele Fitnessstudios – das brauchen wir nicht auch noch Gerätetraining anzubieten. Wir schauen eher, dass wir den Menschen Alltagsübungen beibringen, die sie selbst jeden Tag für sich trainieren können ohne auf Geräte angewiesen zu sein“, sagte die 42-Jährige und außerdem seien die Übungen mit dem eigenen Körpergewicht gerade in der Physiotherapie sehr förderlich fügte ihre Kollegin Lisa hinzu.

Und für diese Übungen lassen sich die zwei Physiotherapeutinnen richtig viel Zeit – jedenfalls vergleichsweise mit anderen Praxen. 30 Minuten statt lediglich der Hälfte nehmen sie sich für ihre Patienten. „Wir wollen einfach eine anständige Behandlung bieten und wollen, dass unsere Kunden sich besonders wohl fühlen und wir selbst wollen uns auch wohl fühlen mit dem was wir tun – und da trägt ein schnelles Abfertigen der Patienten nicht zu bei“, erklärte Hill weiter. Schon an diesem Samstag kann man sich bei einem Tag der offenen Tür selbst ein Bild davon machen, ehe die Praxis am Dienstag offiziell eröffnet.

Eine Praxis mit dem gewissen Etwas

Zwei charmante Physiotherapeutinnen, drei Behandlungsräume und das spezielle Etwas – so ließe sich die neue Praxis wohl gut beschreiben. Mehr braucht es auch gar nicht. Angefangen mit harmonisch, frischen Farben und gemütlichen Räumlichkeiten bis hin zu einem kleinen Detail an den Wänden: Dort hängen nämlich Bilder eines ehemaligen Patienten der 26-Jährigen, der Künstler ist und dort seine Werke zur Schau stellt – Physiotherapie und Kunstgalerie zugleich. „In gewissen Abständen wechseln die Bilder und es kommen neue an die Wände“, erklärte sie. Und außerdem gebe es noch ein kleines, aber dennoch ganz wichtiges Detail in der Praxis: ein kleines Sparschwein.

„Ich bin während meines Aufenthalts im Ausland auch in Sri Lanka gewesen und habe doch ein Kinderheim besucht, in dem unter anderem auch Physiotherapie mit den Kindern gemacht wurde. Ich habe also viele Einblicke in die Arbeit dort bekommen und war erschrocken. Das kann man mit unserer Arbeit hier in Deutschland gar nicht vergleichen. Sie sind schlecht ausgestattet aber geben dennoch ihr Bestes und da will ich einfach helfen“, erklärte Hill abschließend. Die ersten Therapiematerialien habe sie bereits abgeschickt und zur weiteren Hilfe wird in der Praxis ein kleines Sparschwein aufgestellt, in das jeder Spenden kann was und wenn er möchte.

„Nicht nur die Freiwilligen Therapeuten dort brauchen Hilfe, sondern auch die Kinder“, sagte sie. Alle paar Monate wolle sie das Sparschwein leeren und die Spenden nach Sri Lanka schicken, um auch dort ein Teil zur Physiotherapie beizutragen. Lisa Hills Physiotherapiepraxis wird also nicht nur eine Praxis, sondern Galerie und Physiotherapie als guter Zweck gleichzeitig. Etwas ganz besonderes eben.

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